SCS-Studie über Value Added Network Services (VANS) belegt:

Deutscher Markt für Mehrwertdienste offen

22.05.1987

HAMBURG (bi) - In Deutschland existiert. entgegen einem gängigen Vorurteil, ein breites Angebot von Mehrwertdiensten, in internationaler Terminologie: Value Added Network Services (VANS). Dies belegt eine jetzt veröffentlichte Studie der SCS, Hamburg. Auftraggeber war die Deutsche Bundespost. Die Untersuchung behandelt Daten-, Text- und Festbild-basierte Dienste.

Beim Begriff Mehrwertdienste geht die Studie von der internationalen Definiton aus, die darunter solche Dienstleistungen versteht, die über das reine Übertragen der Informationen auf der Basis von Fernmeldenetzen und -diensten hinausgehen und die damit einem Telekommunikationsnetz oder -dienst wesentliche Leistungsmerkmale hinzufügen.

Im Rahmen der Diskussion um eine mögliche Liberalisierung des Fernmeldewesens wurde der Deutschen Bundespost bislang oft unterstellt, sie würde VANS oder Mehrwertdienste nicht zulassen. Speziell renommierte amerikanische Marktforschungsunternehmen behaupteten darüber hinaus sogar, daß sich im Vergleich zum Ausland hierzulande wegen "monopolistischen Verhaltens" der Bundespost überhaupt kein nennenswerter Markt für VANS entwickeln könne.

Die SCS-Studie zeigt dagegen auf, daß sehr wohl - auch heute und unter den durch die Bundespost gesetzten Rahmenbedingungen - das Angebot von Mehrwertdiensten durch private Anbieter möglich ist. Allerdings stecke der Markt, so wie in anderen Industrieländern, erst in den Anfängen.

Das derzeitige Angebot ist, wie die Studie aufzeigt, äußerst vielschichtig und in seinen Anwendungen eindeutig auf die Geschäftswelt abgestellt. Unterentwickelt sei der private Sektor, durch Bildschirmtext und Mailbox-Systeme indes entwicklungsfähig.

Insgesamt werden in Deutschland mehr als 4200 VAN-Dienstleistungen angeboten. Dieses Angebot besteht aus zirka

- 3200 Btx-Angeboten, die als VANS anzusehen sind,

- 200 VANS auf Basis der Fernmeldedienste der DBP,

- 200 privaten Mailbox-Systemen,

- 620 Wach- und Sicherheitsdiensten und

- 29 Hosts (Rechenzentren) mit 250 Online-Datenbanken.

Die größten Anbieter sind im Sektor der Dienstleistungen für ganze Branchen und Berufsgruppen zu finden. Eine zentrale Rolle spielen dabei die Rechenzentren und Bildschirmtext. Bei Btx speziell erfreue sich die elektronische Kontoführung (Homebanking) wachsender Beliebtheit. Zur Zeit gibt es demnach 75 000 Telekonten in der Bundesrepublik.

Bei der elektronischen Post (electronic mail) hat sich ein Markt entwickelt, auf dem Post und private Anbieter konkurrieren. Zur Zeit haben die privaten Anbieter den größeren Marktanteil und auch weitere Chancen neben dem Postangebot.

Zu den Möglichkeiten privater Anbieter, VANS-Angebote in den

Markt der elektronischen Dienstleistungen zu bringen, hebt die Studie hervor, daß - im Gegensatz zu Ausland - dafür hierzulande keine Lizenz beantragt werden muß. Einige Einschränkungen gibt es gleichwohl noch. Da ist das Vermittlungsverbot Dritte, das Zusumenschalverbot und die Zulasungspolitik für Endgeräte. Hier sei aber künftig an Abbau gedacht. Außerdem werde die Post mit dem weiteren Wachstum des VANS-Marktes ihren Kundendienst erweitern und verbessern müssen.

Die Studie, die zum Preis von SO Mark bei SCS, Hamburg, zu beziehen ist, enthält neben dem Vergleich mit dem Ausland und der Einschätzung der künftigen Entwicklung sowie entsprechenden Empfehlungen auch eine detaillierte Betrachtung beispielhafter VANS-Angebote.