IT-Manager werden im E-Commerce entmündigt

Deutschland entpuppt sich als B-to-B-Entwicklungsland

10.12.1999
FRANKFURT/M. (CW) - Das Thema E-Commerce wird in deutschen Unternehmen äußerst stiefmütterlich behandelt. Dieses erschreckende Ergebnis bringt eine Studie der Beratungsgesellschaft CMG Deutschland GmbH zutage. Die Firmen konzentrieren sich hierzulande auf den Online-Handel mit Endverbrauchern, das Web-basierte Business-to-Business-Geschäft steht hingegen kaum auf der Tagesordnung.

Betrachtet man die Studienergebnisse, ist eine Tatsache besonders erschütternd. Rund die Hälfte der deutschen Firmen verfügt eigenen Angaben zufolge bis heute über keine Strategie für den elektronischen Handel. 48 Prozent der Führungskräfte räumen unumwunden ein, sich dem Internet-Markt nur langsam zuzuwenden und eher der Konkurrenz zu folgen, als selbst die Führung zu übernehmen. Gemessen werden die Deutschen dabei im internationalen Vergleich mit britischen, französischen und niederländischen Firmen. Glaubt man den Angaben der E-Commerce-Verantwortlichen in diesen Ländern, dann herrscht dort Aufbruchstimmung. 60 Prozent gaben an, die Chance, die das Internet für das eigene Geschäft bietet, zügig nutzen zu wollen.

Zwölf Prozent der nicht in Deutschland ansässigen Unternehmen ist fest davon überzeugt, schon in zwei Jahren mehr als ein Viertel des Umsatzes im Internet zu erwirtschaften. Hierzulande teilen nicht einmal drei Prozent der befragten Firmen diese Einschätzung.

Auch in der Einschätzung des Internet als Vertriebskanal hinken die Deutschen ihren Nachbarn hinterher. Zwar stuft gut die Hälfte der Befragten hierzulande das Web als einen wichtigen Distributionsweg ein, in den anderen Umfrageländern sind dies jedoch drei Viertel der Unternehmen.

Endverbraucher im Mittelpunkt

Jenseits der deutschen Grenzen wird dabei vor allem das Potential im Business-to-Business-(B-to-B-)Handel erkannt. In Großbritannien richtet ein Drittel, in Frankreich ein Viertel und in den Niederlanden ein Fünftel der Unternehmen den Fokus auf dieses lukrative Marktsegment. In Deutschland sind es hingegen lediglich elf Prozent. Damit ist der Stellenwert vom E-Commerce zwischen Firmen in der Bundesrepublik verglichen zur ersten Umfrage vor sechs Monaten sogar sinkend. Damals hatten 14 Prozent der deutschen Teilnehmer angegeben, den B-to-B-Handel forcieren zu wollen.

Im Mittelpunkt der E-Commerce-Strategie deutscher Unternehmen scheint vielmehr der Endverbraucher zu stehen. In diesem Segment tragen die Deutschen im Vergleich zu ihren Nachbarn nicht die rote Laterne. 40 Prozent der interviewten Firmen richten sich mit ihrem Internet-Angebot ausschließlich an den privaten Konsumenten. Laut CMG ist diese Ausrichtung jedoch fatal, weil bereits 2001 drei Viertel des Internet-Umsatzes auf B-to-B-Geschäfte entfallen werden.

In einem Punkt haben die deutschen Companies gegenüber ihren ausländischen Wettbewerbern allerdings die Nase vorn - nämlich in der Nutzung des Web als Marketing- und Image-Instrument. Nahezu ein Viertel will sich stark auf das Branding im Internet konzentrieren. Dieses Resultat ist möglicherweise darin begründet, daß hierzulande stärker als anderswo die Marketing-Abteilungen und Vertriebsleiter in den Unternehmen für den E-Commerce verantwortlich sind. Die IT-Manager, so die CMG, werden dadurch in Sachen E-Commerce entmündigt.