Deutschland holt beim Supercomputing auf

24.06.2009
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Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.
Laut der aktuellen Weltrangliste Top 500 stehen zwei der schnellsten Superrechner im Forschungszentrum Jülich.

Unter Supercomputing-Experten genießt die Top-500-Liste Kultstatus. Zweimal im Jahr präsentiert ein Team um Professor Hans-Werner Meuer von der Universität Mannheim das Ranking der schnellsten Rechner der Welt. Zwar gab es an der Spitze diesmal keine Überraschungen. Der von IBM gebaute Superrechner "Roadrunner" im US-amerikanischen Los Alamos National Laboratory behauptete mit einer Leistung von 1,105 Petaflops (eine Billiarde Rechenschritte pro Sekunde) den ersten Platz, dicht gefolgt von einem Cray-System namens "Jaguar" am ebenfalls amerikanischen Oak Ridge National Laboratory. Doch schon auf Rang drei platziert sich "JUGENE", ein Supercomputer aus dem Forschungszentrum Jülich.

Schneller als 50.000 PCs

Der Rechner auf Basis von IBMs BlueGene/P-Architektur schafft gut 825 Petaflops (Milliarden Rechenschritte pro Sekunde). Er ist damit rund 50.000-mal schneller als ein moderner PC. Ebenfalls in Jülich steht das System "JUROPA", das der Hersteller Bull auf der Basis von Blade-Rechnern von Sun Microsystems zusammen mit deutschen Experten konzipierte.

Komplexe Simulationen

"Mit JUGENE auf Platz drei zeigt Deutschland seine Präsenz in der Weltliga des Supercomputings und der Simulation", warb der Vorstandsvorsitzende des Forschungszentrums Jülich, Achim Bachem. Die Maschine wird für komplexe Simulationen eingesetzt, beispielsweise in der Materialforschung.

In der Top-500-Liste finden sich aktuell 29 Rechner an deutschen Standorten. Bei genauerem Hinsehen bleibt der Supercomputing-Markt indes fest in amerikanischer Hand. Die beiden deutschen Systeme im Ranking der zehn stärksten Rechner sind die einzigen, die nicht in den USA installiert sind. Von den 500 Systemen auf der Meuer-Liste werden 291 von amerikanischen Organisationen genutzt. Dagegen stehen 145 von Europäern eingesetzte Supercomputer und 49 für asiatische Nutzer.

Das Thema Energieeffizienz gewinnt auch für die Betreiber von Hochleistungsrechnern an Bedeutung. Die Top-500-Liste enthält deshalb auch Angaben zum Stromverbrauch und zum Verhältnis von Rechenleistung und Stromverbrauch. Die meisten energieeffizienten Supercomputer im Ranking basieren demnach auf IBMs Cell-Prozessoren. Intel macht mit seinen Nehalem-basierenden Quad-Core-CPUs aber rasch Boden gut, wie die Initiatoren berichten.

IBM dominiert den Markt

Gemessen an der gesamten Rechenleistung der aufgeführten Systeme dominiert IBM den Markt für Supercomputer mit einem Anteil von fast 40 Prozent. Allein in den Top 10 ist Big Blue mit fünf Systemen vertreten. Die Entwickler des IT-Konzerns arbeiten unterdessen schon an der nächsten Herausforderung: Das so genannte Exascale-Computing soll eines Tages für wissenschaftliche und wirtschaftliche Aufgaben zur Verfügung stehen. IBM will damit die derzeit erreichbaren Leistungswerte noch einmal um das Tausendfache erhöhen. Ein Exaflops entspräche einer Milliarde mal einer Milliarde Berechnungen pro Sekunde.

Die schnellsten Superrechner der Welt

Name

Standort

Hersteller

1

Roadrunner

Los Alamos National Laboratory, USA

IBM

2

Jaguar

Oak Ridge National Laboratory, USA

Cray

3

JUGENE

Forschungszentrum Jülich, Deutschland

IBM

4

Pleiades

Nasa/Ames Research Center, USA

SGI

5

BlueGene/L

Lawrence Livermore Nat. Laboratory, USA

IBM

6

Kraken XT5

Nat. Inst. for Computational Sciences, USA

Cray

7

BlueGene/P

Argonne National Laboratory, USA

IBM

8

Ranger

Texas Advanced Computing Center, USA

Sun

9

Dawn

Lawrence Livermore Nat. Laboratory, USA

IBM

10

JUROPA

Forschungszentrum Jülich, Deutschland

Bull

(wh)