Deutsche gründen oft nur aus Not heraus

12.03.2007
Klassische Gründer, die eine Idee durchsetzen und sich verwirklichen wollen, sind hierzulande auf dem Rückzug. Dagegen wächst die Zahl der getriebenen Gründer, die sich aus Mangel an Alternativen selbständig machen.

Eine Hochburg für Unternehmensgründer war Deutschland noch nie und scheint es trotz des wirtschaftlichen Aufschwungs nicht zu sein. Im Gegenteil – im Vergleich zu anderen Ländern wie Australien, USA oder Spanien hat Deutschland immer noch eine unterdurchschnittliche Gründerquote: Im vergangenen Jahr haben sich nur 4,2 Prozent der Bundesbürger zwischen 18 und 64 Jahren selbständig gemacht, 2005 wagten noch 5,4 Prozent den Sprung in die Selbständigkeit. In Australien und den USA liegt der Anteil der Neugründer bei über zehn Prozent. Das geht aus einer Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarktforschung (IAB) und des Instituts für Wirtschafts- und Kulturgeografie der Leibniz Universität Hannover hervor.

Angst vor dem Scheitern

Die Forscher analysierten das Gründungsgeschehen in 42 Ländern und befragten 150 000 Bürger sowie 1300 Fachleute und kamen zu einem ernüchternden Ergebnis: Die Deutschen beurteilen die Chancen einer selbständigen Existenz viel pessimistischer als Bürger in anderen Ländern und haben größere Angst zu scheitern. Klassische Gründertypen, die unabhängig sein und mit ihrer Idee Geld verdienen wollen, sind hierzulande auf dem Rückzug. Dafür nehmen die so genannten getriebenen Gründer zu: Letztere machen sich aus Mangel an Alternativen selbständig, um der drohenden Arbeitslosigkeit zu entkommen. Hierzulande kommen auf einen getriebenen Gründer nur noch zwei klassische Selbständige. Zum Vergleich: In den USA steht ein "Getriebener" 6,3 klassischen Gründern gegenüber.

In den Augen der Forscher bleibt diese Entwicklung nicht folgenlos: Wer sich aus der Not heraus selbständig macht, rettet sich selbst in der Regel vor der Arbeitslosigkeit, schafft aber meist keine weiteren Arbeitsplätze. IAB-Vizedirektor Ulrich Walwei forderte darum, innovative Gründer hierzulande besser zu fördern. Laut Studie schneidet Deutschland zwar in Sachen Infrastruktur, öffentlicher Förderung und Schutz des geistigen Eigentums gut ab (16. Platz). Nachholbedarf sahen die Befragten allerdings in der Ausbildung zum Unternehmertum, bei Steuern und Regulierung sowie in der speziellen Förderung der Selbständigkeit von Frauen.