Die drei Archetypen der IT-Abteilung

21.06.2006
Je nach gewünschter Rolle im Unternehmen muss sich die IT-Organisation anders aufstellen. Forrester Research unterscheidet je nach Aufgaben in Solid Utilities, Trusted Suppliers und Partner Players.
Forrester definiert drei Archetypen von IT-Abteilungen. Der so genannte Partner Player ist am nächsten am Geschäft und spielt die wichtigste Rolle für das Business. Welche Rolle die IT spielt, hängt allerdings ausschließlich von den Erwartungen der Business-Seite ab.
Forrester definiert drei Archetypen von IT-Abteilungen. Der so genannte Partner Player ist am nächsten am Geschäft und spielt die wichtigste Rolle für das Business. Welche Rolle die IT spielt, hängt allerdings ausschließlich von den Erwartungen der Business-Seite ab.

Als die IT noch jung war, waren Anwender in Unternehmen als schweigende Masse häufig dazu gezwungen, die ihnen vorgesetzte IT zu nutzen. Doch die Situation hat sich geändert: Von IT-Organisationen wird zum einen erwartet, dass ihre Arbeit die Tätigkeiten im Unternehmen unterstützt. Zum anderen sollen sie aber auch kommunizieren, welche Technologien sie bereitstellen und wie diese den Nutzern helfen. Doch zu oft klafft eine Lücke zwischen Erwartung und Wirklichkeit: Im Rahmen von Interviews, die für eine Forrester-Studie geführt wurden, bestätigten 77 Prozent der befragten Manager die Aussage: "Informationstechnologie ist sehr wichtig für die Produktivität der Mitarbeiter." Allerdings waren nur 39 Prozent zufrieden mit der Unterstützung, die ihnen die IT-Abteilungen anbot.

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• warum die IT unter Druck steht;

• wie sie sich entwickeln sollte;

• was der CIO zur Positionierung beitragen kann.

Drei Archetypen der IT - das Geschäft bestimmt die Rolle

Fast alle IT-Organisationen stehen unter dem Druck, professioneller zu arbeiten. Doch da enden bereits die Ähnlichkeiten. Die eine Struktur oder die eine Vorgehensweise existiert nicht , da es den allgemein gültigen Typ von IT-Organisation ebenfalls nicht gibt.

Die unterschiedliche Wahrnehmung der IT und ihrer Rolle hat ein Director off Technology Innovation bei einem Service-Provider auf den Punkt gebracht: "Die Rolle der IT hängt davon ab, wie sie wahrgenommen wird. Für einige ist sie gleichbedeutend mit dem Geschäft, für andere ist sie lediglich der Zugang, Dritte wiederum sehen sie als notwendiges Übel."

Forrester Research hat drei IT-Modelle oder Archetypen ausgemacht, die sich in den letzten Jahren etabliert haben. Bei diesen übernehmen die IT-Abteilungen je nach Erwartung und Ausrichtung des Unternehmens die Rolle der "Solid Utilities", der "Trusted Suppliers" oder der "Partner Players". Die Ansätze unterscheiden sich durch Aufgabe sowie Struktur der IT und haben jeweils erhebliche Auswirkungen. Dabei bestimmen die Erfordernisse der Branche, die Firmenausrichtung sowie die Erwartung des Managements und der Nutzer die Entwicklung des für ein Unternehmen richtigen Ansatzes.

"Solid Utilities" müssen in erster Linie dafür sorgen, dass IT-Systeme kosteneffizient und stets verfügbar sind. Technologische Innovationen werden nicht zentral, sondern in den Geschäftseinheiten initiiert. In diesen Organisationen hat der Finanzbereich des Unternehmens ein wachsames Auge auf die IT: Es wird erwartet, dass die Aufwendungen transparent sind und über die Zeit reduziert werden. In der Regel berichtet der CIO an den Chief Financial Officer (CFO).

Von "Trusted Suppliers" wird neben der Systemverfügbarkeit erwartet, dass sie mit Anwendungen Prozesse in den Abteilungen unterstützen. Manche Unternehmen bedürfen zentral gesteuerter Anwendungsprojekte, um Änderungen in den Prozessen innerhalb und zwischen den Funktionseinheiten zu unterstützen.

Partner Player werden von der Chefetage gemanaged

In diesen Organisationen - meist berichten die CIOs an den Chief Executive Officer (CEO) oder an den Chief Operating Officer (COO) - wird erwartet, dass Projekte zentral gesteuert und im Zeit- sowie Budgetrahmen umgesetzt werden. Die Leiter von Geschäftsbereichen wie Vertrieb, Kundenservice, Finanzwesen, Personal oder Marketing steuern die Prioritätenliste bei der Entwicklung von IT-Anwendungen und definieren die Anforderungen an die Funktionen.

Hingegen sind "Partner Players" strategische Partner der Geschäftseinheiten. Sie investieren ihre Energie in die Entwicklung einzigartiger und wettbewerbsfähiger Lösungen für Kunden, Lieferanten und interne Anwender. "Partner Players" müssen sowohl die Infrastruktur der "Solid Utilities" bereitstellen als auch die Projektdisziplin der "Trusted Suppliers" haben und zudem die Erwartungen der Topentscheider erfüllen. Daher werden sie auch von diesen gemanagt.

Die drei Archetypen verstehen

Jeder Verantwortliche, der IT-Organisationen verwaltet, in oder mit ihnen arbeitet oder ihnen Produkte verkaufen möchte, muss die drei Archetypen verstehen. Auch Hersteller und Dienstleister müssen sich bewusst sein, dass die verschiedenen Ansätze zu unterschiedlichem Kaufverhalten führen. Es wird schwer sein, Software an CIOs von "Solid Utilities" zu verkaufen, da Anwendungen nicht zentral, sondern von den Abteilungen angeschafft werden. So äußerte der CIO einer Beteiligungsgesellschaft gegenüber Forrester Research Folgendes: "Neue Hersteller von Anwendungssoftware verschwenden ihre Zeit, wenn sie mich wegen ihrer Produkte anrufen. In meinem Fall müssen sie sich direkt an die Geschäftsbereiche wenden." "Partner Players" hingegen entwickeln Software meist selbst oder passen gekaufte Programme noch an. Auch bei Sourcing-Varianten wie Business Process Outsourcing, Applikationspflege oder Infrastruktur-Management gibt es Unterschiede. "Partner Players" lagern nur ungern IT aus, da sie Teil ihres Kerngeschäfts ist.

In manchen Branchen scheint es offensichtlich zu sein, welcher Archetyp der richtige ist: "Partner Players" in der Logistik oder "Trusted Suppliers" in der Luft- und Raumfahrt. Aber viele CEOs verstehen die Rolle der IT nicht und räumen technischen Investitionen nicht den nötigen Spielraum ein. Das Ergebnis? Die IT kann nur begrenzt ihren Wert unter Beweis stellen. Dies ändert sich oftmals erst, wenn das "Regiment" wechselt oder der Wettbewerbsdruck die Entscheider wachrüttelt.

Die Umbenennung dokumentiert eine neue Ära

In der Vergangenheit hat die Welt der IT Namenswechsel erlebt, wann immer ihre neue Rolle nicht mit der alten Bezeichnung übereinstimmte. Wenn man sich die Archetypen vor Augen führt, dann ist offensichtlich, dass wieder eine Veränderung stattfindet. Forrester schlägt daher folgende Bezeichnungen vor: "Business & Technology" für "Partner Players", "Information-Services" für "Trusted Suppliers" und "Technology-Services" für "Solid Utilities". Die Umbenennung dokumentiert die Abwendung vom "One-Size-Fits-All". (ciw)