Crisp Research Analyse

Die 10 IT-Trends für 2016

06.01.2016
Von 
Dr. Carlo Velten schreibt als Experte zu den Themen Cloud-Platforms und -Developers, Enterprise Cloud Management und Digital Business. Dr. Carlo Velten ist CEO des IT-Research- und Beratungsunternehmens Crisp Research AG. Seit über 15 Jahren berät Carlo Velten als IT-Analyst namhafte Technologieunternehmen in Marketing- und Strategiefragen.

Microservices-Architectures

Microservices-Architekturen werden zum ultimativen Blueprint zur Entwicklung digitaler Workloads und zukünftiger Systemlandschaften. Durch das Zusammentreffen von Container-Technologien wie zum Beispiel Docker, APIs und skalierbaren Cloud-Infrastrukturen lassen sich erstmals Software- und Systemarchitekturen entwerfen, entwickeln und betreiben, die ein Höchstmaß an Agilität bei gleichzeitiger Robustheit versprechen.

Durch das Aufbrechen von Applikationen auf die atomare Ebene einzelner Prozesse und Funktionen in so genannte Microservices, beziehen sich Updates oder Patches nur auf einzelne Teile des Systems und niemals auf die gesamte Applikation. So können einzelne Microservices leicht durch neue ersetzt sowie Innovationen mit kurzem Time to Market realisiert werden. Ebenso lassen sich Fehler und Integrationsaufwand erheblich reduzieren. Da einzelne Microservices unabhängig voneinander existieren können und sich gut horizontal skalieren lassen, sind Microservices-Architekturen ebenfalls ausfallsicher und robust.

Um den Nachteil höherer Komplexität zu kompensieren, sollten CIOs und CDOs beginnen, eigene Kompetenzen aufzubauen beziehungsweise sich frühzeitig die richtigen Dienstleistungspartner auszuwählen, um sich so im DevOps-Modell und der agilen Entwicklung auf Basis von Microservices zu üben.

Mobile Business Process Management

Mobile First wird spätestens im Jahr 2016 das wesentliche Paradigma in den Entwicklungs- und Design-Abteilungen. Denn Unternehmen müssen sich dafür rüsten, insbesondere den mobilen Kanal als wichtigsten Touch Point der Kunden für den eigenen Markenauftritt erfolgreich zu nutzen.


Einerseits müssen viele Unternehmen noch ihre Basis-Hausaufgaben erledigen und auch die eigene Web-Präsenz als Reaktion auf Googles mobile Such-Algorithmus-Revolution anpassen und mobil optimieren. Das mobile Web ist nicht nur Zugriffspunkt Nummer 1 für die Kunden sondern bietet dank neuer Content-Management-Systeme und Standards wie Responsive Design oder HTML-5 viele Möglichkeiten für Features und Gestaltung.

Darüber hinaus werden ganze Geschäftsmodelle und –prozesse von nun an mobil. Nachdem Lightweight- und Collaboration-Apps die Unternehmen mehr oder weniger schnell eroberten, müssen die Unternehmen in der dritten Generation neue und bestehende Geschäftsmodelle mobil abbilden können. Für eine tiefere Integration in das bestehende IT-Backend, die notwendig ist, um auch komplexere Geschäftsprozesse nutzerfreundlich auf das Smartphone zu bringen, sind neue Werkzeuge wie Mobile Backend-as-a-Service beziehungsweise Mobile Middleware notwendig, um die Integration ins Backend zu sichern und die Front-End-Entwicklung den Entwicklern zu überlassen.

Age of Understanding – Next Generation BI

BI-Lösungen als reine Expertensysteme stehen vor dem Aus. Um im digitalen Zeitalter datengestützte Entscheidungen und Managementprozesse in der Unternehmenskultur zu verankern, wird eine Transformation hin zu Self-Service-, cloud-basierten und mobilen Analyse-Tools unerlässlich sein. Es gilt dem Herrschaftswissen des mittleren Managements mehr Analyse- und Entscheidungskompetenz an der Basis entgegenzusetzen und Mitarbeiter zu „enablen“ mit den Unternehmensdaten und externen Datenquellen konstruktiv und kreativ umzugehen. Im Age of Understanding kommt dabei der Visualisierung der Daten und Datenströme eine wichtige Rolle zu. Denn nur über die visuelle Aufbereitung werden Muster, Beziehungen und Trends in den großen Datenmengen sichtbar und prägen sich als Story ein.

Pervasive Security / Security @ Scale

Sicherheit der digitalen Prozesse, der Daten sowie der Firmenkommunikation wird für immer mehr Unternehmen zur Top-Priorität. Dabei gilt es, sich auf neue und vor allem mehr Angriffsvektoren einzustellen. Neben klassischer Wirtschaftsspionage, die auf das Intellectual Property abzielt, müssen Unternehmen sich verstärkt auf Angriffe durch organisierte Kriminalität einstellen. So wird aktuell auch in Deutschland eine Vielzahl von Unternehmen mittels gezielter DDoS-Attacken erpresst.
Zudem gilt es für CIOs und CISOs, sich darauf einzustellen, dass IT-Sicherheit und Datenschutz im mobilen und Cloud-Zeitalter nicht mehr nach den klassischen Verteidigungsstrategien funktionieren kann. Wenn tausende Mitarbeiter weltweit unterwegs und in hunderten von Unternehmenslokationen verteilt und über das Internet und Mobilfunknetze angebunden sind, ist eine IT-Sicherheitsstrategie mit globaler Reichweite gefordert. Ein Teil der IT-Sicherheitsdienste wird demnach aus der Cloud kommen – müssen.

Corporate IT meets Product IT

Um den Anforderungen der digitalisierten Welt zu begegnen, müssen CIOs Fähigkeiten und Eigenschaften wiederbeleben, die in den vergangenen Jahren in den meisten Unternehmen im Zuge der großen Outsourcing-Welle zunehmend degeneriert sind.

  • Die Fähigkeit, neue Anwendungen und Prozesse schnell in PoCs oder einem „MVP“ (Minimal Viable Product) zu Prototypen und zu testen.

  • Die Möglichkeit, Anwendungen auf Cloud-Plattformen schnell zu skalieren – oder auch wieder einzustampfen.

  • Die Fähigkeit, neue IT-Anwendungen aus Nutzerperspektive („Design Thinking“) zu gestalten und Fokus auf die User Experience zu legen.

All dies ist im Zeitalter von Mobile, Social und Cloud erfolgsentscheidend. Neben den klassischen IT-Managementdisziplinen wie Governance, Sourcing oder Projektmanagement sind daher Anwendungsentwickler, Datenanalysten, Schnittstellen-Programmierer und Cloud-Architekten gefragt, die sich mit den neuen Technologien auskennen. Zusätzlich sollten sie in der Lage sein, in interdisziplinären Teams zu arbeiten.

Hinzu kommt, dass die Entwicklung von „Software-Defined Products“ und IoT-basierten Lösungen meist von der sogenannten „Product IT“ ausgeht. Sprich den Ingenieuren, Maschinenbauern oder Physikern aus den Bereichen Produktentwicklung und FuE, die mittels Sensoren und Embedded Systems das Funktionspektrum und die technischen Eigenschaften der eigenen Produkte definieren. Doch diese sind zur Entwicklung kompletter Lösung von der Corporate IT oder externen Dienstleistern abhängig, um beispielsweise diejenigen Komponenten und Apps zu entwickeln und zu betreiben, die für die Digital Customer und Service Experience notwendig sind. (bw)