Deutsche Messe AG geraet unter Druck Aussteller stellen das Konzept der Hannover-Messen in Frage

11.02.1994

HANNOVER (CW) - Die Deutsche Messe AG in Hannover muss sich mit einem veraenderten Ausstellerverhalten auseinandersetzen. Konzentration auf die Zielgruppen und Angebotsschwerpunkte, Vermeidung von Streuverlusten sowie kleinere Budgets sind die Stichworte, die bei der CeBIT fuer Absagen und bei der Hannover Messe fuer ein neues Konzept sorgen.

Ihre Teilnahme an der CeBIT 94 versagten die Mitel Mikroelektronik und Telefon GmbH aus Eschborn, die sich angesichts von Budgetkuerzungen im Marketing-Bereich gar nicht erst anmeldete, sowie das Software- und Systemhaus J.D. Edwards Deutschland GmbH (JDE) aus Langen bei Frankfurt. Der Anbieter von AS/400-Software war nach erfolglosem Bemuehen um einen Platz in den grossen Softwarehallen 2 oder 3 veraergert genug ueber die Messegesellschaft, um abzusagen. JDE-Marketing-Leiter Dieter Roskoni argwoehnt, dass diese begehrten Plaetze nur einer angestammten Klientel zur Verfuegung gestellt wurden.

Zwar betonen beide Unternehmen, dass ihr Fernbleiben noch keine Grundsatzentscheidung dokumentiere, so dass eine CeBIT-Teilnahme in den kommenden Jahren nicht auszuschliessen sei, doch setzen sie vorerst auf "gezielteres Ansprechen" ihrer potentiellen Kunden. "Die CeBIT ist eine sehr, sehr wichtige Messe, doch konzentrieren wir uns zunaechst auf vertikale Messen und die direkten Gespraeche mit unseren Partnern", gibt Helen Holland, bei Mitel Deutschland zustaendig fuer Marketing/Kommunikation, die eingeschlagene Richtung wieder.

Staerkere Ausrichtung auf die Produkttiefe und den Zielmarkt sowie eine Verdichtung des Warenangebots bestimmen auch die Perspektiven der Hannover Messe Industrie. Das erwartet jedenfalls sowohl der Zentralverband Elektrotechnik und Elektronikindustrie e.V. (ZVEI) als auch die Messe AG selbst von einem neuen Konzept fuer die Hannover Messe. Die Grundsatzentscheidung sieht fuer bestimmte Teilbereiche der Elektroindustrie einen zweijaehrigen Rhythmus vor, wobei sich alternierend Anbieter von Automatisierungs- und Antriebstechnik (zuerst 1995) mit denen von Energie- und Gebaeudetechnik (zuerst 1996) praesentieren werden.

Dieser Wechsel ist an den bereits im Jahr 1993 beschlossenen Turnus der Maschinenbauaussteller gekoppelt. Bei diesem stellen die Erzeuger von Oberflaechentechnik in geraden, die von Antriebs- und Fluidtechnik in den ungeraden Jahren aus, waehrend die Weltlichtschau in jedem Jahr zu sehen ist.

Wie Gabriele Doerries, Fachpressereferentin CeBIT, und Gotthard Grass, Pressesprecher beim ZVEI, bestaetigten, hat es innerhalb des Fachverbandes im Bereich der Telekommunikations- und Informationstechnik Ueberlegungen gegeben, ob sich ein aehnliches Konzept auch auf die CeBIT uebertragen liesse. Die Anbieter denken darueber nach, inwieweit ihre regelmaessige Teilnahme an der CeBIT ueberhaupt sinnvoll ist. Der groesste Teil der Messebesucher duerfte sowieso eher an den privat verwendbaren Endgeraeten interessiert sein.