Büroautomation - ein Markt für elektronische Drucker:

Dezentrale Drucker für dezentrale Arbeitsplätze

23.05.1986

Die Vision vom papierlosen Büro wird von der Realität Lügen gestraft. Proportional zum ungestümen Vordringen der Arbeitsplatzrechner und Personalcomputer in die Bürolandschaft steigt auch der Bedarf der Bürodrucker am Gesamtkuchen der Büroautomation.

Wie Brigitte Hilgner, Mitarbeiterin der Dataquest UK Ltd., ausführt, gibt es nur wenig Märkte, in denen während der ersten Jahre der laufenden Dekade jährliche Wachstumsraten von 100 Prozent und mehr möglich waren. Den Markt für elektronische Drucker in Westeuropa zählt sie dazu. Obwohl sich derartige Steigerungsraten auf die Dauer nicht aufrecht erhalten lassen, sind die von Dataquest prognostizierten Steigerungen von 25 Prozent für das Jahr 1985 nicht zu verachten.

Weiteren Einschätzungen von Dataquest zufolge wurden im Jahr 1981 in Westeuropa etwa 280 000 elektronische Drucker verkauft. Die Erwartungen von mehr als 2,3 Millionen Geräten für das vergangene Jahr sind erreicht worden.

Mit einem Anteil von 98 Prozent behaupten serielle Drucker in Deutschland ihre Führungsposition am gesamten Druckerabsatz. Serielle Drucker sind solche, die im Gegensatz zu Zeilen- und Seitendruckern zu einem gegebenen Zeitpunkt immer nur ein einziges Zeichen zu Papier bringen können. Dieser hohe Absatzanteil muß als Indiz für den schwerpunktmäßigen Einsatz der seriellen Drucker in Verbindung mit Arbeitsplatzrechnern und Personalcomputern angesehen werden.

Einführung und Ausbau der Büroautomation führen nicht nur zu mehr Computerleistung am Arbeitsplatz, sondern unterstützen gleichermaßen die Aufstellung geeigneter Ausgabeperipherie. Trendmäßig ist zu beobachten, daß der Dezentralisierung der Computerleistung eine Kopplung der Druckausgabegeräte mit den eingesetzten Arbeitsplatzrechnern folgt. Der Computer am Arbeitsplatz würde einen großen Teil seiner Leistungsfähigkeit einbüßen, wenn die Ausgabe auf einem zentral stehenden, von mehreren Anwendern genutzten Drucker erfolgen müßte.

Ebenso vielfältig wie die Einsatzgebiete der modernen Rechnerzwerge in Verwaltung und Bürobereich sind die Angebote der Druckerhersteller. Die Palette der Ausgabegeräte für Arbeitsplatzrechner läßt sich je nach der eingesetzten Druckertechnik in zwei Klassen einteilen. Nadel- und Typenraddrucker werden als Impact-Drucker bezeichnet. Die Klasse der Non-Impact-Drucker wird durch Tintenstrahl-, Thermo- und Laserprinter repräsentiert.

Die genannten Technologien haben Vor- und Nachteile. Als Hauptübel der Impact-Drucker wird vielfach der durch den mechanischen Anschlag der Nadeln oder des Typenrades gegen die Walze erzeugte Lärm genannt. Non-Impact-Drucker sind durch ihre anschlagfreie Übertragung der Druckerzeichen auf Papier und Folie zwar leise, liefern aber im allgemeinen keine so hohe Druckqualität sowie keine Originaldurchschläge. Trotz ständiger Verbesserungen ist die Qualität des Schriftbildes nach wie vor vom verwendeten Papier abhängig.

Der Trend geht zur Dezentralisierung

Entgegen der Meinung vieler Experten plädiert Joachim Schönemann, Vertriebsleiter West- und Südeuropa der ITT-Tochter Qume, Düsseldorf, für eine Koexistenz der beiden Drucksysteme. Die Non-Impact-Technologie kommt nach seiner Auffassung der immer dringlicher werdenden Forderung nach leisen und damit menschenfreundlicheren Bürogeräten entgegen. Andererseits hält er den Bereich der Textver- und -bearbeitung, die Erstellung von Versand und Lieferpapieren sowie die Fakturierung für "die Domäne der Impact- und speziell der Typenraddrucker". Des weiteren kann "das individuelle Originalschriftbild eines Typenraddruckers bei der Textverarbeitung durch das Kopierschriftbild eines Non-Impact-Printers nie erreicht werden", so Schönemann weiter.

Er sieht sein Unternehmen als Hersteller von Schönschreibdruckern aber für beide Techniken gerüstet. Die eingeführte Palette der Typenradprinter wird durch die Produktion von anschlagfreien Geräten (Laserdruckern) erweitert und keinesfalls ersetzt. Nach Gesprächen mit OEM-Kunden und Händlern sieht er keinen Grund für einen Glaubenskrieg über die Technik.

Eindeutig unterstreicht das Unternehmen, daß der Markt für Drucker am Arbeitsplatz nicht stagnieren wird. Mit zunehmender Dezentralisierung der Computerleistung auf Arbeitsplatzrechner steigt auch der Bedarf an Arbeitsplatzdruckern.

Dieter Hitzler ist freier Fachjournalist in Ostrach.