Deutsches Gemeinschaftsunternehmen fuer Verluste verantwortlich Cap-Gemini-Boss: Deal mit Debis ein Desaster Von CW-Mitarbeiter Lorenz Winter

18.02.1994

PARIS - Cap Gemini Sogeti musste im Geschaeftsjahr 1993 einen Verlust von 434 Millionen Franc (rund 136 Millionen Mark) hinnehmen. In erster Linie macht der franzoesische Software- und Serviceanbieter die miserablen Leistungen des gemeinsam mit der Debis Systemhaus GmbH kontrollierten Joint-ventures Cap debis fuer das Minus verantwortlich. Nun wollen die Partner das Gemein- schaftsunternehmen im Debis Systemhaus aufgehen lassen. An dem so entstehenden, 1,8 Milliarden Mark Umsatz schweren Anbieter wird CGS nur noch knapp ein Drittel der Anteile halten.

Cap-Gemini-Chef Serge Kampf bezeichnete das Deutschland-Geschaeft seines Konzerns als "finanziellen Fehlschlag sondergleichen", den sich das Unternehmen "kein zweites Mal" leisten koenne. Ohne die hiesigen Aktivitaeten waere das Ergebnis "in der Naehe des Wertes von 1992" gelegen. Damals belief sich der Verlust auf rund 72 Millionen Franc. Neben dem Minus von 434 Millionen Franc mussten die Franzosen 1993 mit elf Milliarden Franc einen um knapp 900 Millionen Franc gesunkenen Umsatz ausweisen.

Inzwischen seien die Konsequenzen aus dem Fiasko gezogen worden. Vorbehaltlich der Zustimmung der Aufsichtsgremien verschmelzen Cap debis und die Debis Systemhaus GmbH rueckwirkend zum 1. Januar zu einem Unternehmen. An der neuen Konstruktion, die auch die Aktivitaeten der fuer das RZ-Dienstleistungsgeschaeft zustaendigen Systemhaustochter Computer Communication Services (CCS) umfasst, wird CGS nur noch rund ein Drittel der Anteile halten.

Der Wille zur kuenftigen Zusammenarbeit zwischen Debis und CGS werde durch die Beschraenkung der Franzosen auf die Sperrminoritaet (oder weniger) nicht beeintraechtigt, betonte Kampf vor der Presse. Schon vor Jahresfrist hatten Insider berichtet, Cap Gemini sei daran interessiert, auch an den profitableren Geschaeftszweigen des Systemhauses beteiligt zu werden.

Edmund Hain, Sprecher der Debis Systemhaus, erklaerte, dass es bei diesem von deutscher Seite schon laenger geplanten Schritt in erster Linie um eine "Vereinfachung der Gesellschafterstrukturen" gehe. Dabei handle es sich um einen Anteilstausch. Anstatt wie bisher 49 Prozent der Cap-debis-Anteile zu kontrollieren, erhalte CGS eine direkte Beteiligung - zwischen 20 und 25 Prozent - am Debis Systemhaus.

Die Frage, ob der Name Cap debis verschwinde, sei noch nicht entschieden, fuegte Hain hinzu. Dem Konzern gehe es in erster Linie darum, den Namen Debis Systemhaus als Marke zu etablieren.

Zur Bereinigung der Finanzmisere will CGS die schon im Vorjahr begonnene Veraeusserung nichtstrategischer Aktivitaeten fortfuehren. Ausserdem soll die Eigenkapitalbasis durch eine Finanzspritze von 1,5 Milliarden Franc erhoeht werden. Wie verlautete, hat sich die CGS-Muttergesellschaft Sogeti S.A. bereit erklaert, sich in Hoehe ihres Gesellschafteranteils, der derzeit 61,5 Prozent betraegt, an dem Nachschuss zu beteiligen. Von der Daimler-Benz AG, die 34 Prozent an Sogeti haelt, wird nun erwartet, dass sie diesem Beispiel folgt. Angesichts der misslichen Lage bei CGI duerften die Stuttgarter wohl davon absehen, ihre Beteiligung an Sogeti aufzustocken. In den Vorwochen war kolportiert worden, dass der Automobilkonzern vorhabe, seine Gesellschafterquote an der CGS- Mutter auf 40 Prozent auszubauen oder sogar die vertraglich vereinbarte Option wahrzunehmen und die Beteiligung auf 51 Prozent zu erhoehen.

Um die Gruppe wieder manoevrierfaehiger zu machen, seien bereits "Kontaktgespraeche" mit weiteren potentiellen Partnern gefuehrt worden, teilte der CGS-Vorstand mit. Manfred Gentz, Chef der Debis AG, habe seine Hilfe bei der Suche zugesagt.