IAB untersucht Arbeitsmarkt für Datenverarbeiter

Die DV-Spezialisten werden jetzt immer besser ausgebildet

27.04.1990

Die aktuellen Daten zum Arbeitsmarkt für DV-Berufe zeigen eindeutige Trends: Die Zahl der Berufsangehörigen steigt immer weiter, es bilden sich neue Spezialisierungen, die Qualifikationsbasis wird besser, immer Mehr Absolventen aus einschlägigen Ausbildungen drängen in den Arbeitsmarkt.

Vor einigen Jahren vermuteten Branchenkenner hier Engpässe: Ein jährlicher Bedarf von 15 000 bis 20 000 gut ausgebildeten Fachleuten wurde angenommen, außerdem erwartetete man eine Personallücke, also einen ungedeckten Bedarf, von 30 000 bis 40 000 Personen. Von den neu Einzustellenden sollten 40 Prozent an Universitäten, 40 Prozent an Fachhochschulen ausgebildet sein. Der Rest von 20 Prozent käme aus Berufsfachschulen, aus Fachschulen oder aus der betrieblichen Ausbildung.

Von 1986 bis 1989 hat sich die Arbeitslosigkeit bei den DV-Fachleuten etwa verdoppelt. Gleichzeitig ist die Berufsgruppe größer geworden. Die Frage, ob das Berufsfeld immer noch so attraktiv ist wie in den früheren Jahren, muß deshalb jetzt wieder gestellt werden. Als Basis für eine konkrete Diskussion sind in den folgenden Tabellen die neuesten Daten zusammengestellt und kurz kommentiert.

Zahl der DV-Leute stieg um 30 Prozent

Inzwischen liegen die Daten der Beschäftigtenstatistik (nur sozialversicherungspflichtig Beschäftigte) für die Datenverarbeiter von Ende Juni 1989 vor (Tabelle 1). In den drei Jahren von Ende Juni 1986 bis 1989 hat sich die Zahl der DV-Fachleute (Berufsordnung 774) von 148 800 auf 195 900, also um 47 100 Personen erhöht. Dies entspricht einer Zunahme um 31,6 Prozent, also einer jährlichen Steigerung von über zehn Prozent. Es dürfte kaum andere Berufsfelder geben, die ein derartig massives Wachstum zu verzeichnen haben.

Der Frauenanteil bei den Datenverarbeitern lag Ende Juni 1989 bei rund I9 Prozent; und er steigt weiter: Bei den 47 100 neuen DV-Fachleuten, die zwischen 1986 und 1989 in das Berufsfeld eingestiegen sind, lag der Frauenanteil bereits bei 26 Prozent. Damit ist die Zahl der Datenverarbeiterinnen sogar geringfügig stärker gestiegen (Zunahme um 32 Prozent) als die der Männer (Zunahme um 31 Prozent).

Auch die Qualifikationsstruktur der Datenverarbeiter verändert sich. Insgesamt waren 1989 54,6 Prozent ohne Abitur, 13,8 Prozent hatten Abitur und 27,9 Prozent ein abgeschlossenes Studium. Durch die Neuzugänge wurde das Qualifikationsniveau angehoben: Von den 1986 bis 1989 Hinzugekommenen verfügten bereits knapp 40 Prozent über einen Hochschulabschluß, nur noch 34 Prozent kamen ohne Abitur in diesen Beruf.

Bei den Frauen ist die Entwicklung ähnlich, hier hat sich der Anteil der Hochqualifizierten noch stärker erhöht: Wird die Gruppe der Datenverarbeiterinnen mit Hochschulabschluß isoliert betrachtet, dann konnten sie eine Zuwachsrate von über 90 Prozent realisieren.

Mittlerweile existieren auf allen Ebenen spezielle DV-Erstausbildungen. Vier Bereiche sind hier dominant:

- Die betriebliche Ausbildung mit den Berufen DV-Kaufmann und Mathematisch-Technischer Assistent,

- die Ausbildung an Berufsfachschulen; hier haben sich in den letzten Jahren viele neue Ausbildungsmöglichkeiten vor allem an staatlichen Schulen entwickelt,

- die Informatik an Fachhochschulen und

- die Informatik an Universitäten (inclusive Technische Hochschulen und Gesamthochschulen).

Die Abschlußquoten für die Jahre 1987, 1988 und 1989 sind noch nicht alle statistisch erfaßt, deshalb wurden in der Folge die Zahlen auf der Basis der längerfristigen Entwicklung und der Zahl der Auszubildenden, Schüler beziehungsweise der Hochschüler geschätzt (Tabelle 2).

Insgesamt ergibt sich in den drei Jahren eine Absolventenzahl aus diesen Erstausbildungsgängen von etwa 27 400 DV-Fachleuten. Der Frauenanteil liegt bei 47 Prozent, also deutlich höher als bei den Erwerbstätigen beziehungsweise bei den Neuzugängen. Offenbar gestaltet sich der Weg nach der Ausbildung bei Frauen differenzierter: Entweder steigen einige von ihnen nach der Ausbildung in andere Berufe um - hier lassen sich die Misch- oder Randberufe der DV vermuten - oder sie werden zunächst arbeitslos.

Bei einigen Ausbildungswegen liegt die Zahl der weiblichen Absolventen höher als die der männlichen. Dazu gehören der Mathematisch-Technische Assistent mit einem Frauenanteil von 56 Prozent und die Berufe, für die Berufsfachschulen qualifizieren, mit einem Frauenanteil von knapp 64 Prozent. Es ist übrigens interessant, daß bei den Berufsfachschulen die Ausbildungsabschluß-Bezeichnungen meistens den Begriff "Assistent" enthalten. Damit wiederholt sich das Klischee von der männlichen Fach- beziehungsweise Führungskraft und der weiblichen Assistentin.

Der Frauenanteil bei den Hochschulabsolventen liegt mit unter 20 Prozent recht niedrig. Hier werden sich auch in den nächsten Jahren nur wenige Veränderungen ergeben, da der heutige Anteil der Studentinnen nicht signifikant höher ist.

Werden die Absolventen auf den Zuwachs der Erwerbstätigen in diesen Jahren bezogen, dann läßt sich zeigen, daß 58 Prozent der neu in dieses Berufsfeld Eingetretenen aus den genannten Grundausbildungsrichtungen stammen könnten. Es verbliebe ein Rest von knapp 20 000 Einsteigern, der auf anderem Wege zu seiner Qualifikation gekommen sein müßte, beziehungsweise der in den Betrieben hätte angelernt werden müssen.

Die Bundesanstalt für Arbeit hat in den Jahren 1987 bis 1989 etwa 140 000 Personen im Rahmen der Fortbildung und Umschulung in den Zielberuf DV-Fachkraft gefördert. Es ist kaum möglich, aus der Förderungsart zu schließen, ob es sich nur um eine Fortbildung oder um eine Umschulung handelt, da eine Umschulung nach den Erhebungskriterien voraussetzt, daß es sich um ein konsolidiertes Berufsbild handelt, in das ein definiertes Zertifikat führt. Auch die Untergliederung des Berufsfeldes in einzelne Berufe hilft hier nicht weiter, da diese Einteilung nicht mehr den aktuellen Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt entspricht und nur wenig Aufschluß über die spätere Tätigkeit gibt.

Aus diesem Grund wurde hier vor allem die Dauer der Ausbildung berücksichtigt. Es ist anzunehmen, daß Maßnahmen mit einer Dauer von mehr als neun Monaten im Sinne von Umschulungsmaßnahmen wirken, das heißt, diese Geförderten dürften Neuzugänge in DV-Berufe sein.

Isoliert betrachtet handelt es sich um 27 Prozent, also um etwa 38 400 Absolventen von insgesamt 140 500, die an einer solchen längerfristigen Umschulung teilgenommen haben (siehe dazu Tabelle 3).

Daneben gibt es die Maßnahmen mit einer Dauer bis zu neun Monaten: Dies sind 73 Prozent aller Fortbildungen mit dem Zielberuf DV-Fachkraft. Hier dürfte es sich vorwiegend um Maßnahmen handeln, die sich an bereits in diesem Berufsfeld Tätige richten. Sie sollte man deshalb nicht als Neuangebot bewerten. Werden diese Qualifizierungen auf die Gesamtzahl der DV-Fachleute bezogen, dann haben in den Jahren 1987 bis 1989 etwa 52 Prozent, also jeder zweite Datenverarbeiter, von einer Fort- und Umschulungsmaßnahme profitiert.

Der Frauenanteil nimmt mit längerer Dauer der Maßnahme ab. Bei kurzen Maßnahmen liegt er über dem Durchschnitt, bei längeren deutlich darunter. Nach Art der Maßnahme fallen 72 Prozent in die Kategorie "Anpassung beruflicher Kenntnisse", bei zehn Prozent handelt es sich um eine so bezeichnete Umschulung, bei zwölf Prozent um eine sonstige Aufstiegsfortbildung, vier Prozent dienen der Einarbeitung und den Rest von zwei Prozent stellt eine Meister-, Techniker- oder Betriebswirt-Ausbildung.

Wird die vor der Maßnahme erworbene Berufsausbildung berücksichtigt, dann zeigt sich, daß immerhin 18 Prozent der Geförderten eine Hochschulausbildung mitgebracht haben. 14 Prozent hatten vorher keine abgeschlossene Ausbildung. Der größte Teil der Geförderten (63 Prozent) hatte eine betriebliche Berufsausbildung abgeschlossen.