Balkan

Deutsche Telekom vor Entscheidung über Telekom-Srbija-Gebot

16.03.2011
Bei der Versteigerung der Telekom Srbija kann die Deutsche Telekom mit einem Schlag Marktführer in Serbien werden.

Dem deutschen Konzern, der im Balkan stark vertreten ist, würde Telekom Srbija gut ins Konzept passen. Doch ist die Frage strittig, was das staatliche Unternehmen wert ist. Noch ist nicht entschieden, ob die Bonner ein Angebot abgeben. Bis Fristende am 21. März werde die Telekom eine Stellungnahme beim serbischen Finanzministerium abgeben, hieß es dazu aus Bonn.

Das Objekt der Begierde ist Telekom Srbija, die aus dem Staatsmonopolisten PTT hervorging. 1997 versuchte sich Serbien zum ersten Mal an der Privatisierung. Die griechische OTE ersteigerte 20 Prozent. Telecom Italia kaufte 29 Prozent, die sie aber wenige Jahre später an Serbien zurückgab. Serbien hält derzeit 80 Prozent und will davon 51 verkaufen. Für den Mehrheitsanteil fordert die Regierung ein Mindestgebot von 1,4 Milliarden Euro.

Die Deutsche Telekom ist in vielen umliegenden Ländern engagiert. Dazu gehören Kroatien, Montenegro, Griechenland, Österreich, Tschechien und Ungarn. In Rumänien und Bulgarien ist sie über Beteiligungen vertreten. Serbien ist ein fehlendes Stück im Puzzle der Bonner. Bisher sind sie nur indirekt präsent - durch die 30-prozentige Beteiligung an OTE.

Telecom Srbija bietet das gesamte Spektrum von Festnetz über Internet bis zu Mobilfunk an. Die Deutschen versprechen sich von einem Kauf Synergien an vielen Fronten. Da Menschen im Balkan in ihrem Alltag häufig die Staatsgrenzen überqueren, wären Roaming-Verträge für mehrere Länder für die Telekom ein gutes Geschäft. Auch beim Einkauf von Netz-Infrastruktur und Handys die Bonner von Größenvorteilen profitieren.

Aber der Preis ist umstritten. In der Branche wird die von Serbien gelegte Latte als zu hoch empfunden. Unklar ist die Bewertung von Immobilien und der obsolet gewordenen Abhörvorrichtungen. Auch die Bilanzen des Staatsunternehmens werfen Probleme auf. Schließlich ist der Marktwert staatlicher Monopolunternehmen nur schwer zu fassen. Die Bonner haben in der Region bereits Staatsfirmen übernommen und bauen auf ihre Erfahrung mit ehemaligen Monopolisten.

Doch das Bild von Telekom Srbija ist nur wenig transparent. Dem serbischen Unternehmen wird nachgesagt, in Erwartung der Privatisierung nur noch wenig investiert zu haben. Und die Großübernahme der Serben aus dem Jahr 2006 steckt ihnen noch in den Knochen. Damals hatten sie für 646 Millionen Euro die Mehrheit an Telekom Srpske im benachbarten Bosnien-Herzegowina gekauft - ein Preis, der als politisch motiviert und völlig überhöht gilt.

Wegen dieser Unwägbarkeiten scheint bei einigen Kandidaten das anfängliche Interesse erlahmt zu sein. Ende Januar winkte France Telecom ab. Der geforderte Preis sei zu hoch, hieß es. Die beiden Milliardäre Carlos Slim Helu und Mikhail Fridman, die zu den Interessenten zählten, kamen bisher nicht aus der Deckung. Ernsthafte Absichten haben bisher nur die Deutsche Telekom und Telekom Austria bekundet. Ob es zu einem Zweikampf kommt, ist aber fraglich.

Ende Januar gab die serbische Telekommunikationsministerin Jasna Matic der Telekom Austria einen Schuss vor den Bug. Die Österreicher könnten nicht gleichzeitig als Besitzer ihres Tochterunternehmens Vip mobile und Telekom Srbija tätig sein. Die endgültige Entscheidung trifft die serbische Wettbewerbskommission. Es gilt aber als unwahrscheinlich, dass die Österreicher grünes Licht bekommen. Die TA-Tochter hat einen 13-prozentigen Anteil am Mobilfunkmarkt. Telekom Srbija deckt 60 Prozent ab. Zusammen käme TA im serbischen Mobilfunkmarkt zu einer marktbeherrschenden Stellung.

Sollte kein Bieter die geforderte Summe zahlen, könnte Serbien den Verkauf verschieben. Regierungschef Mirko Cvetkovic steht ohnehin unter Beschluss der Opposition und beteuerte jüngst, Telekom Srbija nicht unter Preis zu verkaufen. In der Frage, was Telekom Srbija wirklich wert ist, scheint aber weiterhin keine Klarheit zu herrschen. (dpa/tc)