Verzicht auf Gehaltserhöhungen soll Konzerntochter sanieren helfen:

Deutsche Olivetti spart am Personalbudget

05.06.1987

FRANKFURT (ujf)-Während die italienische Mutter das beste Ergebnis Ihrer Geschichte erwirtschaftete, schlitterte die deutsche Niederlassung der Ing. C. Olivetti SpA wieder in die Verlustzone. Nach Amtsantritt des neuen Aufsichtsratschefs Francesco Tato heißt es jetzt: Alle Mitarbeiter müssen ein Gemeinschaftsopfer bringen, um den Trend zu wenden.

Für Otto R. Oechsner bot die Betriebsversammlung der Deutschen Olivetti GmbH keine Gelegenheit, sich bei der Belegschaft beliebt zu machen. Dem Alleingeschäftsführer war die undankbare Aufgabe zugefallen, seinen Mitarbeitern den Spar- Ukas weiterzugehen, den er von der italienischen Unternehmensspitze erhalten hatte. Nur kurze Zeit nach der CeBIT-Messe, bei der er auf eine hohe Motivation seines Personals angewiesen gewesen war, beschied Oechsner der versammelten Mannschaft einen Sparplan, der allen Betroffenen einen kräftigen Dämpfer verpaßte.

In seiner Botschaft an die Mitarbeiter, in der Hauspostille "Olivetti aktuell für Mitarbeiter" im April noch einmal abgedruckt, gestand der Deutschland-Chef, der inzwischen seinen Abschied genommen hat: "Schon im Jahr 1986 hat (unsere Handelsspanne) nicht mehr ausgereicht, um unsere Kosten zu decken.. .. das Verhalten unserer Wettbewerber und der weitere Preisrückgang zeigen uns nun, daß wir auch 1987. .. unsere derzeitigen Kosten nicht decken können "

Das Rezept, das der Manager den Vertriebsleuten und dem Stab verschrieb: Nicht nur bei Rabatten (wo es ja jedermann einsichtig wäre), sondern auch bei "werbenden Maßnahmen wie Werbegeschenken und Kundenbewirtungen" solle man sparsam sein; Ansatzpunkte für kostenbewußtes Handeln seien auch "Länge und Anzahl der Telefongespräche, Notwendigkeit von Reisen" und anderes mehr. Vor allem aber:, Wenn die Arbeitsplätze sicher bleiben sollten, könne das Unternehmen unmöglich die von den Mitarbeitern erwartete Gehaltserhöhung verwirklichen.

Die Forderung nach diesem "Solidarbeitrag zur Sicherung von Arbeitsplätzen" (O-Ton Oechsner) fiel bei den Betroffenen nicht gerade auf fruchtbaren Boden. Der Betriebsrat verfaßte einen bitterbösen offenen Brief an den Noch-Boß, in dem er die Glaubwürdigkeit des Managements anzweifelte. Tenor: Wenn doch der Mutterkonzern mit einem Überschuß von mehr als einer halben Milliarde Mark im Jahr 1986 heute besser dastehe als je zuvor, wieso sollten dann ausgerechnet die Arbeitnehmer für Fehler der deutschen Geschäftsführung geradestehen? Bei Oechsner, der vor allem zusehen mußte, sich mit heiler Haut aus der Affäre zu ziehen, war mit der Beschwerde nichts mehr zu erreichen. Nun hoffen die Beschäftigten, daß Nachfolger Peter Günthart, der just zum 1. Juni aus der Schweiz an den Main gekommen ist, mit sich reden läßt.

Manager Günthart soll Unix-Systeme in Schwung bringen

Die vorrangige Aufgabe des neuen Benedetti-Statthalters in Frankfurts Bürostadt Niederrad wird allerdings im Marketingbereich liegen. Bei den zentralen Produkten, den IBM-kompatiblen PCs, hat es Olivetti nie geschafft, schnell nach dem Marktführer mit den jeweils neuesten Features aufzuwarten und somit preislich abzusahnen. Wenn neue Geräteversionen lieferbar waren, wimmelte der Markt bereits von Preisbrecher-Produkten der Konkurrenz. Große Stückzahlen erreichte Olivetti hauptsächlich im Datev-Geschäft, also im Einzelverkauf zu Großkunden-Konditionen.

Jetzt sucht das Unternehmen lukrative Nischenmärkte abseits des weiten PC-Feldes, auf dem der Preisdruck so bald nicht nachlassen wird. Die Konzernspitze in Ivrea erwartet von der deutschen Tochter, daß sie die Unix-Rechner der AT&T-Baureihe -3B stärker forciert. In diesem Bereich hat die Deutsche Olivetti seit jeher die fettesten roten Zahlen geschrieben. Es gilt indes als sicher, daß sich der Vertrieb damit auch weiterhin schwertun wird, denn ein klares, anwendungsorientiertes Marketingkonzept für die Unix-Geräte ist bislang nicht in Sicht.

Von Peter Günthart, der als langjähriger Manager der Schweizer Olivetti-Filiale mit dem Stil des Stammhauses vertraut ist, werden aber nicht nur Sanierer- und Führungsqualitäten verlangt. Er muß auch engen Kontakt mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Francesco Tato halten, der im Hauptberuf Vorstandsvorsitzender der Schwestergesellschaft TA Triumph-Adler AG ist. Denn eine erste Sortimentsbereinigung bei beiden Häusern-zumindest für den hiesigen Markt- steht für das laufende Jahr an.