"Die Deutschen sind zu ängstlich"

16.02.2005
Von Syra Thiel

Kruse: Es geht darum, intelligente Systeme zu moderieren. Nicht darum, selber intelligent zu sein. Nachdem wir gelernt haben, Unternehmen in stabilen Phasen zu organisieren, geht es nun um ein Management von Instabilität. Dabei werden Führungskräfte vom Gestaltungs- zum Bewertungsorgan. Das Netzwerk der Mitarbeiter erstellt Handlungsalternativen und organisiert eigenständig die Umsetzungsprozesse. Die Führung regt an, regt auf, entscheidet und definiert die Erfolgskriterien.

CW: Was würde dann einen Manager der Zukunft auszeichnen?

Kruse: Die Qualität eines Managers entscheidet sich in Zukunft mehr über seine Fähigkeit, ein gesuchter Netzwerkknoten zu sein. Intelligente Netzwerke sind skalenfrei, sie besitzen Knoten mit einer hohen und Knoten mit eher geringer Vernetzungsdichte.

Die Zahl der Verknüpfungen folgt in skalenfreien Netzwerken nicht dem Zufallsprinzip, sondern dem Mechanismus positiver Rückkoppelung: Wer hat, dem wird gegeben. Die Macht im Unternehmen definiert sich dann nicht mehr länger über die Position in der Hierarchie, sondern über die Attraktivität im Informationsaustausch. Wenn es Führungskräften gelingt, für Menschen zum bevorzugten Anlaufpunkt zu werden, sind sie ein Hub, ein Verteiler mit hoher Priorität. Wer Informationen zurückhält oder als Privileg weitergibt, wird in einer solchen Organisation nicht mehr erfolgreich sein. (hk)

*Das Gespräch führte Syra Thiel, freie Journalistin in Tübingen.