Angewandtes "Sufics" in der Energie-Versorgung Schwaben AG:

Die Finanzplanung ist das verbindende Element

27.11.1981

Energie-Versorgung Schwaben AG (EVS) ist Landesversorgungsunternehmen für Württemberg und Hohenzollern, zählt zu den zehn Verbundunternehmen der Bundesrepublik und ist Partner im westeuropäischen Stromverbund Das Investitionsvolumen der EVS beträgt bis zum Jahre 1983 aus heutiger Sicht über 3 Milliarden Mark Dies bedeutet im Schnitt ein Finanzengagement von rund 600 Millionen Mark jährlich. Diese Zahlen zeigen, daß die Elektrizitätswirtschaft einer der kapitalintensivsten Industriezweige in der BRD ist Nicht nur das, auch das hohe Investitionsrisiko (Verzögerungen im Kraftwerks- und Leitungsbau] und die zunehmende Unsicherheit über die langfristige Wirtschaftsentwicklung fordern den Einsatz von modernen betriebswirtschaftlichen Systemen zur Planung, Entscheidung und Kontrolle des Betriebsgeschehens.

Aus diesen Gründen hat die EVS ein Planungs-/Kontroll- und Berichtssystem geschaffen.

Im folgenden werden die einzelnen Teilelemente des Vorstands-Informations-Systems (VIS) der EVS dargestellt. Besondere Priorität hat dabei das integrierte Planungssystem, kurz "Inefip' genannt.

Organisation

Die EVS-Organisation gliedert sich in fünf Vorstandsressorts mit den kann

Aufgabengebieten:

- Kaufmännische Angelegenheiten

- Personal-, Verwaltungs-, Rechtswesen;

- Netzbau und Netzbetrieb;

- Kraftwerksprojektierung, Brennstoffbeschaffung;

- Vertrieb.

Unserer Meinung nach sind die Zeiten vorbei, in denen in einem Unternehmen eine zentrale Planungsabteilung die Geschäftsplanung diktiert. Planung ist für uns ein Teamwork der verschiedenen Unternehmensbereiche, allerdings koordiniert von einer zentralen Stelle (betriebswirtschaftlichen Abteilung) und im Rahmen vorgegebener Ziele.

Dabei ist die Finanzplanung das verbindende Element des betrieblichen

Planungssystems.

Die EVS führt eine halbjährliche rollierende Planung mit einem Planungshorizont von zwei bis zehn Jahren durch. Planung bedeutet für uns, die Entwicklung unseres Unternehmens innerhalb des vorgegebenen Planungszeitraumes so gut und

so weit wie möglich überschaubar zu machen, auftauchende Probleme zu

erkennen und optimale - im Simme von bestmögliche - Lösungen zu

erarbeiten. Dazu gehört die Analyse des Entscheidungsprozesses, die Prognose externer Einflüsse, die Suche und Feststellung alternativer Handlungsweisen sowie die Bestimmung

von optimalen beziehungsweise suboptimalen Handlungsalternativen.

Zur Unterstützung der Unternehmensgesamtplanung wird ein computergestütztes integriertes Erfolgs und Finanzplanungsmodell eingesetzt (Inefip). Nur ein integrierter

Ansatz ermöglicht es, die Auswirkungen von alternativen Investitions- und Finanzierungsstrategien hinsichtlich Rentabilität, Liquidität Bilanzstruktur auf das Unternehmen als Ganzes zu analysieren. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einem geschlossenen Planungssystem".

Inefip setzt sich aus mehreren Teilmodellen und Teilplänen zusammen, deren Verarbeitung sowohl integriert als auch einzeln erfolgen kann.

Kernstück des Planungssystems ist das Modell Erfolgs- und Finanzvorschau (Efiv). Dieses Modell ermittelt für einen jeweils vorgegebenen Planungshorizont die Bilanz, die Gewinn- und Verlustrechnung, den Finanz-, Steuern- und Rückstellungsplan. Darauf aufbauend wird eine Kennzahlenübersicht erstellt. Ausgangswerte sind die von obigen Teilmodellen und Teilplänen bereitgestellten Daten, ferner die Eingabedaten für die jüngste historische Bilanz der EVS sowie Prognosedaten über die sonstigen Bilanz-, Ertrags- und Aufwandsposten. Bei der Ermittlung von Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung werden die Interdependenzen zwischen Rücklagenbildung, Dividendenpolitik, Fremdkapitalneuaufnahme, Neuzinsen auf das Fremdkapital, Ertragssteuern und eventuell notwendigen Preiserhöhungen beziehungsweise Verlustvorträgen berücksichtigt.

Ein Planung ist nur dann sinnvoll, wenn gleichzeitig eine effiziente Kontrolle, also ein sogenannte Sol-/Ist-Vergleich, durchgeführt wird. Für diese Zwecke werden bei EVS zur Prüfung der Rentabilität vierteljährlich eine interne Ergebnisrechnung und Bilanz erstellt. Zur Kontrolle der Liquiditätsvorschau oder kurzfristigen Finanzplanung dient die monatlich zu erstellende Finanzflußrechnung. Hierbei werden die einzelnen Buchungsvorgänge überprüft, inwieweit Einzahlungs- beziehungsweise Auszahlungsströme vorliegen.

Soll-/Ist-Abweichungen werden analysiert, und jede Aussage über etwas, was geschehen ist, wird sofort umgedreht in die Frage, was daraus für die Zukunft zu folgern ist. Dadurch können negative Entwicklungen korrigiert beziehungsweise die Chancen zu einer möglichen Verbesserung genutzt werden.

Die in Abbildung 1 dargestellte Modellkonfiguration ist ausschließlich mit der von Sperry Univac angebotenen Modellierungs-Software "Sufics" erstellt worden. Die Systementwicklung und Programmierung wurde von der betriebswirtschaftlichen Abteilung unseres Hauses durchgeführt. Ohne umfangreiche DV-Schulung konnten die mit der Entscheidungsvorbereitung befaßten Kaufleute, die für ihre spezifischen Probleme notwendigen Modelle selbst erstellen und damit das Kommunikationsproblem zwischen Systementwickler (Kaufmann) und Programmersteller (Programmierer)

umgehen. Die Flexibilität von Sufics macht sich hierbei positiv bemerkbar, und zwar Flexibilität im Hinblick auf sich ändernde Datenkonstellationen und Modellstrukturen und die Einsatzmöglichkeit verschiedener Lösungsverfahren. Diese Aussagen gelten auch für die nachfolgend dargestellten Teilsysteme.

Offenes Planungssystem

Von einem "offenen Planungssystem" spricht man, wenn die Rentabilität eines einzelnen oder einzelner Objekte im Vordergrund steht und weniger die Auswirkungen. auf die Gesamtunternehmensentwicklung untersucht werden soll. Es handelt sich also um Investitions- beziehungsweise Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen.

Die dafür notwendigen Modelle werden, bedingt durch variierende Betrachtungsweisen, ad hoc erstellt. Die Ausnahme bildet in unserem Hause das Modell "Kraftwerksvergleichsrechnung". Dieses Modell errechnet auf investitionsrechnerischer Basis, die Gestehungskosten alternativer Kraftwerkstypen und untersucht die Sensibilität dieser Kosten auf bestimmte Parameterveränderungen.

In dieses "offene Planungssystem möchten wir auch die Untersuchungen alternativer Finanzierungsstrategien integrieren und hier insbesondere sogenannte Kauf-/Leasing-Vergleiche ansprechen.

Vorstandsschnellbericht

Dieses Teilelement des EVS-Vorstands-Informations-Systems hat die Funktion, die Entwicklungstendenzen unseres Unternehmens in den Bereichen Kosten, Erlöse und Absatz aufzuzeigen. Dieser Bericht wird monatlich aktualisiert und allen Vorstandsmitgliedern zur Information übergeben. Der Vorstandsschnellbericht bietet nicht nur eine Kurzinformation über die Lage des Unternehmens, sondern ist auch als Frühwarnsystem zu verstehen. Er hat tangierenden Einfluß auf die mittel- beziehungsweise langfristige Unternehmensplanung und ist damit Bestandteil des oben beschriebenen Kontrollsystems.

Neben den im Rahmen der Planungsrechnung erstellten Kennzahlen hat die EVS ein detailliertes Kennzahlensystem entwickelt, das zur Analyse der Unternehmensabschlüsse sowohl intern als auch extern eingesetzt wird. Intern bedeutet: Vergleich der Jahresabschlüsse der EVS für die vergangenen vier Jahre. Extern bedeutet: Vergleich der Jahresabschlüsse ausgesuchter Unternehmen der Elektrizitätswirtschaft.

Das Kennzahlensystem dient zum einen zur Kontrolle des Unternehmens, und zum anderen soll dadurch die Erkenntnisgewinnung verbessert, also Ursachen-Wirkungs-Zusammenhänge aufgezeigt werden. Die Steuerung und Analyse des Unternehmens wird durch diese numerischen Informationen erleichtert. Das Kennzahlensystem hat bei der EVS die Funktion eines betrieblichen Führungsinstrumentes.

EVS setzt die OS 1100-Version von Sufics seit etwa Mitte 1979 ein. Es war damit möglich, das geschilderte Vorstands-Informations-System in relativ kurzer Zeit zu erstellen. Die DV-Schulung der an dieser Arbeit beteiligten Personen betrug maximal acht Tage. Sufics hat sich für die Modellentwicklung sehr positiv ausgewirkt und hat auch die Anforderungen, die wir an eine solche Software stellen, erfüllt:

* Der Planer muß seine Modelle selbst formulieren können.

* Der gesamte Modellaufbau, die Eingabe von Daten, eventuell notwendige Datenänderungen einzelner Zeitreihen als Ganzes oder nur bestimmter Perioden für Alternativrechnungen werden vom Anwender - sprich Sachbearbeiter am Arbeitsplatz - via Terminal eingelesen und die Ergebnisse vom Computer an das Terminal, beziehungsweise wenn vom Anwender gewünscht, direkt auf den Drucker überspielt, notwendige Änderungen beziehungsweise Erweiterungen der Modelle können vom Sachbearbeiter selbst durchgeführt werden. Er ist damit unabhängig vom ,Zeitplan des Programmierers.

Wie die Erfahrung in unserem Hause zeigt, ist dieser Aspekt nicht hoch genug einzustufen. Das Berichtssystem ist so gestaltet, daß jeder Informationsgrad realisierbar ist. Ferner lassen sich sämtliche Datenreihen auch grafisch darstellen.

All diese Möglichkeiten, die nur eine dialogorientierte Modellierungssoftware im Online-Betrieb bieten kann, rechtfertigen ein hohes Vertrauen in die Modellannahmen und Ergebnisse.

Keine fertigen Lösungen

Sufics bietet jedoch keine "fertigen Lösungen" an. Das "Know-how" muß vom Unternehmen, sprich Planer, entwickelt werden. Die Aufbereitung dieser Systeme in eine computergerechte Verarbeitung wird jedoch wesentlich erleichtert.

Informationen: EPS Entscheidungs- und Planungs-Softwaresysteme GmbH, Fauststr. 84, 5000 Köln 90, Tel.: 0 22 03/2 10 55.