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Obamas Pannen-Portal

Dicke Blamage für Internet-Supermacht

23.10.2013
Fiasko, Desaster, unglaubliche Peinlichkeit. Eine dilettantische Internetseite beschert US-Präsident Obamas Prestigeprojekt einen Horrorstart. Unzählige Amerikaner scheitern bei der Beantragung seiner neuen Krankenversicherung. Die Republikaner frohlocken.
Die Website Healthcare.gov "funktioniert nicht, wie sie soll"
Die Website Healthcare.gov "funktioniert nicht, wie sie soll"
Foto: Screenshot Healthcare.gov

Der mächtigste Mann der Welt möchte etwas verkaufen: "Das Produkt ist gut, richtig gut", sagt er. "Die Leute können Geld sparen. Und es gibt eine massive Nachfrage." Wie ein fliegender Händler auf dem Wochenmarkt preist US-Präsident Barack Obama seine neue Krankenversicherung an. Die ließe sich sogar rund um die Uhr per Telefon bestellen: "Die Nummer ist 1-800-318-2596", diktiert er geduldig - gleich zwei Mal, damit sie jeder mitschreiben kann.

Für viele war es ein unwürdiges Schauspiel, das sich da Anfang der Woche im Garten des Weißen Hauses in Washington abspielte. Eine halbe Stunde lang, so schien es, musste der Führer der freien Welt in die Niederungen des Verkaufsfernsehens hinabsteigen, um eine riesige Blamage irgendwie noch abzumildern. Denn der Start des Kernstücks seiner Gesundheitsreform ist völlig schiefgegangen.

Die Website, über die sich die Millionen Amerikaner seit dem 1. Oktober einschreiben sollen, "funktioniert nicht, wie sie soll". So drückt Obama es aus. Andere bezeichnen sie als Fiasko, Desaster, als unglaubliche Peinlichkeit. Die große Mehrheit der Besucher auf der Seite erhält frustrierende Fehlermeldungen. Nur ein Bruchteil konnte sich registrieren, noch weniger letztlich einen Vertrag abschließen. Und am Ende lieferte die Seite falsche Daten an die Versicherungen.

Deshalb rät Amerikas erster Internet-Präsident (38 Millionen Twitter-Follower, 37 Millionen Facebook-Freunde) seinem Volk, zum Telefon zu greifen oder Papierformulare auszufüllen. Die für gut eine halbe Milliarde Dollar (gut 350 Milliarden Euro) von mehr als 50 privaten Firmen über Jahre entwickelte Site "HealthCare.gov" muss nach Obamas Worten erst noch repariert werden. "Wir tun alles, was wir irgendwie können, um die Website besser, schneller und früher zum Arbeiten bekommen."

Das Kopfschütteln ist groß. Wie kann der Regierungschef eines Landes, in dem Amazon, Facebook, Google und Apple gegründet wurden, sein Prestigeprojekt so daneben gehen lassen? "Im 21. Jahrhundert ist es nicht so kompliziert, eine Internetseite einzurichten, auf der die Leute etwas kaufen können", höhnt der republikanische Senator Marco Rubio. "Schicke die Air Force One nach Silicon Valley. Belade sie mit schlauen Leuten. Bringe sie nach Washington und löse das Problem", rät Obamas Gegner im Präsidentenwahlkampf 2008, Senator John McCain.