Die ehrgeizigen EDV-Pläne der Sowjets

11.12.1974

"Gegenwärtig arbeiten in der Sowjetunion über 1 000 Prozeßrechner-Leitungssysteme und mehr als 1 500 Rechenzentren. In Ministerien der Union sowie der einzelnen Republiken sind etwa 60 automatisierte Systeme für verschiedene Industriezweige in Betrieb." Wladimir Mjasnikow, Leiter der Hauptverwaltung für Rechentechnik und Steuerungssysteme des Staatlichen Komitees der UdSSR für Wissenschaft und Technik, beziffert den wirtschaftlichen Nutzen aus der Einführung der elektronischen Datenverarbeitung in der UdSSR für das vergangene achte Planjahrfünft auf 680 Millionen Rubel.

Mjasnikow ist einer der Väter des bereits in Angriff genommenen Rechnerverbundnetzes, das im Endausbau die ganze Sowjetunion überspannen soll. Die Rechner dieses automatisierten Planungs- und Steuerungssystems sollen eines Tages Betriebe und Industriezweige, Planungsorgane und Ministerien der einzelnen Unionsrepubliken über Datenübertragungsleitungen miteinander verbinden, um jederzeit exakte Angaben über den augenblicklichen Stand der Planerfüllung, über die Verteilung von Materialreserven oder über den Transportbedarf zu erhalten.

Dispositionssysteme für die Planwirtschaft

Nach den Vorstellungen der ehrgeizigen sowjetischen Datenverarbeiter soll es dann auch möglich sein, in Großrechenzentren Software-Systeme zu entwickeln "die dem Menschen, und er wird das entscheidende Glied in dieser Kette bleiben, das Finden richtiger und effektiver Entscheidungen erleichtern".

Im laufenden Fünfjahresplan will die Sowjetunion die Herstellung von Elektronenrechnern bis 1975 um mehr als das Zweieinhalbfache steigern. Im Vergleich dazu soll die gesamte Industrieproduktion in diesem Zeitraum um 42 bis 46 Prozent wachsen.

Eine außerordentlich günstige Voraussetzung für die Verwirklichung ihres großangelegten DV-Planes glauben die Russen in der bisherigen Entwicklung der ESER-Vereinigung zu haben - ESER steht für Einheitliches System der Elektronischen Rechentechnik. Die UdSSR, die DDR, Bulgarien, Ungarn, Polen und die Tschechoslowakei entwickelten nach Angaben der "Prawda" innerhalb von nur dreieinhalb Jahren eine Serie von sechs kompatiblen Computern der sogenannten dritten Generation (auf der Basis integrierter Schaltkreise) sowie die dazugehörige Peripherie.

Die vierte ESER-Generation

Jetzt befassen sich die ESER-Konstrukteure der beteiligten Länder - inzwischen haben sich auch Rumänien und Kuba angeschlossen - mit der Entwicklung von Computern der vierten Generation. Von ihnen erwartet sich Mjasnikow einen wesentlichen Rationalisierungseffekt:

"Schon heute amortisiert sich eine EDV-Anlage in Betrieben nach zwei bis drei Jahren. Mit der Übernahme von genormten Lösungen wird sich dieser Zeitraum weiter verkürzen."