3D-Spezialist verstärkt sich mit 2D-Software

Deutsche Intergraph erwirbt CAD-Division von Norsk Data

27.03.1992

MÜNCHEN (bk) - Die Intergraph Deutschland GmbH Grasbrunn, hat den CAD-Geschäftsbereich Technovision von der Bad Homburger Norsk Data GmbH übernommen. Der Deal, für den beide Unternehmen jetzt einen Letter of intent unterzeichneten, soll bis zum 1. Mai 1992 abgeschlossen sein.

Für die deutsche Intergraph-Organisation bedeutet der Zukauf der Norsk-Data-Aktivitäten - neben den Applikationen und den Lizenzrechten sollen auch die Vertriebs- und die Servicemannschaft der Bad Homburger übernommen werden, die schätzungsweise rund 120 Mitarbeiter ausmacht - eine Ergänzung des eigenen Produktangebotes. Schwerpunktmäßig im dreidimensionalen CAD-Sektor tätig, kommt mit "Technovision" nun der 2D-Teil hinzu. Erläutert Klaus Ratzer, Direktor Marketing bei Intergraph: "Technovision ist traditionell ein gutes Produkt und ergänzt unsere 3D-Fähigkeiten." Wie indes die Eingliederung der neu erworbenen Aktivitäten im einzelnen vonstatten gehen soll, wird derzeit noch im Rahmen von Task forces geklärt. Im Hinblick auf die Produkte, so Ratzer, stehe aber bereits fest, daß man anstrebe, ein geschlossenes System - von der 2D- bis hin zur 3D-Software - zu schaffen und als Gesamtlösung anzubieten.

Völlig überraschend kam der Verkauf von Technovision für die Norsk-Data-Nutzer Interessengemeinschaft e.V., Bielefeld. Walter Voß, Schriftführer der zur Zeit 36 Mitgliedsfirmen umfassenden Benutzergruppe, erklärte, entsprechende Gerüchte seien zwar schon längere Zeit unter den Anwendern kursiert, doch habe Norsk Data noch einen Tag vor Bekanntgabe de Deals versichert, die Technovision-Applikationen weiterzuentwickeln. Voß: "Da ist man doch etwas vor den Kopf gestoßen."

Erste Gespräche mit der Intergraph-Geschäftsleitung haben bereits stattgefunden. "Uns wurde versichert", so Voß, "daß Technovision weiterentwickelt wird und auch die Software- sowie Hardware-Wartungsverträge erfüllt werden." Dennoch ließen sich nicht alle Zweifel ausräumen. "Auch Intergraph verfügt über ein 2D-System, das in das 3D-Gesamtsystem integriert ist. Nun will man Technovision in die eigene Welt integrieren. Auf welche Art und Weise dies geschieht - ob das überhaupt geschehen wird -, läßt sich zum jetzigen Zeitpunkt nur schwer abschätzen."

Hält Intergraph-Manager Ratzer dagegen: "Wir haben Technovision nicht gekauft, um das Produkt vom Markt zu nehmen und unsere eigenen Produkte zu plazieren. Vielmehr sehen wir die Norsk-Data-Software für uns als Verstärkung, da unser 2D-Sektor nicht, sonderlich ausgeprägt ist."

Man werde deshalb Technovision weiterentwickeln und mit der eigenen 3D-Software verbinden. "Sicherlich gilt es dabei, einige technische Probleme zu lösen. Deshalb werden sich in den nächsten Wochen unsere Entwickler und Techniker mit denen von Technovision zusammensetzen."

Dennoch sind die Befürchtungen der Technovision-Benutzergruppe für Ratzer verständlich. Gespräche mit Kunden sollen deshalb in den kommenden Wochen Priorität haben. Damit sind die Grasbrunner nicht schlecht beraten: Immerhin ist die neu erworbene CAD-Software, so schätzt Walter Voß, bei rund 300 Kunden im Einsatz.