Die Chemie muss stimmen

05.12.2006
Von Wolfgang Degreif, Heinke Steiner 
Firmen orientieren sich zu stark an fachlichen Qualifikationen. Dabei sind andere Fähigkeiten wichtiger, wie das Beispiel der deutschen Fußball-Nationalelf gezeigt hat.

Fußball ist im Jahr der Weltmeisterschaft zur schönsten Nebensache der Welt geworden. Eine der schönsten Hauptsachen sollte der Job sein. Damit das möglich ist, sind Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen gefordert, ihren Beitrag zu leisten. Gelingt es den Firmen, ihren Mitarbeitern ideale Jobs anzubieten, und füllen sie diese aus, entsteht ein optimales Arbeitsverhältnis. Die Folge ist, dass Unternehmen wettbewerbsfähig arbeiten und wirtschaftlich erfolgreich agieren.

Film über Soft Skills

Damit Jobsuchende bei der nächsten Bewerbung beziehungsweise Unternehmen bei der nächsten Stellenbesetzung besser hinschauen, haben die Autoren Degreif und Steiner einen kleinen Film zum Thema "Soft Skills" entwickelt. Benötigt wird der kostenlose Flash Player von Macromedia, um sich den Beitrag unter www.alpha-test.de/computerwoche.html anzusehen. Unter diesem Link sind Informationen und Mitmach-Angebote rund um die Themen "Soft Skills", "Recruiting" und "Bewerbung" zu finden.

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580737: Soft Skills.

Es stellt sich nun die Frage, wie man bei der Begründung eines neuen Arbeitsverhältnisses feststellen kann, ob eine "Partnerschaft" Erfolg verspricht. Ein Spruch besagt: "Drum prüfe, wer sich ewig bindet". In der Berufswelt passt das Wort "ewig" sicher nicht, aber genauer hinsehen sollte man bei der Begründung von Arbeitsverhältnissen schon. Das gilt für Bewerber wie auch für Arbeitgeber.

Für ein Unternehmen scheint es einfach, einen geeigneten Mitarbeiter zu finden, wenn viele Bewerber mit der geforderten fachlichen Qualifikation vorhanden sind. In den meisten Unternehmen existiert ein standardisierter Prozess zum Vergleich des Anforderungsprofils mit den Bewerbungsunterlagen. Auch im Gespräch ist es für die Fachvorgesetzten relativ leicht einzuschätzen, ob ein Kandidat die Aufgaben bewältigen wird. Ob er aber wirklich zum Unternehmen und zur Abteilung passt und die Firma voranbringt, lässt sich schon schwerer vorhersagen. Viele Betriebe setzen daher psychologische Testverfahren ein, um herauszufinden, ob jemand ein Teamplayer ist oder eher eine potenzielle Führungskraft. Beide Typen sind für ein Unternehmen wichtig, doch müssen sie an der richtigen Stelle eingesetzt werden, weil sich sonst Unzufriedenheit und Demotivation einstellen.

Aber auch der Bewerber sollte für sich abklären, in was für einem Unternehmen er tätig sein möchte, was seine beruflichen Ziele sind und wo seine Stärken liegen. Das bedeutet, dass er sich über die Arbeitgeber, bei denen er sich bewirbt, gut informieren und prüfen sollte, ob er seine Ziele in dem Unternehmen erreichen wird.

Wenn beide Parteien diese Prüfung professionell betreiben, entsteht ein ideales Arbeitsverhältnis - wie in diesem Sommer in der deutschen Nationalmannschaft.

Da war ein Fußballtrainer, der eine Aufgabe übernommen hatte, die von nationaler Bedeutung war, und ein eindeutiges Ziel verfolgte - nämlich, Fußballweltmeister zu werden. Dieser Trainer besaß keine Berufserfahrung. Als Erstes suchte er Fußballer, die gerne in seinem Team spielen wollten. Auf die fachlichen Qualifikationen der Spieler achtete er nur oberflächlich. Er holte die Kicker zusammen und ließ sie probehalber gegen andere Mannschaften spielen. Nach ersten Erfolgen kam die Ernüchterung. Der Trainer und seine Mannschaft verloren Spiel um Spiel. Das rief alle etwa 80 Millionen Bundestrainer auf den Plan, die mit ihren Ratschlägen die Mannschaft wieder auf die Erfolgsspur führen wollten.

In vielen Firmen gibt es nur standardisierte Prozesse

Einigkeit bestand nur darin, dass mit diesem Bundestrainer kein Blumentopf zu gewinnen sei, und man forderte seine sofortige Ablösung. Doch der unerfahrene Bundestrainer ließ sich von seinem Weg nicht abbringen. Das WM-Turnier begann, und alle waren überrascht, denn das Unerklärliche geschah. Die Mannschaft spielte den besten Fußball, den die Nation seit langem gesehen hatte. Die seit Jahrzehnten jüngste und damit relativ unerfahrene Nationalmannschaft erreichte den dritten Platz im Turnier und wurde sogar "Weltmeister der Herzen".

Trainer stellt Truppe nach Soft-Skills-Kriterien zusammen

Was war geschehen? Konnten die jungen Fußballer ihre spielerischen Fähigkeiten über Nacht verbessern? Nein, etwas was für viele nicht erkennbar war, hatte dieser Bundestrainer gezielt verfolgt. Er hat sich seine Truppe in erster Linie nach "Soft Skills" zusammengestellt. Die von ihm gestellten Anforderungen waren: Teamgeist, bedingungsloser Einsatzwille, Neugier, Stolz, Offenheit und Selbstvertrauen, um einige Kriterien zu nennen. Auf der Grundlage dieser Fähigkeiten war jeder Spieler in der Lage, seine persönlichen Belange dem gemeinsamen Ziel unterzuordnen. Der Erfolg der Mannschaft war ein Erfolg des Trainers: Er passte zu seinem Job - und seine Spieler ebenfalls.