Deutsche sind Anfänger in Sachen SOA

13.03.2007
Mehr Flexibilität und niedrigere Kosten sind die wichtigsten potenziellen Vorteile einer Service-orientierten Architektur. Doch gerade deutsche Unternehmen stehen in Sachen SOA noch ganz am Anfang.
"Die SOA-Botschaft ist noch nicht bei der Geschäftsführung angekommen", urteilt der unabhängige Analyst Wolfgang Martin.
"Die SOA-Botschaft ist noch nicht bei der Geschäftsführung angekommen", urteilt der unabhängige Analyst Wolfgang Martin.

Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Analystenhauses Wolfgang Martin Team. "Der Markt hat gelernt, worum es bei SOA geht und den Nutzen verstanden, fasst der Autor Wolfgang Martin die Ergebnisse zusammen." Wir stehen aber offensichtlich erst ganz am Anfang, denn die Teams und Budgets sind noch recht klein." In der vom Mindener Softwarehaus Amadee gesponserten Untersuchung wurden 64 Personen aus deutschen und Schweizer Firmen befragt, die sich mit dem Thema SOA auseinandersetzen.

SOA-Projekte sind demnach vor allem hierzulande noch Mangelware. Lediglich 31 Prozent der Befragten setzen laut eigenen Angaben bereits eine SOA ein, 42 planen dies. Insofern ähneln die Aussagen den eher ernüchternden Ergebnissen einer Umfrage des Marktforschungs- und Beratungshauses Experton Group aus dem vergangenen Jahr. Immerhin seien "85 Prozent am Thema dran, obwohl erst 50 Prozent SOA eine große oder sehr große Bedeutung beimessen", interpretiert Martin die Untersuchungsergebnisse.

Die strategischen Ziele der SOA-Einführung scheinen den Interviewten klar zu sein: 67 Prozent wollen damit flexibler werden, 15 Prozent Kosten senken. Fast ebenso wichtig ist den Teilnehmern eine Steigerung der Produktivität (13 Prozent) und der Qualität der Prozesse (11 Prozent). Eindeutig fallen auch die Angaben dazu aus, für welche Anwendungen sich eine SOA lohnt. Mit 19 Prozent steht das Business Process Management (BPM) ganz oben auf der Liste. Zählt man die benachbarten Disziplinen Corporate Performance Management (CPM) und Einführung von Geschäftsregeln (Business Process Rules) hinzu, steigt der Wert auf 33 Prozent. Martin: "Das unterstreicht den Vormarsch des Top-down-Ansatzes in Richtung SOA-basierender Geschäftsprozesse." Dazu passen die Antworten zum erhofften Nutzen einer SOA. Die Prozessoptimierung liegt mit 30 Prozent deutlich auf Platz eins. 15 Prozent erwarten eine Hilfe bei der Überprüfung oder Änderung von Geschäftsmodellen.

Trotz dieser Einschätzungen ist die mit SOA verbundene Botschaft noch nicht in allen Geschäftsführungen angekommen, urteilt der Analyst. In 39 Prozent der Fälle kommt der Projektleiter aus der IT, 19 Prozent greifen auf einen externen Berater zurück. Lediglich 26 Prozent der Unternehmen haben das SOA-Vorhaben einem Mitarbeiter aus der Fachabteilung anvertraut. In die gleiche Richtung deutet die Frage nach dem Sponsor der SOA: 58 Prozent nannten den CIO oder einen anderen IT-Manager, nur 13 Prozent die Geschäftsführung. "Der Treiber für SOA ist immer noch die IT", so Martin. Die im Vergleich zu anderen IT-Vorhaben noch relativ geringe Bedeutung der ersten SOA-Projekte zeigt auch ein Blick auf die Budgets. 65 Prozent der Befragten setzen dafür insgesamt weniger als 100 000 Euro an, nur fünf Prozent wollen mehr als eine Million Euro investieren.

Als Servicelieferanten in einer SOA nannten die Befragten am häufigsten ERP-Systeme, gefolgt von CRM, Data Warehouses und eigenentwickelten Anwendungen auf Windows-Basis. Das Thema SOA Governance ist für die meisten offenbar noch neu: Nur 24 Prozent gaben an, dafür bereits einen Prozess als Teil der IT-Governance aufgesetzt zu haben.

Martin präsentiert die Studienergebnisse im Rahmen der "SOA World" auf der CeBIT in Hannover. Mehr zum Thema Service-orientierte Architekturen finden Sie auch im SOA-Expertenrat der COMPUTERWOCHE. (wh)