Deutschland ist schlecht auf die neue Mitarbeiter-Generation vorbereitet

06.12.2006
Von Dorothea Friedrich
Unternehmen sind nur schlecht auf die jüngere Arbeitnehmergeneration vorbereitet und gehen zu wenig auf deren Bedürfnisse ein.

Das ist ein zentrales Ergebnis einer Studie von Forrester Consulting, die Xerox in Auftrag gegeben hat. Die Befragung „Ist Europa bereit für die Millenials?“ beschäftigt sich mit Trends am Arbeitsplatz in Bezug auf die ab 1980 geborenen Beschäftigten, die so genannten Millenials. Die charakterisiert Forrester so: Sie sind es gewohnt, Informationen von multiplen Quellen zu erhalten und rasch zu verarbeiten.

Multitasking ist für sie einfach. Sie haben eine flexible Vorgehensweise. Sie bevorzugen gemeinsame Räumlichkeiten. Sie verlangen schnellen Zugang zu Informationen, und sie arbeiten gerne in nicht-hierarchischen Gruppen.

Der Studie zufolge sagten 94 Prozent der befragten deutschen Führungskräfte, dass junge Mitarbeiter anders kommunizieren und Technologie auf eine andere Weise nutzen als ältere Generationen. Eigentlich keine umwerfende Erkenntnis, da diese Generation die erste ist, die sich von Jugend an mit modernen Informations- und Kommunikationstechnologien vertraut ist und ihre Erfahrungen ins Berufsleben einbringt. Wenig erstaunlich ist auch, dass 77 Prozent der Unternehmen auf die veränderten Bedürfnisse reagieren.

Zu denken gibt jedoch, dass bisher nur wenige Firmen neue Hilfsmittel oder eine Kultur der Zusammenarbeit im Unternehmen implementiert haben, die diese Generation braucht, um erfolgreich zu sein. Damit verspielen sie die Chance, von der Arbeitweise und Erfahrung der „Millenials“ zu profitieren.

Arbeitsprozesse nicht zukunftsfähig

Die Resultate deuten darauf hin, dass Schlüsselbereiche, zum Beispiel Arbeitsmethoden der Mitarbeiter oder Prozesse zur Kunden-, Lieferanten- und Partnerzusammenarbeit, vernachlässigt werden. Sie entsprechen nicht den Bedürfnissen einer Generation, die bis zum Jahr 2010 einen größeren Anteil der Belegschaft ausmachen wird als Menschen, die vor 1950 geboren wurden.

Viele deutsche Unternehmen statten ihre Belegschaft zwar mit grundlegenden Hilfsmitteln aus, wie zum Beispiel unbegrenztem Drucken (74 Prozent), Mobiltelefonen (57 Prozent) und Laptop-Computern (38 Prozent). Allerdings setzt nur eine Minderheit neue Kommunikations-Tools wie WebCasts (15 Prozent), Blogs, Videokonferenzen oder Fernzugriff zu Internet oder E-Mail zur Verfügung. Nur 35 Prozent der Führungskräfte gaben an, derzeit online mit ihren Lieferanten und Partnern in den Bereichen Produkt- und Serviceentwicklung zusammenzuarbeiten. 45 Prozent planen auch für die Zukunft nicht, Informationen auf gemeinschaftlichen Seiten oder Blogs auszutauschen. Zusätzlichen Mehrwert in Form von Musik, Spielen oder Videoclips wollen auch zukünftig 58 Prozent der Unternehmen nicht anbieten.

Für Xerox ergibt sich daraus die Konsequenz, dass Unternehmen, die die Bedürfnisse der nachrückenden Arbeitnehmer-Generation nicht erkennen, mit Nachteilen im Geschäftsleben rechnen müssen. Sie würden künftig Probleme haben, die Wünsche von Partnern und Kunden zu verstehen sowie junge Hochschulabsolventen als Mitarbeiter zu halten. Denn Xerox geht davon aus, dass die Millenials „die Art und Weise revolutionieren, auf die Produkte und Serviceleistungen ausgewählt, entwickelt und angeschafft werden.“ Deutsche Unternehmen müssten sich die Arbeitsweise der neuen Arbeitnehmer-Generation aneignen, um mit den geschäftlichen Umgangsformen ihrer Kunden und Partner mithalten zu können.“

An der Studie beteiligten sich 1250 Führungskräften in 16 europäischen Ländern. In Deutschland wurden 100 Manager befragt, die zu 63 Prozent auf C-Level- oder Abteilungsleiterebene arbeiten. Die Unternehmensgrößen reichen von Kleinstunternehmen bis zu Großunternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern und stammen aus verschiedenen Branchen.