Von Pistolen und Einbrechern

Die Erlebnisse der Chefs, Teil 2

07.10.2011
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.

Neulich in…Redmond

Ralph Haupter ist Vorsitzender der Geschäftsführung Microsoft Deutschland. Im vergangenen Jahr mussten er und seine Kollegen und Kolleginnen aus der Geschäftsführung länger in der Konzernzentrale in Redmond bleiben als ihnen lieb war: "Im April 2010 saß ich mit der kompletten Geschäftsführung von Microsoft Deutschland durch den Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull über mehrere Tage in Redmond fest. Trotzdem sind nur wenige der geplanten Meetings in Deutschland ausgefallen, da wir dank Unified Communication per Video und Dokumenten-Sharing auch nächtens aus unseren Hotelzimmern live "vor Ort" sein konnten. Allerdings kann die beste Technik auf Dauer den Jetlag nicht ausbügeln. Ganz nebenbei war diese Situation zwar ein ungewolltes, aber doch sehr effektives Teambuilding."

Neulich beim… Venture Capitalisten

Für Gründer ist die Suche nach Geldgebern oft sehr mühsam. Selbst wenn ein Investor gefunden ist, können sie ihr blaues Wunder erleben. Ulrich Dietz, heute Vorstandschef der GFT Technologies AG in Stuttgart, erinnert sich: "Als ich in den Gründerjahren endlich Startkapital zur Finanzierung erhalten habe, fragte mich der Inhaber des Venture Capital Unternehmens, wie es denn mit der Rückzahlung aussehen werde. Er wies mich darauf hin, dass es in früheren Fällen manchmal Schwierigkeiten bei der Rückzahlung gegeben hätte, er bislang sein Geld aber immer pünktlich erhalten habe. Daraufhin öffnete er einen Diplomatenkoffer, dessen Inhalt ein Revolver Colt Kaliber 45 war…"

Neulich…als die Einbrecher kamen

Wer abends lange im Büro bleibt, lebt manchmal gefährlich, wie Markus Müller, Gründer von Ubitexx berichten kann: "Es gab eine Situation, bei der mir im sprichwörtlichen Sinn die Luft weggeblieben ist: Es war nachts um 23:00 Uhr. Ich war alleine im Büro, alle anderen waren schon weg. Urplötzlich riss mich ein lauter Knall aus der Arbeit - dann vibrierte der Schreibtisch, die darauf liegenden PDAs und Smartphones begannen zu tanzen. Dann tiefe Ruhe. Ich stand auf und schaute mich um. Es war nichts passiert, die Stille des einsamen Büros umfing mich wieder. Plötzlich hörte ich knirschende Geräusche von der Eingangstür. "Einbrecher!!" schoss es mir durch den Kopf. Reflexartig schaltete ich den PC-Monitor und die Bürolampe aus.

Was sollte ich jetzt machen? Die Diebe erschrecken? Nein, besser verstecken ... unter dem Schreibtisch, im Schrank, ... . Im Bruchteil einer Sekunde erwog ich das beste Versteck. Ich quetschte mich hinter meine Bürotür, hielt den Türgriff fest an mich gepresst. Ich hörte Schritte, fremde Stimmen, das Flurlicht ging an. Ich verhielt mich ruhig, versuchte flach zu atmen. Mein Herz klopfte ohrenbetäubend laut. Auf einmal fiel mir mein Handy ein. Oh Gott, hoffentlich ruft mich jetzt keiner an. Ich sandte Hilferufe gen Himmel, dass das Handy still bleibt. Der kalte Schweiß brach mir aus. Dann nach endlosen zehn Minuten war alles vorbei. Eine Diebesbande hatte unsere Kaffeekasse um 20 Euro erleichtert und im Büro unter uns eine teure Kaffeemaschine entwendet und einen Panzerschrank umgeworfen, um ihn zu knacken. Das war der laute Knall, der mich gewarnt hatte. Die PDAs und Smartphones im Wert von mehreren hundert Euro hatten sie auf meinem Schreibtisch liegen gelassen. Die Diebesbande, die mich zu Tode erschreckt hat, ist später gefasst worden. Dennoch denke ich manchmal daran, was mit mir passiert wäre, wenn sie nicht so dilettantisch vorgegangen wären.