Schwere Management-Fehler

Deutsche Softwarehersteller verschleudern jährlich dreistelligen Millionenbetrag

01.10.2008
Von Richard Knoll
Laut einer Studie der Munich Strategy Group (MSG) verlieren mittelständische Softwarehersteller durch Management-Fehler jedes Jahr hohe Erträge. Bei den von MSG analysierten Firmen, die für etwa zehn Prozent des gesamten deutschen Softwaremarktes stehen, sind dies über 135 Millionen Euro.

Die Munich Strategy Group (MSG) hat für die Studie insgesamt 70 mittelständische, deutschsprachige Softwarehersteller bezüglich Ihrer Leistungsfähigkeit und Ihrer strategischen Ausrichtung untersucht. Das überdurchschnittlich hohe Umsatzwachstum dieser Firmengruppe von 10,6 Prozent im Vergleich zur gesamten Softwarebranche bewerten die Marktforscher als positiv. Auch die durchschnittliche Ertragskraft (Ebit prozentual vom Umsatz) von 9,7 Prozent lasse den Verdacht auf Krisenstimmung noch nicht aufkommen.

Erst die hohe Bandbreite bei Umsatzwachstumsraten von minus 20,1 Prozent bis plus 37,2 Prozent und bei Ebit-Margen von minus 16,1 Prozent bis plus 34,2 Prozent lassen den Beginn einer aufziehenden Krisensituation erkennen. Betrachtet man die verschiedenen Segmente wie etwa technische Software, ERP-nahe Software, sonstige betriebswirtschaftliche Standardsoftware und Software zur Prozessoptimierung, sind laut Studie deutliche Unterschiede bei Wachstum und Ertragskraft zu beobachten. Anbieter technischer Software können den Ergebnissen zufolge durchschnittlich eine wesentlich höhere Ertragskraft aufweisen als beispielsweise Anbieter von betriebswirtschaftlicher Standardsoftware. In jedem dieser Bereiche seien jedoch eindeutige Gewinner und Verlierer zu identifizieren.

Das Argument der Marktschwäche ist eine faule Ausrede

Der von den Münchner Strategieberatern verwandte MSG-Performance-Index zeigt, dass in jedem Segment deutliche Gewinner mit Ebit-Margen von 20 Prozent und mehr zu finden sind. Diese Unternehmen verfügen über wesentlich mehr Spielraum bei den anstehenden Herausforderungen und Investitionen. "Es lassen sich somit schon jetzt die potenziellen Gewinner der zunehmenden Konsolidierung ausmachen", erklärt MSG-Geschäftsführer Claus Wattendrup. "Die von uns betrachteten Unternehmen verschenken in der Summe über 135 Millionen Euro an Ertragskraft. Dies schwächt die Position der deutschen Softwarebranche weiter", so Wattendrup weiter.

Als Begründung für eine unbefriedigende Geschäftssituation wird laut Studie von vielen Managern die aktuelle Marktschwäche angeführt. Diese treffe aber alle Unternehmen eines Segmentes gleichermaßen und werde oftmals nur als Ausrede für Schwächen in der eigenen Organisation verwendet. "Es wird nun Zeit, dass das Management die erforderlichen strategischen Entscheidungen zur langfristigen Unternehmensentwicklung trifft - und diese konsequent umsetzt", fordert MSG-Berater Michael Westfahl. Nach Ansicht des Software-Experten ist die Bereitschaft von Management und Gesellschaftern, sich vorbehaltlos und konsequent mit der jeweiligen Unternehmenssituation auseinander zu setzen oftmals nicht ausreichend ausgeprägt. Die Goldgräberstimmung ist bei den meisten Unternehmen verflogen. In hoch innovativen und sehr stark wachsenden Märkten war es leichter, Geld zu verdienen. Nun aber wird die Qualität des Managements beim mittelständischen Softwarehersteller zum entscheidenden Erfolgsfaktor.

Die vollständigen Ergebnisse der Studie "Mittelständische Softwarehersteller: Nur Mittelmaß im Management?" lassen sich hier gegen eine Schutzgebühr von 75 Euro plus Mehrwertsteuer anfordern.