Innovationskonferenz DLD 2015

Die Chemie zwischen Gründer und Investor muss stimmen

21.01.2015
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Karen Funk ist Senior Editor beim CIO-Magazin und der COMPUTERWOCHE (von Foundry/IDG). Ihre inhaltlichen Schwerpunkte sind IT-Karriere und -Arbeitsmarkt, Führung, digitale Transformation, Diversity und Sustainability. Als Senior Editorial Project Manager leitet sie zudem seit 2007 den renommierten IT-Wettbewerb CIO des Jahres. Funk setzt sich seit vielen Jahren für mehr Frauen in der IT ein. Zusammen mit einer Kollegin hat sie eine COMPUTERWOCHE-Sonderedition zu Frauen in der IT aus der Taufe gehoben, die 2022 zum 6. Mal und mit dem erweiterten Fokus Diversity erschienen ist.
Neben innovativen Startups und prominenten Vertretern aus Politik und Unternehmen wie Lars Hinrichs, Oliver Samwer und Günther Oettinger sorgte vor allem Entrepreneur terrible Travis Kalanick von Uber mit neuem Kuschelkurs in Europa für Furore auf der Münchner Digitalkonferenz. Aber auch andere Startups hatten ihren Auftritt.

In Europa allein könnten bis Ende 2015 rund 50.000 neue Jobs entstehen, stellte Travis Kalanick, Chef des umstrittenen Taxi-Ersatzdienstes Uber, zu Beginn der Burda-Konferenz "DLD 2015" (Digital, Life, Design) in Aussicht. Zudem versprach das Startup bessere Städte in Europa: Denn mit dem über seine App buchbaren Fahrdienste würde die Zahl der Autos im Straßenverkehr deutlich sinken - bis zu 400.000 Autos weniger pro Jahr seien denkbar. Ferner wolle man künftig mehr auf die europäischen Behörden zugehen, so Kalanick: "Wir wollen 2015 zum Jahr machen, in dem wir eine Partnerschaft mit EU-Städten schließen." Viele Länder, darunter Deutschland, Frankreich und die Niederlande, werfen dem kalifornischen Unternehmen vor, gegen Gesetze zur gewerblichen Personenbeförderung zu verstoßen.

Es ist erst der Anfang der digitalen Revolution

Auch andere innovative Startups aus aller Welt bekamen bei der Burda-Konferenz, die unter dem Motto "It is only the beginning" stand, eine Plattform. Nirav Tolia stellte den Online-Community-Dienst "Nextdoor" vor, der soziale Isolation aufbrechen will und Nachbarn vernetzt. Ihm zufolge nutzen den Service bereits 50.000 Gemeinden (35 Prozent) in den USA.

Roland Grenke vom Senkrechtstarter Dubsmash demonstrierte die Video-Messaging-App des Unternehmens. Und ein kreatives Keyboard.
Roland Grenke vom Senkrechtstarter Dubsmash demonstrierte die Video-Messaging-App des Unternehmens. Und ein kreatives Keyboard.
Foto: Hubert Burda Media

Aus Berlin kam Roland Grenke und zeigte sich überglücklich, nach nur zwei Monaten im Geschäft schon in München sein Unternehmen Dubsmash präsentieren zu dürfen. Der Senkrechtstarter hatte im November 2014 nach nur einer Woche mit seiner lustigen Video-Messaging-App für Android den ersten Platz im deutschen Download-Ranking ergattert. Der Erfolg sei nicht von ungefähr gekommen, zuvor hatte das Startup mit einem anderen Programm experimentiert, das aber technisch zu komplex gewesen sei. Daraus habe man gelernt, eine neue Kommunikationsebene eingeführt und noch einmal losgelegt. Mit großem Erfolg.

Leidenschaft und die richtige Mannschaft

Wer gründet, braucht nicht nur einen soliden Business-Plan. Thomas von Koch von der Beteiligungsgesellschaft EQT in einer Diskussionsrunde: "Wachstum hat nicht mit Geld zu tun, sondern mit Menschen. Es geht darum, die richtigen Leute an Bord zu holen." Wer die richtige Mannschaft aufweisen kann, hat zudem mehr Chancen bei den Investoren, pflichtete ihm Investor Klaus Hommels von Lakestar bei. Damit ein Unternehmen Erfolg hat müsse aber auch die Chemie zwischen Gründer und Geldgeber stimmen, beide müssten die gleiche Leidenschaft für die Business-Idee mitbringen.

Max Levchin, Paypal-Mitbegründer und jetzt bei Affirm, findet, die Welt verändern zu wollen und eine Firma zu gründen, gehören zusammen.
Max Levchin, Paypal-Mitbegründer und jetzt bei Affirm, findet, die Welt verändern zu wollen und eine Firma zu gründen, gehören zusammen.
Foto: Hubert Burda Media

Und was heißt Leidenschaft für das Geschäft? Paypal-Mitbegründer Max Levchin forderte alle Gründungswilligen auf, sich ernsthaft zu fragen: "Wollt ihr die Welt verändern?" Das bedeute, die Welt besser machen zu wollen UND ein Unternehmen aufzubauen.

Geht Innovation nur von kleinen Firmen aus? Können Konzerne überhaupt einen Sack von Startups hervorbringen? Das gelinge Apple am besten, so Salim Ismail, Gründer der Singularity University und des Yahoo-Inkubators Brickhouse. Dem US-Riesen gelinge es, kreative Teams zu schaffen, die an Grenzen gehen und komplett neue Industrien aus der Taufe heben.

Kreative Führungskräfte gefragt

Stichwort Kreativität: Auch Führungskräfte seien in dieser Hinsicht mehr denn je gefragt. Sie müssten sich damit beschäftigen, Mitarbeitern ein Zuhause und Denkern Raum zu geben, so Bas Verhart, Mitbegründer von THNK, The School of Creative Leadership. Chefs müssten sich Gedanken machen, wie sie kreative Energie managen wollen.