IT-Spielzeuge für den Schrottplatz

Die 17 nutzlosesten Gadgets aller Zeiten

Kommentar  24.02.2017
Von 


Florian Maier beschäftigt sich mit diversen Themen rund um Technologie und Management.
Wir präsentieren: Die Tech-Schrott-17. Nerviges, schlechtes und auch einfach richtig blödes IT-Spielzeug, das im Lauf der letzten Jahre das Licht der Welt erblickt hat.

Es ist ein altbekanntes Phänomen, wenn es um IT-Gadgets geht: Die Lösung ist schon da, nur das Problem fehlt noch. Sie werden kaum glauben, welchen Technik-Müll manche Unternehmen über die letzten Jahre so produziert und teilweise tatsächlich auf den Markt geworfen haben. Bloß gut, dass die Kunden das schrottige Spiel in den allermeisten Fällen recht schnell durchschaut haben. Ergötzen Sie sich an diesen 17 IT-gewordenen Nutzlosigkeiten!

17. Samsung Gear 2

Liebe Samsung-Fans - es ist an der Zeit, der Realität ins Auge zu sehen: Jedes Mal wenn eine neue Produktkategorie am Tech-Himmel erscheint (oder sich die Hinweise auf ein neues Apple-Produkt verdichten), fährt Euer Lieblingskonzern eine ganz eigene Strategie. Die Koreaner überfluten den Markt mit den verschiedensten Produktauswüchsen, schauen dann was am besten läuft und konzentrieren sich schließlich genau darauf. So auch bei den Smartwatches.

Der Gipfel der Nutzlosigkeit: die Uselessness Top 17.
Der Gipfel der Nutzlosigkeit: die Uselessness Top 17.
Foto: Viacheslav Nikolaenko - shutterstock.com

Die Gear 2 war zweifelsohne ein gelungenes, gut gebautes und qualitativ hochwertiges Produkt. Aber trotzdem nutzlos. Das fing schon beim Betriebssystem an: Tizen OS. Das war anfangs gar nicht so schlecht, bis sich Samsung entschieden hat, nur noch schlaue Uhren mit Android-OS zu produzieren. Entsprechend düster sah es ab diesem Zeitpunkt für Tizen in Sachen neue Apps und Features aus.

Das nächste Problem: Die Gear 2 war lediglich mit einer Handvoll Samsung-Smartphones und -Tablets kompatibel. Man musste also nicht nur 200 Euro für die Smartwatch hinlegen, sondern auch noch 600 Euro für das passende Handy. Wer sich dann ein neues Smartphone geholt hat, brauchte auch sehr wahrscheinlich eine neue Smartwatch.

Samsung Gear 2: Qualität und Verarbeitung top - und trotzdem nutzlos.
Samsung Gear 2: Qualität und Verarbeitung top - und trotzdem nutzlos.
Foto: Samsung

16. Amstrad E-Mailer

Bei vielen nutzlosen Gadgets war, beziehungsweise ist, die Grundidee ganz ok - nur was dann daraus gemacht wird lässt unter Umständen zu wünschen übrig. Der E-Mailer des britischen IT-Traditionshauses Amstrad ist so ein Fall. Dabei handelte es sich um ein Tischtelefon mit LCD-Display, das eine Art E-Mail-Messenger-Maschine darstellen sollte. Damals - im Jahr 2000 - war die Vorstellung, über ein Mobiltelefon E-Mails abrufen zu können eine ziemlich kühne. Wieso also nicht erst einmal mit einem Tischtelefon vorlegen? Mit kühnen Ideen und Ansichten kennt sich Amstrad-Gründer und "The Apprentice"-UK-Host Alan Sugar ohnehin aus - schließlich prophezeite er 2005 in bester Ballmer-Manier den baldigen Tod des iPod.

Das größte Problem an dem Teil war das Geschäftsmodell, das dahinterstand. Der E-Mailer selbst war nämlich nicht allzu teuer, seine Nutzung allerdings schon. Und zwar nicht zu knapp. Denn der Zugriff auf Internet und E-Mail lief über eine teure Service-Telefonnummer und die Amstrad-Server. Damit war der Zugriff auf die elektronische Post also nicht nur auf einen Platz im Haus beschränkt - ein eigentlich kostenloser Service wurde so auch noch richtig teuer. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, wurden die User über das LCD-Display auch noch mit Werbeanzeigen penetriert.

Der Service war also schon eine Katastrophe, die Technik dahinter allerdings eine noch größere. Nicht nur dass der E-Mailer echt billig wirkte und auch so verarbeitet war - bei den britischen IDG-Kollegen sorgte das Teil für Angst und Schrecken, als ein Testgerät Feuer fing. Gerüchteweise hat sich der damalige Amstrad-CEO Bob Watkins lieber selbst gefeuert, als weiter an dieser Vision von Alan Sugar zu arbeiten.

15. Xybernaut Poma

Dieses tragbare Tech-Ungetüm ist ein ganz spezieller Fall. So speziell, dass man gar nicht so recht weiß, wo man anfangen soll. Der seit jeher etwas zweifelhafte Wearables-Hersteller Xybernaut wollte im Jahr 1999 mit einem tragbaren PC namens Poma (Projektname "MA IV") den großen Wurf landen. Seltsamerweise wurde dieses Konglomerat von billigen, um den Leib gewickelten Peripherie-Teilen bei seiner Premiere auf der CES 2002 ernsthaft bejubelt. Warum? Wir wissen es auch nicht.

Fakt ist: der - oder das - Poma, lief auf dem nutzlosen Windows CE-OS und sollte mit 1500 Euro zu Buche schlagen. Nutzwert: Fehlanzeige. Dafür hat man damit aber wie ein echter Nerd-Idiot aus einer Sci-Fi-Komödie der frühen 1980er ausgesehen. Immerhin dürfte dieses Tech-Erzeugnis ein Renner auf Halloween-Partys gewesen sein.

14. Withings Smart Hairbrush

Auf der CES 2017 zeigte Withings das Produkt seiner Kooperation mit der L’Oreal-Tochter Kérastase: eine smarte Haarbürste - quasi das ultimative Beispiel für eine Lösung ohne Problem. Im Herbst 2017 soll die "Zukunft der Haarpflege" eine "ganzheitliche Haar-Begutachtung" ermöglichen. Das wünschen wir uns doch alle, oder?

Verschiedene Sensoren überwachen zu diesem Zweck die Art und Weise wie man sich die Zotteln verbrämt und sorgen für Vibrationsalarm, wenn die Gäule beim Kämmen mal durchgehen sollten. Über Bluetooth und Wifi werden die Daten anschließend ans Smartphone übertragen, wo eine App visualisiert, wie es um die Mähnen-Gesundheit steht. Klar, für den ein oder anderen Haar-Fetischisten mag es verlockend klingen, dafür 200 Euro abzudrücken - für die meisten Menschen dürfte das allerdings weniger zutreffen. Sagen Sie doch einfach fünf Mal hintereinander "smarte Haarbürste" - vielleicht erschließt sich Ihnen dann der Sinn dieses Produkts.

13. Nokia N-Gage

Gute Idee, schlechte Ausführung - das gilt auch im Fall des Nokia N-Gage. Der wesentliche Fehler an diesem Gadget war, dass Nokia versuchte, einer Spielkonsole eine Telefonfunktion aufzudrücken, statt ein Smartphone mit Games-Funktionalitäten zu entwickeln. Ein Vergleich verdeutlicht die Nutzlosigkeit des Unterfangens: Stellen Sie sich doch mal vor, Sie müssten mit einer Nintendo Wii telefonieren…

Dazu kostete das N-Gage auch noch wesentlich mehr als Nintendos Game Boy, die Anzahl und Qualität der Games war mehr als überschaubar und das Ding war hässlich. Und zwar sowohl als Handheld, als auch als Handy.

12. DIVX DVD Player

Bevor der Name DivX etwas Gutes bedeutete, versuchte die US-amerikanische Elektronik-Kette Circuit City im Jahr 1998 mit Digital Video Express (DIVX) die Revolution auf dem Videoverleih-Markt zu erzwingen. Die Idee: Die Verbraucher sollten nicht mehr ausleihen, sondern kaufen. Und zwar so etwas wie "Einweg-DVDs", die für 48 Stunden abspielbar waren und danach gegen Gebühr freigeschaltet werden mussten.

Natürlich brauchte man dazu einen speziellen "DIVX-enhanced" DVD-Player. Wäre eigentlich keine schlechte Idee gewesen, wenn es die Player umsonst gegeben hätte. Leider waren die Geräte aber deutlich teurer als "normale" DVD-Player. Noch dazu mussten sie an die Telefonleitung angeschlossen werden, um überhaupt zu funktionieren. Man konnte dann also auch nicht mehr telefonieren. Von dem Fakt, dass eine unüberschaubare Anzahl von gesichtslosen Großkonzernen so ganz genau wusste, wer wann welche Inhalte konsumiert, schreiben wir erst gar nicht.

11. Datawind PocketSurfer 2

Mitte 2007 ist das Internet immer noch eine Desktop-Angelegenheit. Auch die Breitbandnutzung steckt zu diesem Zeitpunkt noch in den Kinderschuhen und die Gebühren für einen Internetanschluss sind entsprechend hoch. Mobile Nutzer haben zu dieser Zeit einen Blackberry und das Mobile Web besteht größtenteils aus Fußballergebnissen, Kino-Programmen und WAP.

Die Lösung für all diese Probleme sollte der PocketSurfer 2 sein. Eine Art Smartphone, nur ohne das Phone - vermarktet als "mobile internet device". Das Gerät besaß ein vollwertiges Keyboard, das volle Internet- und E-Mail Funktionalitäten für unterwegs versprach. Das Ganze sollte außerdem laut Hersteller Datawind ohne jegliche Vertragsbindung und teure Datentarife funktionieren. Einzig ein paar Werbeanzeigen beim Hoch- und Herunterfahren des Geräts sollten angezeigt werden.

Klingt doch eigentlich nach einem guten Konzept, sagen Sie? Tatsächlich tut es das. Leider konnte das Gerät aber die Erwartungen nicht erfüllen: Nicht nur dass die Verarbeitung von eher minderer Qualität war - das Geschäftsmodell funktionierte schlicht nicht. Denn wer ein Advertising-Modell mit Erfolg betreiben will, braucht dafür vor allem eines: User. Und die wollten lieber ein iPhone.