Web

"Situation hat sich in den letzten Jahren nur marginal verbessert"

Deutsche Computerspiele-Entwickler kämpfen ums Überleben

21.01.2008
Von pte pte
Computerspiele haben sich in den vergangenen Jahren einen festen Platz unter den deutschen Unterhaltungsmedien erkämpft. Doch von der mittlerweile riesigen Zahl an verfügbaren Titeln kommen nur etwa zehn Prozent aus heimischen Entwicklerstudios.

Verschiedene Initiativen wie das "BreakOut Computerspiele"-Projekt der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft Berlin wollen nun den Versuch unternehmen, den Markt für deutsche Computerspiele-Entwickler wieder stärker zu beleben. Im Rahmen einer am 8. Februar startenden Seminarreihe zur Entwicklung von Computerspielen sollen Interessierte aus der Medienbranche kostenlos die Möglichkeit erhalten, einen Einblick in die wesentlichen Bereiche des Entwicklungsprozesses zu gewinnen. Längerfristiges Ziel derartiger Bestrebungen ist es, die Entwicklung von Computerspielen in Deutschland weiter voran zu treiben und die deutsche Spieleindustrie dadurch in ihrer Position gegenüber der übermächtigen Konkurrenz vor allem aus den USA zu stärken.

"Was die Computerspieleproduktion betrifft, ist Deutschland immer noch ein Entwicklungsland", meint Maic Masuch, Professor für Computerspiele an der FH Trier, im Gespräch mit pressetext. Die Situation habe sich in den letzten Jahren zwar marginal verbessert, im Wesentlichen sei aber kein Umschwung zu bemerken. "Vor allem was die politischen Rahmenbedingungen betrifft, hat sich die Lage eher verschlechtert", stellt Masuch fest. Die aktuelle Diskussion über ein Herstellungsverbot von Action-Spielen sei da auch nicht unbedingt förderlich. "Wenn in Deutschland tatsächlich die Entwicklung solcher Spiele verboten wird, würde die hiesige Computerspieleindustrie mit den USA den größten Absatzmarkt verlieren", erklärt Masuch. Realistisch gesehen sei ein derartiges Verbot eher anzuzweifeln.

"Aber auch deutsche Spieleproduktionen haben bereits - wenn auch nur in Einzelfällen - bewiesen, dass auch sie durchaus international erfolgreich sein können", so der Computerspiele-Professor. Als Beispiel sei hier vor allem der vom Frankfurter Game-Studio Crytek entwickelte Action-Shooter "Crysis" zu nennen. "Spiele wie 'Crysis' zeigen, wie es gehen kann", ergänzt Masuch. Noch vor einigen Jahren sei ein derartiger internationaler Erfolg eines deutschen Spiels nicht vorstellbar gewesen. "Leider sind solche positiven Beispiele nur Einzelfälle", räumt Masuch ein.

Erschwerend komme zudem hinzu, dass Computerspiele in Deutschland immer noch lediglich als Konsumgut betrachtet werden und nicht, wie von vielen Branchenvertretern gefordert, als Teil der Kultur anerkannt sind. "Die gesamte kulturelle Einstellung gegenüber Entertainment-Angeboten ist in den USA eine andere", erläutert Masuch. Entwickler von Computerspielen hätten hierzulande immer noch mit dem Problem eines reduzierten öffentlichen Ansehens zu kämpfen. "Viele Jugendliche sehen in dem Entwicklerberuf zwar weiterhin einen Traumjob, die meisten Karrieren scheitern allerdings an den allzu traditionellen Vorstellungen der Eltern", weiß Masuch zu berichten. "Schön langsam wird sich aber auch diese Einstellung ändern", ist sich der Computerspiele-Experte sicher. (pte)