Sybase stellt sein Konzept für Objekttechniken vor

Die Datenbank als Komponente zwischen Tools und Middleware

07.06.1996

Von den Mitbewerbern unterscheidet sich Sybase eigenen Angaben zufolge durch ein umfassendes "End-to-end"-Konzept, bei dem nicht die Datenbank die zentrale Rolle spielen soll. Als Wegweiser in die objektorientierte Welt dienen statt dessen die Powersoft-Entwicklungswerkzeuge sowie die breite Palette der hauseigenen Middleware.

"Die Anwender wollen keine objektorientierte Datenbank", verteidigt Terilyn Palanca, Leiterin Strategic Marketing, daß Sybase das einige Zeit verfolgte Projekt einer solchen Datenbank aufgebeben hat. Aber auch den Weg der Mitbewerber Informix und Oracle, die relationalen Datenbanken auf möglichst allen Ebenen mit den Objekttechniken zu verschmelzen, hält sie für zu riskant. Niemand wisse heute, ob derartig hybride Systeme tatsächlich funktionierten. Sicher sei jedoch schon jetzt, daß der Einsatz von Universal-Servern, die alles können sollen, Leistungseinbußen gegenüber den klassischen relationalen Datenbanken zur Folge habe müsse.

Was Kunden laut Sybase in ihren herkömmlichen Systemen vermissen, ist im multimedialen Zeitalter vor allem die Möglichkeit, komplexe Datentypen wie Texte, Bilder, räumliche Daten, Zeitreihen etc. zu verwenden. Deshalb wird das unter der Bezeichnung "Adaptive Server" angekündigte System-11-Upgrade um derartige Datentypen ergänzt. Dazu spannt Sybase Partnerfirmen ein. Das Konzept sieht vor, solche komplexen Informationen physikalisch nicht mit den relationalen Daten zu speichern, sondern beim Aufruf jeweils eine Verbindung zwischen den beiden Welten herzustellen.

Für die zweite Version des Adaptive Server ist jedoch vorgesehen, auch den Kernbereich der relationalen Datenbank um abstrakte Datentypen zu erweitern, die dann auch einige der komplexen Datentypen umfassen können. Außerdem werden die bislang verwendeten "Binary Large Objects" (Blobs) durch "Semantic Large Objects" ersetzt. Konnte man die in Blobs gespeicherten Bilder, Tonsequenzen oder Filme nur als Ganzes aufrufen, so erlaubt der neue Datentyp den Zugriff auf einzelne Informationen innerhalb der Objekte.

Im Werkzeug-Bereich orientiert sich Sybase vor allem an Microsofts Vorstellungen von Objektorientierung. Profi-Programmierer werden mit Watcom C++ bedient. Für besonders eilige Projekte bringt der Anbieter das ebenfalls auf C++ basierende Rapid-Application-Developement-Tool "Optima++" auf den Markt. 4GL-Entwickler werden auf die Version 5.0 des etablierten Powerbuilder-Produkts verwiesen.

Seinen eigentlichen Trumpf spielt Sybase im Middleware-Bereich aus, in dem das Unternehmen schon seit längerem mit einer reichhaltigen Gateway-Auswahl glänzen kann. Die unter der Bezeichnung Enterprise-Connect zusammengefaßte Produktpalette teilt sich nun in "Direct Connect" für die herkömmlichen Hilfsmittel und in das kürzlich angekündigte objektorientierte "Object Connect".

Die neue Middleware besteht im wesentlichen aus programmierbaren Schnittstellen und einem Repository, das die Informa- tionen über die damit möglichen Verbindungen zur Verfügung stellt. Sie wird als zusätzliche Schicht zwischen Server-Datenbank und Client-Systemen, die mit Objekt-Techniken arbeiten, eingezogen. Sie sorgen dafür, daß die Daten das Look and feel von C++-Klassen beziehungsweise eines OLE Automation Server erhalten. Zudem lassen sich derartige Datenobjekte mit Methoden, sprich: Anwendungen, verbinden.

Mit dieser Technik können Anwender die Datenbank-Anbindung dort realisieren, wo es für sie am günstigsten ist - beim Client, beim Server oder auch mit Hilfe der Corba-Technik irgendwo im Netz. Die letzte Variante hat den Vorteil, daß mehrere Clients und Server sich via Netz ein und dieselbe Middleware-Funktion teilen können. Außerdem lassen sich nun Objekte von ihren Entwicklern persistent im Netz ablegen. Davon ist einiges noch Zukunftsmusik. Während die OLE-Unterstützung bereits im Juni dieses Jahres ausgeliefert werden soll, ist die Verteilung im Netz erst für Ende dieses Jahres vorgesehen. Dann soll auch die Netz-Programmiersprache Java unterstützt werden.

Laut Sybase ist die integrative Kombination aus Tools, Datenbank und Middleware auch für andere Anbieter offen.