Chef werden

Die ersten Schritte als Führungskraft

13.01.2012
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

Früh zeigt sich, wer geeignet ist

Diethelm Siebuhr leitet als Geschäftsführer Easynet. Das mittelständische Unternehmen beschäftigt in Hamburg rund 160 Mitarbeiter. Inzwischen verfügt die Firma über ein umfangreiches Programm, um möglichst früh geeignete Mitarbeiter auf Führungsaufgaben vorzubereiten. "Wir haben vor sieben Jahren festgestellt, dass uns Nachwuchskräfte für das mittlere Management fehlen", berichtet Siebuhr. Fehlende Qualifikation und Erfahrung waren Gründe, weshalb nicht alle Mitarbeiter für die nächste Karrierestufe geeignet waren.

Diethelm Siebuhr, Easynet: " Eine frühe und individuelle Förderung der Mitarbeiter zeigt schnell, wer Führungsqualitäten hat."
Diethelm Siebuhr, Easynet: " Eine frühe und individuelle Förderung der Mitarbeiter zeigt schnell, wer Führungsqualitäten hat."
Foto: Easynet

Inzwischen investiert das Unternehmen in Aus- und Weiterbildung. Um geeignete Mitarbeiter für Führungsaufgaben auszuwählen, nutzt Easynet unterschiedliche Wege. "Schon im Einstellungsgespräch achten wir genau darauf, ob der Bewerber auch das Potenzial für eine andere Position hat", kommentiert Siebuhr. Regelmäßige Mitarbeitergespräche, in denen Stärken und Schwächen besprochen werden, helfen den Vorgesetzten, sich ein genaues Bild zu verschaffen. Anschließend verschwinden diese Evaluationen keineswegs in den Personalakten, sondern werden im Management-Kreis diskutiert.

"In die Beurteilung fließt außerdem ein, wie sich jemand in Projekten bewährt, seinen Arbeitsablauf organisiert und mit Kollegen aus anderen Bereichen kommuniziert", so Siebuhr. Er ergänzt: "Geheim bleiben diese Beobachtungen keineswegs, sondern in zwei Mitarbeitergesprächen sprechen Vorgesetzte und Mitarbeiter über Stärken und Schwächen und vereinbaren einen persönlichen Entwicklungsplan."

Mehrere Möglichkeiten warten auf diejenigen, denen der nächste Karriereschritt zugetraut wird. "Die individuelle Förderung ist uns wichtig. Das kann eine Projektleitung sein oder auch ein Wechsel auf eine Position im Ausland", erläutert der Geschäftsführer. Seit zwei Jahren ergänzt die Methode des 360-Grad-Feedbacks den Kanon der Beurteilungs-Tools. Selbst wenn die erste Führungsposition noch in weiter Ferne liegt, profitieren die Mitarbeiter von der frühen Förderung; manche werden für ihre gute Arbeit mit einer Gehaltserhöhung belohnt.

Neben einzelnen Fördermaßnahmen existiert noch ein international angelegtes Leadership-Programm, das sich aus mehreren Weiterbildungskursen zusammensetzt. Die Lernblöcke dauern jeweils zwei bis fünf Tage und finden drei- bis viermal über ein ganzes Jahr verteilt statt. Wer es in dieses internationale Programm geschafft hat, dem stehen nach erfolgreichem Abschluss viele Wege offen. Neben einer Aufgabe mit Personalverantwortung bietet Easynet durchaus auch Fachkarrieren an. Ein individuelles Coaching unterstützt Mitarbeiter, die sich neuen Aufgaben stellen.

Das bisher Erreichte biete eine gute Ausgangsbasis, Siebuhr spricht von einer Erfolgsquote von 80 bis 90 Prozent. Auf den Lorbeeren ausruhen möchte sich der Geschäftsführer aber nicht: "Es kann trotzdem sein, dass wir das Potenzial des einen oder anderen Mitarbeiters verkennen."