Deutschland hat den Outsourcing-Blues

08.07.2005
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Genährt wird die Verunsicherung auch durch Erfahrungsstudien unter europäischen Outsourcing-Kunden, die zum Teil enorme Schwierigkeiten im Projektverlauf belegen (siehe Grafik "Probleme in Auslagerungsprojekten").

Wünsche und Wahrheit

• 70 Prozent der Kunden haben Outsourcing-Verträge mit dem Ziel abgeschlossen, Kosten einzusparen, aber 38 Prozent der Befragten mussten für Dienste extra zahlen, die sie als Bestandteil des Abkommens wähnten.

• 57 Prozent haben auf bessere Qualität und Innovationen gehofft, aber 31 Prozent trafen nach Vertragsunterzeichnung auf selbstgefällige Anbieter.

• 35 Prozent wollten sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, aber rund 25 Prozent der Befragten haben Teile der ausgelagerten Funktionen wieder zurückgeholt.

• 22 Prozent ließen sich durch das hohe Know-how der Mitarbeiter des Anbieters locken, aber 20 Prozent klagten über die hohe Fluktuation beim Dienstleister.

• 16 Prozent haben ausgelagert, weil sie für bestimmte Aufgaben keine eigenen Fachleute hatten, doch 44 Prozent mussten erkennen, dass auch der Servicepartner nicht über die Kapazitäten verfügte, um das erwartete Qualitäts- und Preisniveau zu liefern.

Demnach klagt mehr als die Hälfte der Kunden über den hohen Aufwand, um den Dienstleister zu steuern. Auch die Kosten und Qualität entsprechen oft nicht den Vorstellungen. Hinzu kommen neue Fälle in den USA, in denen sich Anwender aufgrund der mangelnden Flexibilität der Verträge in ihrer Geschäftstätigkeit behindert sehen. Der US-amerikanische Handelskonzern Sears beendete etwa die eigentlich auf zehn Jahre ausgelegte Zusammenarbeit mit dem IT-Dienstleister CSC bereits nach elf Monaten, weil ein Merger mit Kmart anstand. Nun sieht sich Sears Schadenersatzklagen in Höhe von fast 100 Millionen Dollar konfrontiert. Sears begründete die Kündigung offziell damit, CSC sei bestimmten Verpflichtungen nicht nachgekommen.