Deutschland gehen die IT-Spezialisten aus

09.08.2006
Von 
Ina Hönicke ist freie Journalistin in München.

Gute Nachricht aus Nürnberg

Wolfgang Biersack vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg würde es begrüßen, wenn nicht zu viele Bewerber durchs Raster fielen. Gemeldet sind bei der Agentur für Arbeit 44.300 arbeitslose Computerfachleute. In letzter Zeit entwickelt sich die Statistik positiv, es sind mehr Ab- als Zugänge zu vermelden. Der Arbeitsmarktexperte bezweifelt indes, dass viele hoch qualifizierte IT-Profis in der Kartei stehen: "Bei den meisten handelt es sich um Umschüler und Quereinsteiger, deren Vermittlung nach wie vor nicht einfach ist."

Digitale Wirtschaft sucht Mitarbeiter

Die digitale Wirtschaft brummt – das ist das wichtigste Fazit des Sieben-Jahres-Vergleichs, des Bundesverbands Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. Einziger Wermutstropfen: ein sich zuspitzender Fachkräftemangel. Die Agenturen gehen davon aus, dass sie Ende 2006 rund 13 Prozent mehr Mitarbeiter haben werden als im Vorjahr. Dabei werde die Bereitschaft größer, auch Mitarbeiter jenseits der 45 Jahre einzustellen. Nach Auffassung der Agenturen sei es aber deutlich schwieriger geworden, geeignetes Personal zu finden. „Um dieser Entwicklung wirksam entgegenzutreten, ist ein Kraftakt erforderlich, den Politik und Wirtschaft nur gemeinsam schaffen können", so BVDW-Vizepräsident Ravin Mehta (Pixelpark).

Dass sich Gewerkschaftsvertreter und Unternehmen in puncto Arbeitsmarkt gegenseitig den schwarzen Peter zuschieben, ist nicht neu. So ist hinter vorgehaltener Hand immer wieder zu hören, dass viele deutsche Hightech-Profis qualitative Defizite haben. Dies ist nach Meinung von Personalberatern auch der Grund, warum so manches Unternehmen gerne auf hoch qualifizierte Fachleute aus dem Ausland zurückgreife. Einsteiger wiederum haben bei der Jobsuche häufig das Gefühl, dass ihnen auch das beste Fachwissen nichts nützt, wenn sie nicht ins Gehaltsgefüge des Unternehmens passen.