Die Coca-Cola mit dem Handy bezahlen

07.05.2001
Automaten, gefüllt mit Getränken oder Süßigkeiten, werden E-Business-fähig. Vorbei sind bald die Zeiten, in denen man erst nach dem passenden Kleingeld kramen muss, um seinen Durst oder Hunger zu stillen.

Lebensmittelautomaten haben eine lange Tradition: Den Insidern der amerikanischen Vereinigung der Automatenbetreiber "National Automatic Merchandising Association" (Nama) zufolge gibt es sie seit dem Jahr 215 vor Christus. Damals sollen solche "Maschinen" in ägyptischen Tempeln gegen Geld heiliges Wasser ausgespuckt haben.

In China konnte man dann seit 1076 nach Christus Schreibfedern "ziehen". Seit etwa 1700 nach Christus fanden sich die Apparate schließlich in englischen Pubs, wo sie mit Tabak gefüllt waren. Ihre Verbreitung in den USA begann 1888: An Bahnhöfen wurden Kaugummi-Automaten aufgestellt.

Jetzt beginnt eine neue Ära für die stummen Diener, deren Wert die Nama in den USA auf rund 35 Milliarden Dollar schätzt. E-Business-Spezialisten haben sie entdeckt und modeln sie zu Hightech-Maschinen um. Vorteile werden Kunden und Anbietern versprochen: Das Kramen nach dem passenden Kleingeld soll schon bald der Vergangenheit angehören - ebenso wie ein entgangenes Geschäft, weil entweder die richtige Münze fehlt oder aber der Automat leer oder defekt ist.

Geht es nach Marconi Online, einem führenden Anbieter von Kommunikationslösungen für den Verkauf über Automaten, so wird der amerikanische Kunde in etwa spätestens 18 Monaten einfach sein Handy zücken, eine bestimmte Nummer wählen, dann den Code eines Automaten beziehungsweise der gewünschten Ware eintippen - und prompt wird ihn die Maschine bedienen. Abrechnung per Telefonrechnung Abgerechnet wird mit der nächsten Telefonrechnung, per Scheck- oder Kreditkarte. Präsentiert wurde die Lösung auf einer Fachmesse in Las Vegas, an der rund 250 Aussteller ihre Produkte rund 6000 Automatenbetreibern präsentierten.

Mit Coca-Cola ist Marconi bereits im Geschäft. Gemeinsam wollen die Unternehmen schon bald die Getränkeautomaten an ausgewählten Standorten jeweils in einen "Dial-a-Coke"-Kiosk verwandeln. Wer gerade kein Handy zur Hand hat, soll trotzdem nicht verdursten, denn die Automaten schlucken nach wie vor auch Kleingeld. Das Pilotprojekt soll europaweit mit 6000 Cola-Automaten betrieben werden. Zunächst sind jedoch nur die Skandinavier dran: In Nordeuropa werden 100 entsprechende Kioske installiert. Den Betreibern der Automaten wird dabei ein optimiertes Geschäft samt Umsatzsteigerungen verheißen.

Denn das Marconi-System "Intelligent Vending" protokolliert den Abverkauf im Detail: Es meldet, wann wie viele Produkte über Münzen oder über Online-Transaktionen "gezogen" wurden, es zeigt den Füllstand der Geräte an und alarmiert die Betreiber bei Fehlfunktionen oder mutwilligen Beschädigungen. Ein ähnliche Lösung offeriert Computer Associates mit der "Unicenter TNG Optimal Vending Solution" (OVS). Auch dieses Programm kommuniziert drahtlos mit den Automatenbetreibern. CA kooperiert dabei mit Cstar Technologies, einem amerikanischen Entwickler von drahtlosen Kontrollgeräten.

In Las Vegas wurde auch für ein anderes, ärgerliches Problem an Automaten eine Lösung gezeigt. Vielen hungrigen Zeitgenossen ist es schon passiert, dass sie Geld für ein belegtes Brötchen im Münzschlitz versenkten, dann aber doch brotlos weiterziehen mussten. Denn die Halterung bewegte sich zwar - gab das Objekt der Begierde aber nicht frei. Die Branche verspricht: In Zukunft wird ein Sensor ermitteln, ob das Teilchen freigegeben wurde. Wenn nicht, wird der Motor wieder eingeschaltet - bis die Ware fällt.