Die ersten Prep-kompatiblen Rechner IBM und Motorola folgen Bull bei Systemen mit Power-PC-CPU

14.10.1994

MUENCHEN (kk) - Was haben Byzanz, Konstantinopel und Istanbul gemeinsam mit Escala, RS/6000 und Powerstack? Nichts, ausser der Tatsache, dass drei verschiedene Namen fuer ein und dieselbe Sache stehen. Nachdem Bull seine Escala-Rechnerfamilie mit Power-PC- Prozessoren bereits vor zwei Wochen vorgestellt hatte, zogen nun IBM und Motorola mit ihren AIX-Angeboten nach.

Big Blue verzichtet fuer die neuen Ein- und Mehrprozessor-Systeme auf einen sprechenden Namen und reiht sie in die bestehende RS/6000-Familie ein. RS/6000, Modell "G30", beherbergt im Minitower-Gehaeuse zwei bis vier 601-Chips (auf Doppelprozessor- Steckkarten) mit 75 Megahertz Taktfrequenz und je einem halben MB L2-Cache, 32 bis 512 MB gemeinsamen Hauptspeicher und insgesamt sechs Microchannel-Steckplaetze. Integriert sind ausserdem eine Festplatte mit 1,1 GB Kapazitaet (fast und wide SCSI) und ein CD- ROM-Laufwerk. IBM bietet diese Systeme ab rund 85 000 Mark an, allerdings ist dabei das Betriebssystem AIX 4.1 nicht enthalten (vgl. CW Nr. 39 vom 30.September 1994, Seite 4: "Auf Power-PC- Basis.." und Seite 33:

"SMP-Systeme mit...").

Rund 90 000 Mark hoeher liegen die Einstiegspreise fuer die

"J30"-Serie im groesseren Standgehaeuse, das zunaechst ebenfalls fuer zwei Doppelprozessor-Karten freigegeben ist, aber insgesamt vier davon aufnehmen kann. Die Festplatte mit 2,2 GB sowie die maximale Cache- und Hauptspeicherkapazitaet sind mit 1 beziehungsweise 64 MB im Vergleich zum G30-Modell ebenfalls doppelt so hoch. Nur die Festplatten des Raid-Systems der J30-Serie lassen sich waehrend des Betriebs austauschen (hot swap).

Die "R30"-Systeme entsprechen in der Ausstattung den J30-Rechnern, verfuegen jedoch, da sie fuer den Einbau in ein Industrie-Rack gedacht sind, ueber 15 MCA-Erweiterungsslots und zwei MCA-Kanaele. Die Preise beginnen da, wo die der J30-Serie aufhoeren: bei rund 215 000 Mark.

Motorola nutzte die Vorstellung der Powerstack-Familie zur nach eigenen Angaben "umfangreichsten Produktankuendigung seit Einstieg in den Computermarkt Anfang der 80er Jahre". Der Geschaeftsbereich Computersysteme beschraenkt sich zukuenftig nicht mehr auf die Lieferung von Platinenprodukten, sondern will alle wesentlichen Segmente des Computermarktes abdecken.

Fuer das obere Ende der Powerstack-Serie bedient sich Motorola der Hilfe von Bull und uebernimmt die Deskside-Rechner aus der Escala- Familie als OEM-Produkte. "MP601-75-2" und "MP601-75-4" heissen die entsprechenden Motorola-Rechner mit Dual- beziehungsweise Quad- Prozessorkarten.

Die Preise werden bei rund 100000 Mark beginnen. Auch diese Systeme lassen sich zukuenftig auf den Power-PC-Prozessor 620 aufruesten und laufen unter AIX 4.1. Neben den Multiprozessor- Rechnern bieten IBM und Motorola nun auch Systeme mit nur einem Power-PC-Chip an. Bull beziehungsweise Zenith Data Systems (ZDS), die US-Tochter der Franzosen, werden demnaechst ebenfalls nachziehen, da die Vereinbarung mit Motorola vorsieht, dass die Amerikaner die kleinen Power-PC-Rechner an Bull/Zenith als OEM- Produkte liefern werden.

Sowohl IBM als auch Motorola geben vor, dabei die Spezifikationen fuer die Power-PC-Plattform (Power-PC Reference Platform = Prep) eingehalten zu haben. Allerdings tobt darueber hinter den Kulissen ein heftiger Streit zwischen Apple, Motorola und IBM.

IBMs Monoprozessor-Angebot kommt unter dem Namen "RS/6000, Modell 40P" auf den Markt. Die als Workstation bezeichnete Maschine arbeitet mit einem 601-Prozessor und kostet inklusive 2D- Grafikadapter, Ethernet-Anschluss, 16 MB Hauptspeicher, SCSI- Festplatte mit 360 MB, 14-Zoll-Farbmonitor und vorinstalliertem Betriebssystem AIX 4.1 fuer Clients (auch auf CD-ROM erhaeltlich) rund 9000 Mark. Zwei leistungsfaehigere Modelle werden zusaetzlich angeboten.

Der Clou des Rechners ist der PCI-Bus, der die Workstation in den PC-Bereich rueckt. IBM taktet ihn derzeit mit den gaengigen 33 Megahertz, plant aber eine 66-Megahertz-Variante, wenn das PCI- Standardisierungsgremium sein Okay gegeben hat.

Ebenfalls mit PCI ausgestattet sind die Einprozessor-Rechner der Powerstack-Familie. Motorola bietet sie in unterschiedlicher Verpackung an. Der "DT603-66P" kommt mit dem Power-PC 603 (66 Megahertz) im Desktop-Gehaeuse. Fuer einen Einstiegspreis von 6175 Mark erhaelt der Kunde 16 MB Hauptspeicher, eine Festplatte mit 1 GB und ein CD-ROM-Laufwerk. Der Rechner laesst sich auf den leistungsfaehigeren 604-Prozessor nachruesten und kann optional per Adapter zwei PCMCIA-Karten vom Typ II oder III aufnehmen.

Als Einstiegs-Server gedacht sind die Rechner der E-Serie im modularen Design: Aehnlich wie kompakt aufgebaute Stereoanlagen lassen sich die einzelnen Module durch Zusammenstecken zu einem Komplettsystem ergaenzen. Der Power-PC-Rechner "E603-66P" nutzt ebenfalls den 603-Chip mit 66 Megahertz Taktfrequenz, der groessere Bruder "E604-100P" arbeitet mit Power-PC 604 bei 100 Megahertz. Nach Angaben des Herstellers erreicht diese Maschine Werte von 140 Specint92 sowie 145 Specfp92 und ist damit fuer die Unterstuetzung von 128 Benutzern geeignet. Die Preise beginnen bei rund 13 000 Mark fuer den E603-66P und bei 17 250 Mark fuer das leistungsstaerkere E-Modell. Beide Motorola-Serien sollen zukuenftig auch mit anderen Betriebssystemen wie Windows NT zu haben sein.