Devolo AG

Devolo: Neuanfang am alten Standort

04.03.2005
Von Gabriele Müller
Aus den Scherben eines renommierten Unternehmens ist eine junge Firma entstanden, die bewährtes Know-how übernommen hat und große Ziele verfolgt.

Das hätte sich Heiko Harbers vor drei Jahren wohl nicht träumen lassen: dass die Großen der Unterhaltungselektronik auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas mit einem jungen Unternehmen aus Aachen so intensiv reden würden. Denn damals sah die Zukunft eher düster aus. Die Firma "Elektronische Systeme Aachen", kurz Elsa genannt, weltweit bekannter Produzent von Grafikkarten und Modems, musste Insolvenz anmelden. Damit wollte sich Harbers, ehemals Leiter des Geschäftsbereiches Consumer Datenkommunikation bei Elsa, nicht abfinden und gründete ein neues Unternehmen: die Devolo AG, die sich auf dem Gelände des Vorgängerunternehmens niedergelassen hat - und zwar ohne Fördermittel von Land oder Europäischer Union. "Dafür waren wir von Anfang an doch wieder zu groß", erinnert sich Harbers, der mit mehr als 20 Ex-Elsa-Mitarbeitern den Neuanfang wagte.

Vergleiche mit dem "Phoenix aus der Asche" drängen sich geradezu auf: Nach knapp drei Jahren kann Harbers sagen, dass sein junges Unternehmen in Deutschland schon wieder die Spitzenposition bei analogen Modems und Home-Plug-Produkten einnimmt. Das kommt nicht von ungefähr: Viele Kollegen aus dem Team bei Devolo waren auch bei Elsa von Anfang an dabei und brachten langjährige Entwicklungserfahrung sowie gute Marktkenntnisse in das neue Unternehmen ein. Dazu kam kurz nach der Gründung die Übernahme der bekannten Marke Micro-Link mit allen Produktrechten.

Das Haus vernetzen

Heute bieten die Aachener eine breite Produktpalette. Es reicht von Netzwerkkomponenten über analoge Modems, ISDN- und DSL-Router bis hin zu DSL-Modems und Produkten für das Heimnetzwerk, die nach dem internationalen Home-Plug-Standard arbeiten.

Und hier liegt einer der Schlüssel zum Erfolg: Mit der Eigenentwicklung des "Direct Local Area Network" (DLAN) wollen die Programmierer aus Aachen dem Wireless Local Area Network (WLAN) Konkurrenz machen und vom Trend zur Heimvernetzung profitieren. "Home-Plug wird sich als dritte Technologie neben Fast Ethernet und Wireless LAN etablieren", ist Harbers überzeugt.

Was aber ist der große Vorteil von D-LAN? Zwei entsprechende Adapter genügen, um die bestehende Elektroinstallation im Haus zu nutzen und PCs, aber auch Stereoanlage oder MP3-Player und Lautsprecher, miteinander zu vernetzen. Und das ohne zusätzliche Kabel und auch bei Gebäuden mit extrem dicken Wänden und Decken, in denen WLAN nicht funktioniert.

Rund 85 Prozent seines Umsatzes von 16,5 Millionen Euro im Jahr 2004 erwirtschaftete Devolo

Heiko Harbers, Devolo AG, setzt auf Zusammenarbeit mit Studenten und Absolventen der RWTH. (Foto: Devolo)
Heiko Harbers, Devolo AG, setzt auf Zusammenarbeit mit Studenten und Absolventen der RWTH. (Foto: Devolo)

mit Produkten für den Konsumentenmarkt, die restlichen 15 Prozent entfielen auf das Industrie- und Projektgeschäft. Und für beide gilt: "Wir wollen überzeugen durch Sympathie, Ehrlichkeit und Verlässlichkeit", sagt der Vorstand. "Das klingt eher nach traditionellen, althergebrachten Werten. Mag sein, aber es hat sich bewährt", ist Harbers überzeugt. Der gebürtiger Ostfriese war nach seinem Studium an der RWTH in Aachen "hängen geblieben". Die Produkte, die sich nach eigenen Angaben eher im hochpreisigen Segment bewegen, verkaufen sich nicht nur durch ihr ausgefallenes Design und ihre Bedienerfreundlichkeit, sondern auch durch umfassenden Service und Support.

Der wird ermöglicht durch ein Netzwerk von externen Partnern, die als Spezialisten für Fertigung, Logistik, Kundenbetreuung und den Reparaturservice vor Ort sind. "Kernaufgaben wie Marktforschung, Produkt-Management, Einkauf, Vertrieb und Marketing nehmen unsere eigenen Mitarbeiter wahr, die haben genaue Produktkenntnisse und langjährige Erfahrung", so Harbers.

Entwickelt wird in Aachen

Vor allem die Entwicklung findet in Aachen statt. Von der Belegschaft sind rund die Hälfte Ingenieure, die meisten davon ehemalige Absolventen der RWTH. Zum Beispiel Marcus Polaczek, 25 Jahre alt und als "Quality Assurance Engineer" für die Qualitätssicherung verantwortlich. Er unterzieht alle Produkte, die das Haus verlassen, harten Tests. Die Muttersprache des ausgebildeten Informatikkaufmanns, die er bewusst weiter pflegt, ist polnisch, er ist als Jugendlicher mit seinen Eltern nach Deutschland ausgesiedelt. "Vielleicht werden mir die Sprachkenntnisse beim beruflichen Fortkommen helfen", überlegt er. Schließlich ist die Devolo AG international tätig, fertigt in China und vertreibt ihre Produkte derzeit in Länder wie Frankreich, Österreich, Schweiz, Italien, die Niederlande, Belgien, Großbritannien, Spanien, Polen, Finnland, Norwegen, Dänemark, Griechenland und die Vereinigten Arabischen Emirate.

Nach rund eineinhalb Jahren bei seinem jetzigen Arbeitgeber hat Marcus Polaczek jedenfalls beschlossen, berufsbegleitend Betriebswirtschaft zu studieren, um seine kaufmännischen Kenntnisse zu erweitern - mit Unterstützung seines Unternehmens. Und für seinen Job büffelt er zusätzlich mehrfach in der Woche Englisch.