Die beliebtesten Spiegelreflexkameras im großen Vergleichstest

02.07.2007
Von 
Verena Ottmann ist seit 16 Jahren bei PC-WELT für Hardware-Themen zuständig. Mit Ratgebern, Tests und Tipps informiert sie im Heft und auf den Online-Plattformen über Wissenswertes rund um Digitalkameras und externe Festplatten. Außerdem kümmert sich Verena Ottmann als Heftkoordinatorin um die Planung und Realisierung der AndroidWelt. Privat interessiert sie sich für alles, was man auf dem Fernseher oder der Stereoanlage ausgeben kann.

So testen wir DSLRs - Auflösung, Wirkungsgrad und Verzeichnung

Die Bildqualität einer SLR-Kamera bewerten wir teils subjektiv, teils objektiv. Dabei geht die subjektive Bewertung zu 40, die objektive Bewertung zu 60 Prozent in die Teilnote ”Bildqualität ein”. Bei der subjektiven Bewertung machen wir Aufnahmen mit unterschiedlicher Brennweite, mit und ohne Blitz und bewerten sie in Sachen Farbtreue und Schärfe. Auch untersuchen wir die Testaufnahmen hinsichtlich Bildrauschen.

Für die objektive Beurteilung der Bildqualität testen wir mit der Software DC Tau 4.0 von Anders Uschold, der unter anderem als vereidigter Sachverständiger für digitale und analoge Fotografie tätig ist. Wir haben uns für diese Software entschieden, da sie Auflösungs-, Kamera- und Hersteller-unabhängig arbeitet. Außerdem erkennt das Programm eventuell vorhandene Verbesserungsalgoritmen einer Kamera - etwa eine automatische Scharfzeichnung. Wir messen Kameras hinsichtlich Auflösung, Wirkungsgrad, Verzeichnung, Dynamikumfang, Rauschen, Scharfzeichnung und Randabdunklung.

Die Kamera selbst bestücken wir mit dem beiliegenden Kit-Objektiv und stellen sicher, dass alle Optimierungsmaßnahmen wie Rauschunterdrückung ausgeschaltet sind. Gibt's Optionen für Farbsättigung, Kontrast etc., wählen wir stets die neutrale Einstellung.

Auflösung
Grundlage für das Verfahren sind drei Testaufnahmen, die von der Software hinsichtlich Auflösung, Dezentrierung und Verzeichnung ausgewertet werden. Als Motiv dient eine rund 90 x 63 Zentimeter große Glasscheibe, auf der neun Siemenssterne x-förmig angeordnet sind. Dieses Motiv wird von einem Leuchtpult als einzige Lichtquelle beleuchtet. Mit jeder Kamera machen wir drei Belichtungsreihen zu je fünf Bildern mit 0 EV als mittlere Belichtungskorrektur. Dabei wählen wir für eine Belichtungsreihe die größte Brennweite, für die zweite eine mittlere und für die dritte Belichtungsreihe die kleinste Brennweite. Aus den jeweils fünf Testbildern ermitteln wir mit Photoshop das am besten belichtete und wandeln es ins BMP-Format um. Mit den drei (bei Festbrennweite einem) so resultierenden Testbildern ”füttern” wir die Software anschließend.

Bei jedem Testbild vermisst DC Tau jeden Stern einzeln in allen drei Farbkanälen des RGB-Bildes und in einem physiologisch gemittelten Grauwertbild in beliebigen Ausrichtungen. Auf diese Weise erkennt die Software, wo bei jedem Stern der scharfe, aufgelöste in den unscharfen, nicht aufgelösten Bereich übergeht und wie groß beide sind. Die kreisförmige Grenzlinie wird dabei farbig markiert. DC Tau vergleicht zudem die Grenzlinien der äußersten Sterne mit der des Mittelsterns. Weicht die Form einer Außengrenzlinie zu stark von der der Mittelgrenzlinie und der ihr gegenüberliegenden Außengrenzlinie ab, ist die Kamera dezentriert. Das heißt, das Objektiv wurde schlampig montiert, und wir bestellen die Kamera neu. Achtung: Bilder, die mit einer dezentrierten Kamera gemacht wurden, zeigen in den Eckbereichen mehr Unschärfe auf. Darum ist dieses Kriterium für aussagekräftige und repräsentative Tests wichtig.

Wirkungsgrad
Als zweiten Punkt ermittelt die Software anhand der Sterne den Wirkungsgrad einer Kamera, das heißt, wie viel Prozent der höchsten effektiven Auflösung wirklich für Bildinfos genutzt werden. Dazu setzt DC Tau die Nettodateigröße – die Größe des aufgelösten Bereichs – in Verhältnis zur Bruttodateigröße (maximal mögliche Dateigröße, bei unkomprimierten Bildern: Auflösung x Farbtiefe). Die Bewertung des Wirkungsgrads hängt von der Megapixelklasse ab. Daher können die Werte auch untereinander nicht verglichen werden. Liegt der Wirkungsgrad jedoch bei über 100 Prozent, heißt das, die Kamera arbeitet mit Anti-Aliasing-Filter, Kantenfortführung und Scharfzeichnung, was zu Artefakten und/oder Moire führen kann. Die im Bild entstehenden Strukturen und ”Schärfen” sind künstlich generiert und verfälschen deutlich.

Verzeichnung
DC Tau ermittelt die tonnen-, kissen-, oder wellenförmige Verzeichnung einer Kamera. Dazu werden die prozentualen Veränderungen auf 90 Prozent des diagonalen Weges von der Bildmitte zum Bildrand gemessen.