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Verlage

Dialog mit Lesern suchen

29.06.2010
Medienhäuser und Verlage müssen nach Ansicht von Zeitungsmachern mehr auf den Dialog mit den Lesern setzen.

Gerade angesichts der steigenden Bedeutung des Internets sei dies ein wichtiges Mittel, um Zeitungsverlage fit für die Zukunft zu machen, lautete ein Fazit einer Expertendiskussion beim medienforum.nrw am Dienstag in Köln. "Die Verlage werden in die Hocke gehen und sich wieder auf Augenhöhe mit ihrer eigentlichen Kundschaft begeben müssen", sagte Christian Lindner, Chefredakteur der "Rhein-Zeitung". Dabei sollten Verlage mutiger sein und viel experimentieren, zum Beispiel aktiver werden bei Twitter und sozialen Netzwerken im Internet.

Der Chefredakteur von "Zeit Online", Wolfgang Blau, sagte, ausgerechnet Medienverlage würden häufig als "Ausländer im Internet" wahrgenommen: "Kommunikation ist unsere Kernkompetenz, wir kommunizieren aber nicht." Er plädierte dafür, die Leser mehr einzubeziehen und sie letztlich "als wichtige Mitarbeiter im redaktionellen Prozess" zu betrachten. "Es gibt fast immer Leser, die besser über ein Thema Bescheid wissen als der Redakteur." Das sollten Journalisten akzeptieren und auch nutzen, meinte Blau.

Konstantin Neven DuMont, Vorstand der Mediengruppe M. DuMont Schauberg, betonte, Verlage müssten sich wieder mehr darauf besinnen, Anwalt der Menschen zu sein - und dieser Aufgabe genauso in der Zeitung wie im Internet nachkommen. Fest stehe für ihn, dass besonders Lokalzeitungen in Zukunft nicht um das Thema "Paid Content" - also bezahlte Inhalte im Internet - herumkommen. "Bezahlte Inhalte müssen natürlich einen Mehrwert für die Leser haben", sagte er. Hier gelte es bei den Menschen ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass guter Journalismus Geld kostet. Dies werde sein Verlag zunächst bei mobilen Endgeräten wie dem iPad von Apple ausprobieren.

Der Vorsitzende des Zeitungsverlegerbands Nordrhein-Westfalen (ZVNRW), Christian Nienhaus, forderte ein eigenes Leistungsschutzrecht für Presseverlage. "Unternehmen wie Google leben davon, systematisch unsere Inhalte abzugreifen", kritisierte Nienhaus, der auch Geschäftsführer der WAZ-Mediengruppe ist. Das aus dem Jahr 1965 stammende Urheberrecht bilde die veränderte Wirklichkeit nicht mehr ab und müsse reformiert werden. (dpa/tc)