Jobstart

Die Fehler der Unternehmen

28.10.2012
Von Hans-Jörg Schumacher
Unternehmen investieren viel Zeit und Geld in die Suche nach hoch qualifizierten IT-Fachkräften. Doch nach deren Ankunft begehen sie häufig gravierende Fehler - mit der Folge, dass das Arbeitsverhältnis nach der Probezeit endet.
Einsteiger haben viele Fragen. Allerdings sollte man die Neuen nicht am ersten Tag mit allen Informationen überschütten.
Einsteiger haben viele Fragen. Allerdings sollte man die Neuen nicht am ersten Tag mit allen Informationen überschütten.
Foto: bluedesign/Fotolia.com

Eine IT-Fachkraft geht, eine andere kommt. Für IT-Unternehmen ist das der Alltag - für den Neuen nicht. Für ihn beginnt ein Lebensabschnitt. Mit einer entsprechenden inneren Anspannung erscheint er am ersten Tag. Aber auch für die Kollegen ist die Situation nicht alltäglich. Sie sind neugierig und wollen herausfinden: Passt er zu uns, oder bringt er Unruhe ins Team?

Doch zweifellos ist die Anspannung beim Neuen am größten. Entsprechend verunsichert ist er, selbst wenn er sich bemüht Ruhe und Coolness auszustrahlen. Deshalb ist eine angemessene Begrüßung Chefsache. Der "Big Boss" und bei größeren Unternehmen der unmittelbare Vorgesetzte sollten sich am ersten Tag ausreichend Zeit für ein Orientierungsgespräch nehmen. Nicht nur, um ihm das Gefühl zu vermitteln "Du bist für uns wichtig" und "Wir freuen uns auf dich", sondern auch, um ihn etwa über die Gepflogenheiten des Betriebs, die an ihn gestellten Erwartungen und wichtige Ansprechpartner zu informieren.

Solche Orientierungsgespräche finden in vielen Betrieben nicht statt. Häufig beschränken sich die Verantwortlichen darauf, den Neuen sozusagen im Vorübergehen per Handschlag zu begrüßen. Dann soll er loslegen. Meist wird das Gespräch aus Zeitgründen immer wieder verschoben - und am Ende findet es gar nicht statt. Folglich kann der Neue nur raten, was es im Betrieb beim Erledigen bestimmter Aufgaben zu beachten gilt.

Orientierungsgespräch führen

Auf das möglichst früh anzusetzende Orientierungsgespräch sollte sich der Vorgesetzte vorbereiten - nicht nur, indem er sich stichwortartig notiert, worüber er reden möchte, sondern auch, indem er das Informationsmaterial zusammenstellt, das der Neue braucht. Eine gezielte Vorbereitung ist auch wichtig, weil sich der Mitarbeiter in den ersten Stunden und Tagen sein Bild darüber macht, worauf im Betrieb viel Wert gelegt wird. Zum Beispiel eher schnell oder eher sorgfältig zu arbeiten. Oder bei Problemen eher eigenständig eine Lösung zu suchen oder Rücksprache zu halten.

Generell gilt: Neue Mitarbeiter brauchen viel Information. Sie kennen weder die innerbetrieblichen Abläufe und Zuständigkeiten noch Kunden und Lieferanten des Unternehmens. Also müssen sie ihnen genannt werden. Sonst sind sie orientierungslos, und schnell entsteht bei Kollegen und Vorgesetzten das Bild: Ein echter Fachmann (beziehungsweise Spezialist) ist das nicht, auf den hätten wir wahrscheinlich auch verzichten können.

Doch auch ein Zuviel an Information kann das reibungslose Eingliedern erschweren. Manche Betriebe decken neue Mitarbeiter in den ersten Tagen mit so vielen Detailinformationen ein, dass sich ihnen der Kopf dreht. Die Folge: Der Neue muss immer wieder nachfragen, obwohl es ihm "schon hundert Mal" erklärt wurde. Das erzeugt beim Neuen Versagensängste und führt bei seinen Kollegen zu dem Gefühl: Der ist offensichtlich etwas schwer von Begriff. Um das zu vermeiden, sollte für neue Mitarbeiter ein Einarbeitungsplan erstellt werden, in dem definiert ist, in welche Arbeitsfelder der Neue wann eingeführt wird, welche Informationen er dafür benötigt und wer ihm diese gibt. Ein solcher Plan erleichtert die strukturierte Weitergabe der Information. Er ermöglicht es der neuen Fachkraft auch, schnell eigenverantwortlich Arbeitsfelder zu übernehmen.

Regelmäßige Treffen vereinbaren

In den ersten Monaten sollten auch regelmäßige Treffen zwischen dem Neuen und seinem Vorgesetzten stattfinden, in denen sich beide darüber austauschen, welche Erfahrungen der Mitarbeiter bisher gesammelt hat und was er noch benötigt.

Solche Gespräche finden in den meisten Betrieben nicht statt. Dabei wären sie für die Unternehmen fruchtbar, denn die Neuen sind noch nicht betriebsblind. Sie haben noch einen unverstellten Blick auf die Stärken und Schwächen des Unternehmens. Also können sie viele Anregungen für Verbesserungen geben. Eines sollten sich Vorgesetzte vor Augen führen: Je begehrter ein IT-Spezialist ist, desto stärker wird er seine Probezeit auch als Probezeit für das Unternehmen betrachten. Verfestigt sich in dieser Zeit bei ihm das Gefühl "Ich habe mich falsch entschieden", ist er, da er noch nicht emotional an das Unternehmen gebunden ist, schnell zu einem erneuten Arbeitgeberwechsel bereit.

In diesen Gesprächen sollte der Neue auch eine Rückmeldung über seine Leistung erhalten. Dann kann er sein Verhalten korrigieren, so dass Mängel nicht automatisch zu einer Auflösung des Arbeitsverhältnisses am Ende der Probezeit führen. Denn diese Entscheidung ist für das Unternehmen die teuerste. Schließlich kostet jede Fehlbesetzung mehrere Monatsgehälter.