Green IT Best Practice Award 2012

Deutsche Bank AG

26.11.2012
Von Marc Banks
Die Deutsche Bank AG hatte eine sehr effektive IT Landschaft. Jetzt hat sie auch eine IT, die zusätzlich einem ökologisch-nachhaltigen Verständnis frönt.

Mit ihrem "Green-IT-"Projekt hat die Deutsche Bank beim Green IT Best Practice Award 2012 in der Kategorie 3 "Visionäre Gesamtkonzepte" gewonnen.

Bevor das Acht-Punkte-Programm für eine umweltfreundliche IT-Infrastruktur implementiert wurde, hatte die Deutsche Bank eine IT-Landschaft, die vor allem unter Aspekten wie Funktionalität, Geschwindigkeit, Sicherheit oder Performance bewertet wurde. Der Fokus lag somit weniger auf der Energieeffizienz oder der ökologischen Nachhaltigkeit. Ziel eines Acht-Punkte-Programms war es deshalb, einen Paradigmenwechsel hin zu einer auch ökologisch ausgerichteten ITK-Infrastruktur zu erreichen.

Green IT seit Ende 2007

"Green IT" wurde als Konzept erstmals Ende 2007 in der Deutschen Bank thematisiert. Erste Arbeitsgruppen beschäftigten sich bereits seit 2008 mit Green-IT-Ideen und -Konzepten, die unter anderem Metriken oder Effizienzkriterien entwickelten. Basierend auf den abgeleiteten Ergebnissen und Handlungsempfehlungen dieser Arbeitsgruppen wurde Ende Januar 2009 ein globales Acht-Punkte-Programm für eine umweltfreundliche IT-Infrastruktur bis zum Jahr 2012 verabschiedet. Dadurch änderten sich die Arbeitspraxis und der Fokus hinsichtlich der ITK-Infrastruktur innerhalb der Bank, was dazu beiträgt, das Klimaneutralitätsziel der Deutschen Bank zu erreichen und Betriebskosten zu senken.

Acht Punkte für den Öko-Erfolg

Um das Deutsche-Bank-Ziel zu erreichen, formulierte das Finanzinstitut ein Acht-Punkte-Programm:

  1. Klimaneutralstellung der IT der Bank entsprechend dem Klimaneutralitätsziel der Deutsche-Bank-Gruppe

  2. Einrichtung eines Eco-Supplier-Programms, um die gesamten Auswirkungen größerer IT-Käufe zu beurteilen

  3. Nachverfolgung ausgemusterter IT-Geräte und Sicherstellung, dass sie so weit wie möglich verantwortungsbewusst recycelt werden

  4. Nutzung von Technologien zur Reduzierung von Geschäftsreisen und Pendelverkehr

  5. Bereitstellung von Technologien zur Halbierung des Papierverbrauchs

  6. Verdoppelung der Auslastung von Hardware der neuesten Generation

  7. Vervierfachung der Energieeffizienz in den Hauptrechenzentren

  8. Halbierung des Energieverbrauchs pro Kopf an den Standorten

Dieses weltweit angesetzte Programm wurde gemeinsam mit den Deutsche-Bank-Bereichen "Global Technology" und "Global Logistic Services" initiiert und durchgeführt.

Signifikante Fortschritte

Die Deutsche Bank hat bereits in den vergangenen Jahren signifikante Fortschritte auf dem Weg zu den Ökoeffizienzzielen für die IT im Jahr 2012 gemacht. So reduzierte sie ihren globalen CO2-Fußabdruck jedes Jahr um 20 Prozent (Basisjahr ist 2007), um ab 2013 vollständig klimaneutral zu sein.

Eco-Supplier-Programm und -Recycling

Bereits 2008 hat die Deutsche Bank Nachhaltigkeits- und Umweltkriterien für die Anschaffung von Servern pilotiert. Die Implementierung einer "Grünen Wertschöpfungskette" (Green Supply Chain) beinhaltet neben klassischen ökonomischen Entscheidungskriterien auch die Möglichkeit zur Einbeziehung von Nachhaltigkeits- und Umweltkriterien in den Wertschöpfungsprozess. Hierdurch wird sichergestellt, dass die von der Bank bezogenen Produkte nach Möglichkeit keine gefährlichen Substanzen (etwa Lösungsmittel, Chlor, Weichmacher etc.) enthalten, was sich gleichzeitig auf die Arbeitsplatzsicherheit auswirkt.

Durch die erhöhten Anforderungsprofile für Kooperationspartner und Zulieferer wird damit gerechnet , dass diese wiederum ihre Produktionsverfahren an die Kriterien anpassen, was einen positiven Sekundäreffekt darstellt. Hierdurch werden gefährliche Stoffe aus der Wertschöpfungskette verdrängt, was im Nachgang das Recycling der Produkte vereinfacht.

2011 hat die Deutsche Bank die Beschaffungskategorie "Server" in die "Green Supply Chain" aufgenommen. Dieses Rahmenwerk verlangt auch von den Zulieferern, dass sie bestimmten Ökoeffizienzanforderungen nachkommen. Hierzu gehören

  • Angaben zur Energieeffizienz ihrer Produkte

  • Festsetzung von Fristen für die Beseitigung giftiger Substanzen in den Produkten

  • Zertifizierungen für eine nachhaltige Lieferkette und entsprechende Kooperation

Die Deutsche Bank hat die Branchen-Standardratings für Recycling-Unternehmen auch im Jahr 2011 angewendet, ein internes Centre of Excellence eingeführt, das das Recycling und die Wiederverwertung von IT-Geräten unterstützt und entsprechende Erfahrungen sammelt. Ferner hat sie verschiedene bestehende und potenzielle Recyclingpartner dazu aufgefordert, Lieferketten transparenter zu gestalten. Recycling wird derzeit auch als fester Bestandteil in die Green Supply Chain eingebunden.

Vermeidung von Geschäftsreisen

Gezielte Investitionen in Video- und Internetkonferenztechnologie machten es ferner möglich, die Zahl der Videokonferenzen seit 2008 zu verdreifachen und den Mitarbeitern den täglichen Weg ins Büro durch flexible Arbeitsplatztechnologien zu ersparen. Eine repräsentative Mitarbeiterbefragung ergab, dass über 80 Prozent der Befragten diese Technologien als Alternative zu Geschäftsreisen verwenden.

Hierdurch konnte das Finanzinstitut trotz steigender internationaler Geschäftsaktivitäten das Gesamtvolumen an Flügen über die letzten Jahre stabil halten.

Die Nutzung von Fernzugriffs-Verbindungen (beispielsweise zur Nutzung des Remote-Arbeitsplatzes) hat sich zwischen Januar 2009 und Ende 2011 nahezu verdoppelt. Das hat, neben einem angenehmeren Arbeitsklima, positive Auswirkungen auf den täglichen Pendelverkehr.

Halbierung des Papierverbrauchs

Dieser Vorsatz hat sich als härtestes und komplexestes Teilprojekt der acht Eco-Commitment Zielsetzungen herausgestellt. Trotzdem konnte zwischen 2009 und Ende 2011 eine jährliche Papiereinsparung in Höhe von 250 Millionen Seiten erzielt werden. Dieser Papierstapel entspricht der dreifachen Höhe des Mount Everest. Diese Einsparungen konnten durch folgende Maßnahmen erreicht werden:

  • Flächendeckende Bereitstellung von Duplex-fähigen Druckern

  • Zentral gemanagte Drucksysteme

  • "Follow-me"-Druck zur Vermeidung unnötiger Ausdrucke

  • Globale "Print-Less-"Kampagnen, die zur Veränderung der Unternehmenskultur in Bezug auf das Druckverhalten beitragen

Weitere Einsparungen werden durch die folgenden Maßnahmen erwartet:

  • Analyse und Optimierung von Papierworkflows

  • Verbesserung papierloser Technologien, die bei Meetings zum Einsatz kommen (iPads etc).

Energieeffizienz in Rechenzentren

Dank der kontinuierlichen Verbesserungen der Energieeffizienz seit 2009 konnten die kombinierten Effizienzzielvorgaben für Rechenzentren bereits zwölf Monate früher als geplant erreicht werden. Die Deutsche Bank hat zur Messung der Energieeffizienz von Servern eine Kennzahl entwickelt, mittels derer die Rechenleistung pro eingesetztem Watt ermittelt werden kann. Die Rechenleistung wird architekturübergreifend über den RPE2-Standard von IDEAS international pro Maschine determiniert.

Im Jahr 2008 betrug der durchschnittliche Rechenoutput pro Watt 5,7. Mittlerweile liegt dieser bei rund 23 RPE2-Einheiten pro Watt. Die Deutsche Bank hat somit die durchschnittliche Energieeffizienz ihrer Server vervierfacht. Ein wesentliches Programm zur Erreichung der Effizienzziele für Rechenzentren ist das "Compute Landscape Optimization" Programm. Dieses beinhaltet als Schwerpunkt die Konsolidierung älterer und ineffizienter Server und hat die Nettostromleistung bis 2012 bereits um zirka zwei Megawatt reduziert.

Für ihre Rechenzentren verwendet die Bank als Kenngröße die Power Usage Effectiveness (PUE). Diese gibt Aufschluss über die Rechen- und Kühlungseffizienz. Bis Mitte 2012 konnte die Deutsche Bank diesbezüglich ihre durchschnittliche Rechenzentrumseffizienz um 13 Prozent verbessern. Das Öko-Flagschiff der Deutschen Bank, das grüne Modellrechenzentrum (Eco-DC) in der Nähe von New York, nahm im Januar 2011 seinen Betrieb als hocheffizientes Eco-Datacenter auf. Bis Dezember 2011 konnte es bereits einen Energieeffizienzwert von über 80 Prozent erzielen: Das entspricht einer Power Usage Effectiveness von 1,2. In den Rechenzentren in London konnten durch das Infrastruktur-Energieeffizienz-Projekt (IEP) in der ersten Phase jährliche Einsparungen von über 7,5 Millionen Kilowattstunden erzielt werden.

Betrachtet man kombiniert die durchschnittliche Server-Energieeffizienz und die durchschnittliche Energieeffizienz für Rechenzentren, so ist festzuhalten, dass im Vergleich mit 2008 die Rechenzentren der Deutschen Bank heute bereits eine Effizienzsteigerung um den Faktor 4,4 erzielen.

Halbierung des Stromverbrauchs

Die Deutsche Bank hat den Stromverbrauch am Arbeitsplatz durch eine Verdoppelung der Zahl von Thin Clients 2011 deutlich reduziert. Dadurch wurde veraltete, ineffiziente Hardware ersetzt. Durch das auf Energieeffizienz ausgerichtete Programm "DB New Workplace" können jährlich bis zu 80 Prozent Energie pro Arbeitsplatz eingespart werden. Dank flexibler Arbeitsplatztechnologien ist es für zahlreiche Mitarbeiter nicht mehr notwendig, jederzeit im Büro zu erscheinen. So werden Wege gespart und die Auslastung der Büroflächen deutlich optimiert.

Anfang 2011 wurde die Deutsche Bank Mitglied des Beirats (Advisory Council) von The Green Grid (TGG), einer weltweit führenden Fachorganisation für ressourceneffiziente Rechenzentren und Computerlandschaften in Unternehmen. Die Experten der Deutschen Bank arbeiten derzeit unter anderem an der Entwicklung einer Metrik zur Messung der Umweltfreundlichkeit von IT-Recycling-Prozessen mit.

In den Jahren 2008 und 2009 waren die Experten der Bank gemeinsam mit dem European Commission Joint Research Centre (JRC) an der Entwicklung eines EU Data Centre Code of Conduct (CoC) beteiligt. Durch diese und weitere Zusammenarbeiten konnte die Deutsche Bank bereits sehr früh geeignete Optimierungsmaßnahmen in ihren Rechenzentren ergreifen (Luftstromoptimierung, etc.), die mittlerweile zu einem globalen Deutsche-Bank-Standardverfahren geworden sind.

Die Deutsche Bank steht darüber hinaus im ständigen und engen Dialog mit ihren Herstellern/Anbietern, um einerseits Expertise in Umwelt- Klima- und Ökoeffizienzfragen zu bieten, andererseits, um das Wissen um den Stand der diesbezüglichen technologischen Entwicklung bei ihre Kooperationspartnern zu erweitern. Die Experten der Bank beteiligen sich ebenfalls aktiv an der Entwicklung globaler IT-Ökoeffizienz-Standards, exemplarisch am Energy-Star-Programm der US EPA, oder an der Verbesserung der Standardbasis für EPEAT.

Widerstände und Akzeptanzprobleme

Bereits von Anfang an gab es großen Zuspruch und Unterstützung seitens des Senior Managements, was als essentiell für den grundsätzlichen Erfolg des Projektes angesehen wird. Bemerkenswert ist hier vor allem, dass nicht nur monetäre Anreize, sondern auch der Gedanke der sozialen Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft im Vordergrund der Entscheidung stand.

Die acht Ökoeffizienzziele waren sehr straffe Zielvorgaben für unsere gesamte Organisation, was zu Beginn vereinzelte Skepsis über die Erreichbarkeit und den Erfolg verursachte. Eine gezielte Ansprache, enge Zusammenarbeit, sowie die Identifikation und Einbindung von Entscheidern in Schlüsselpositionen haben sich als Haupterfolgskriterien herausgestellt. Darüber hinaus wurden auf Management-Ebene regelmäßige Meetings und Workshops organisiert, die Aufschluss über den Fortschritt aller relevanten Teilprojekte gaben.

Wesentliche Widerstände und Akzeptanzprobleme bestanden zunächst zwischen den organisatorischen und operativen Bereichen, insbesondere in Bezug auf Kompetenzen und Verantwortlichkeiten im Rechenzentrumsbereich, die allerdings durch konstruktive Dialoge und die Einbeziehung von Mitarbeitern auf allen Funktionsebenen, sowie durch eine offene und transparente Kommunikation minimiert werden konnten. Durch die Bildung von Expertengruppen, eine klare Rollenverteilung und den damit einhergehenden Wissensaustausch konnten einige bemerkenswerte Projekte realisiert werden, wie z.B. das Eco-DC oder die Einführung von IEP in den Londoner Rechenzentren. Bei letzterem handelt es sich um ein intelligentes System zur temperaturabhängigen Optimierung von Kühlung und Luftströmen, das in Deutschland mit und für die Deutsche Bank entwickelt wurde.

Technische, administrative Probleme

Eine sehr große Herausforderung zu Beginn des Projektes war die Identifizierung und Erfassung geeigneter Kenngrößen und damit verbundener Daten, die in diesem Kontext noch nicht vorhanden waren. Aufgrund geringer Standardisierung der weltweit verfügbaren IT- und Gebäudemanagementsysteme musste die Deutsche Bank daher zunächst extrem große Datenmengen sammeln, mit einer geeigneten Heuristik analysieren und auswerten, sowie die hieraus entwickelten Kenngrößen in Inventarsysteme einpflegen.

Darüber hinaus waren zu Beginn des Projektes nicht alle Performance- und Energieverbrauchswerte für jedes Servermodell der jeweiligen Herstellern verfügbar, so dass Schätzwerte und Labormessungen für fehlende Modelle verwendet werden mussten. Durch regelmäßige Analyse und Neubewertung der Basisdaten konnte eine permanente Verbesserung der Datenqualität sichergestellt werden. Auf Seite der Hersteller/IT-Anbieter der Bank ist es zurzeit noch immer eine Herausforderung, realistische Verbrauchs- und Leistungskennzahlen für sämtliche Servermodellvarianten zu bekommen, die den Qualitätsansprüchen der Bank genügen. Allerdings konnte die Situation durch die Einbeziehung von externen Ratingagenturen (wie z.B. IDEAS international) deutlich verbessert werden. Viele der Serverhersteller kooperieren mittlerweile von sich aus mit IDEAS international und lassen ihre neuen Modelle evaluieren.

Einige Leistungsindikatoren, insbesondere die zur Erfassung des Druckvolumens, erforderten zunächst die Einführung geeigneter Lösungen (z.B. ein zentrale Druckerverwaltung), was sowohl technisch, als auch administrativ anspruchsvoll war, zumal die auf dem Markt befindlichen Lösungen von Großanbietern nicht alle erforderlichen Daten liefern konnten. Daher musste beispielsweise im Fall der Papierverbrauchsmessung eigens mit den Druckerherstellern ein Verfahren zur einheitlichen Erfassung des Verbrauchs entwickelt werden, da ältere Druckermodelle lediglich über einen Seitenzähler verfügen, jedoch nicht von sich aus granulare Verbrauchsstatistiken bereitstellen.

Wechsel als Herausforderung

Zusätzliche Herausforderungen gingen mit zahlreichen Technologiewechseln und Messmethodologien einher, so etwa der Performance-Monitoring-Systeme für Server, die eine permanente Überwachung und Kontrolle der Datenqualität erforderten. Mittlerweile setzt die Bank für ihre Server ein weltweit standardisiertes Monitoring ein, das zu einer erheblichen Verbesserung der Datenqualität beigetragen hat.

Herausforderung Personalfluktuation

Eine Herausforderung, die in jedem global agierenden Unternehmen vorkommt, war es, trotz andauernder, entwicklungs- und strukturbedingter Personalfluktuationen Kontinuität zu sichern. Dieses Problem hat die Deutsche Bank mit einem "Centers of Excellence" für Eco-Efficient IT und der frühen Nutzung von Kollaborationstechnologien umschifft. So konnte einerseits spezifisches Wissen gebündelt, andererseits ein bereichsübergreifendes Expertennetzwerk geschaffen werden. Dieses ist in der Lage, frühzeitig abteilungsspezifische Ziele mit den Ökoeffizienzzielen abzustimmen.

Alle vorgenannten Hürden konnten durch die rechtzeitige Einbeziehung und Überzeugungsarbeit von Entscheidern der betroffenen Geschäftsbereiche minimiert werden. Durch den andauernden Dialog konnten darüber hinaus einige weitere Möglichkeiten z.B. zur weiteren Reduktion des Papierverbrauchs auf Applikationsebene identifiziert werden, sodass sich auch über das bis Ende 2012 andauernde Projekt hinaus neue, anspruchsvolle Ökoeffizienzziele entwickeln lassen können.

Hürden im Desktop-Bereich

Weitere Hürden fanden sich insbesondere im Desktop-Bereich: Hier gab es einige gravierende Probleme im Zusammenspiel zwischen dem Betriebssystem Windows XP und einigen Applikationen, die dazu führten, dass operativ genutzte XP-Desktopsysteme nicht in den Ruhezustand versetzt werden konnten, ohne einen Konnektivitätsverlust zu riskieren. Die Strategie zum Rollout von Thin Clients und Notebooks, die im Vergleich zu herkömmlichen Desktop-PCs einen signifikant geringeren Energieverbrauch haben, wurde daraufhin verstärkt vorangetrieben.

Hindernis rechtliche Anforderungen

Als Nebenbedingung zur Konsolidierung und Verdichtung der IT-Landschaft können neben technischen auch rechtliche und regulatorische Anforderungen im Zielkonflikt mit dem möglichen Optimierungspotenzial stehen. Insbesondere als international agierende Bank liegen die internen Sicherheits- und Datenschutzanforderungen weit über den gesetzlichen Vorgaben. In spezifischen Ländern müssen aufgrund dieser Vorgaben (zusätzliche) Rechenzentren betrieben werden, wenn aufgrund regulatorischer Vorgaben der Datenverkehr nicht über die Landesgrenze hinaus fließen darf. Weiterhin musste bei den Optimierungsüberlegungen die Redundanz der Rechenzentren und Recovery-Sites gewährleistet sein.

Übertragbarkeit

Grundsätzlich sind die Prinzipien und die Implementierung der Ökoeffizienz-Strategie der Deutschen Bank in ähnlicher Weise auf jedes Unternehmen übertragbar. Einige davon sind jedoch nur für global agierende Unternehmen mit einer hohen Anzahl an Servern und Applikationen sinnvoll.

Generell ist die Grundphilosophie dieses Programms nicht die Umsetzung einzelner technischer Konzepte, sondern hat zum Ziel, eine paradigmatische Veränderung in der gesamten IT-Kultur des Unternehmens zu erreichen. Aus diesem Ansatz heraus kombinierte die Bank zwei Strategien, die zum Erfolg führten. Der Top-Down Ansatz beschränkte sich auf die Vorgabe von anspornenden globalen Eco-IT Zielen, die auf einen messbaren Erfolg ausgerichtet waren ("8 Commitments"). Da keine abgegrenzten Handlungsvorgaben die individuelle Kreativität und Vorstellungsgabe einschränkten, sondern die Ideenfindung auf individueller Ebene gefördert wurde (Bottom-Up), entwickelte sich hieraus eine starke positive Dynamik, die letztendlich zu einer schnellen und motivierten Umsetzung geeigneter Handlungsweisen führte.

Empfehlungen:

  1. Entwickeln Sie eine "Eco-Efficient-IT-" oder Green-IT-Vision und -Strategie. Sammeln Sie Expertise, legen Sie fest, was wichtig für Ihr Unternehmen ist und seien Sie passioniert.

  2. Definieren Sie sehr straffe und mutige Zielvorgaben über einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren und entwickeln Sie eine Strategie, wie man diese Ziele erreichen kann.

  3. Verfolgen Sie eine duale Strategie, die sowohl ökonomische, als auch ökologische Gesichtspunkte und Argumente beinhaltet. Der richtige Mix aus Einsparpotenzial (auch zur Bestimmung des ROI) und aus Nachhaltigkeitsargumenten ist der Schlüssel zum Erfolg.

  4. Vermarkten Sie diese Ziele intern und überzeugen Sie das Senior Management, diese Ziele zu unterstützen - Ein Vorstandsmitglied als Schirmherr ist ideal.

  5. Identifizieren Sie die Schlüsselpersonen für projektrelevante Entscheidungen in Ihrer Organisation und bei Ihren Kunden. Beziehen Sie diese Personen besonders in das Projekt ein und bestärken Sie sie darin, dass sie einen Beitrag leisten und einen Mehrwert aus dem Projekt ziehen können.

  6. Definieren Sie die relevanten Performance-Indikatoren.

  7. Identifizieren Sie die entscheidenden Datenquellen und Lieferanten für Performance-Indikatoren zur Messung Ihrer Ziele. Idealerweise sollten die Daten jedoch sehr akkurat und schnell verfügbar sein. Schrecken Sie nicht davor zurück, zunächst Annahmen treffen zu müssen für den Fall, dass die Datenqualität nicht ausreichend ist. Allerdings sollten Sie dieses Problem dann mit höchster Priorität adressieren - diese Daten sind immerhin nicht ausschließlich aus Nachhaltigkeitsgründen von hoher Bedeutung.

  8. Bestimmen Sie die Schlüsselprojekte, die den bestmöglichen Erfolg versprechen oder Ihre Ziele positiv beeinflussen. Fördern und unterstützen Sie diese. Auch bestehende Projekte können Potenzial für Ihre Eco-Efficiency-Ziele bieten. Stimmen Sie sich mit den Projektsponsoren ab, damit Sie diese Potenziale verfolgen und gegebenenfalls steuern können.

  9. Kommunizieren Sie offen, transparent und ehrlich - intern wie auch extern. Arbeiten Sie eng mit Ihren IT-Lieferanten zusammen. Bauen Sie so gemeinsam Ihre Expertise aus. Kooperieren Sie eng mit Industrieorganisationen (z.B. The Green Grid), um neue Industriestandards zu entwickeln und um Wissen auszutauschen.

  10. Entwickeln Sie eine "Community of Practice"! So haben Sie die Möglichkeit, Ihre Leidenschaft auf andere zu übertragen und Ihre Strategie möglichst breit in Ihrer IT Organisation einzubetten.

Kosten und Nutzen

Eine eindeutige Zurechnung von Kosten für dieses Programm kann nicht beziffert werden, da alle Maßnahmen zur Erreichung der Ziele nicht isoliert, sondern integrativ durchgeführt wurden, um die Akzeptanzschwellen möglichst gering zu halten.

Aus den Rahmenvorgaben entwickelten sich dynamisch viele individuelle Projekte, von denen jedes einzelne zum Erfolg beigetragen hat. Grundsätzlich waren alle Projekte selbst tragend, da aufgrund der großen Energieeinsparungen sehr schnell ein langfristig nachhaltiger ROI erzielt werden konnte. Durch die starke Parallelisierung von Vorgehensweisen, die individuell gesponsert wurden, konnten viele schnelle Erfolge erzielt werden, deren Einzelwirkung schwer zu messen ist. Primäres Ziel dieses Programms war allerdings auch nicht die konsequente Kostenersparnis, sondern die Fokussierung ökologischer Nachhaltigkeit als Bestandteil der gesellschaftlichen Verantwortung der Deutschen Bank.

Allerdings konnte der Energieverbrauch der Server bei gleichzeitiger Verdopplung der Rechenkapazität nahezu halbiert werden. Zudem ließen sich mehrere Millionen Kilowattstunden pro Jahr in den Rechenzentren einsparen. Durch den Einsatz neuester Technologien im Server- und Rechenzentrumsbereich konnten darüber hinaus erhebliche Wettbewerbsvorteile erzielt werden.

Hohe Anforderungen an das Recycling

Im Bezug auf die umweltschonende Entsorgung beziehungsweise Wiederverwendung von Hardware hat die Deutsche Bank hohe Ansprüche an Recyclingunternehmer. Die Verantwortlichkeit für Altgeräte würde nämlich erst dann enden, wenn sichergestellt ist, dass diese umweltverträglich in die Wertstoffkette zurückgeführt wurden und sie nicht über den "informellen Recyclingsektor" entsorgt werden.

Zurzeit wird gemeinsam mit The Green Grid an einem globalen Standard zur einheitlichen Messung von umweltverträglichem IT-Recycling gearbeitet.

Mit diesem Vorgehen erhofft sich die Bank einen indirekten Einfluss auf Hersteller und Recyclingunternehmen, so dass diese ihre Produktionsprozesse fortwährend umweltschonender und nachhaltig gestalten, sowie die Transparenz in den einzelnen Produktionsschritten erhöhen.

Förderung und Wissenstransfer

Foto: GreenIT BB

Im Rahmen des "Centers of Excellence" hat sich die Deutsche Bank bereits früh mit Themenbereichen auseinandergesetzt, die nunmehr durch die Energiewende in Deutschland immer relevanter werden. Insbesondere der Einsatz erneuerbarer Energien im Bereich der ITK-Infrastruktur ist eine Grundvoraussetzung für nachhaltiges Handeln. Seit Anfang 2012 werden alle Hauptrechenzentren, über die das Finanzinstitut operative Kontrolle ausübt, mit erneuerbaren Energien versorgt beziehungsweise für den Fall, dass erneuerbare Energien nicht verfügbar sind, durch Emissionszertifikate klimaneutralisiert. Darüber hinaus soll der ökologische Fußabdruck der Standorte weiter minimiert werden.

Die hausinternen Experten stehen hierzu in ständigem Dialog mit Energieexperten und Versorgern. Hier wären renommierte Forschungsinstitute wie etwa das E-Financelab der Goethe Universität Frankfurt zu nennen, um gemeinsam an neuen Technologien und Verfahren zur Optimierung der ITK-Infrastruktur zu arbeiten. Seit 2010 testet die Bank etwa gemeinsam mit den Forschern der Goethe Universität und der Gesellschaft für Schwerionenforschung innovative Virtualisierungskonzepte.

Fazit

Das hier vorgestellte Programm wurde unter der Prämisse eingeführt, eine paradigmatische Veränderung im Verständnis der ITK-Infrastruktur zu erzielen. Innovativ an dieser Strategie ist die Kombination aus der Vorgabe straffer und anspruchsvoller Umwelt- und Klimaziele bei gleichzeitiger Förderung von Innovationsanreizen auf Individualebene. Hierdurch konnte die Vision einer ökologisch-nachhaltigen IT-Kultur sowohl aus Akzeptanz-, als auch aus wirtschaftlicher Sicht dynamisch und erfolgreich realisiert werden.

Bis heute konnten folgende messbaren Erfolge des Programms verzeichnet werden:

  • Die IT ist innerhalb des definierten Rahmens klimaneutral

  • Das Eco-Supplier- und Eco-Recycling-Programm sind global in die Green Supply Chain implementiert worden

  • Der kontinuierliche Ausbau der Kommunikationsinfrastruktur und Adoptionskampagnen führten zu einer drastischen Steigerung im Nutzungsverhalten von Technologien, die sich als Reisesubstitut erwiesen haben

  • Jährlich werden 250 Millionen Seiten Papier im Vergleich zu unserem Basisjahr eingespart

  • Die serviceorientierte Infrastruktur konnte die Auslastung der Server der neuesten Generation mehr als verdoppeln

  • Die Rechenzentrums-Energieeffizienz wurde über das ursprüngliche Ziel (Vervierfachung) hinaus verbessert

  • Durch das innovative Arbeitsplatzkonzept "DB New Workplace” werden pro Kopf bis zu 76 Prozent Energie eingespart

Ökologische Nachhaltigkeit ist ein wesentlicher Bestandteil der gesellschaftlichen Verantwortung der Deutschen Bank. Aufgrund des Erfolges dieses Programms will die Bank eine weitere Phase mit neuen Eco-Efficient-IT-Zielen etablieren. Eco-Efficient-IT hat sich mittlerweile als fester Strategiebestanteil und als Grundlage für Entscheidungen innerhalb der Bank etabliert.

In der nächsten Phase wird die Deutsche Bank unter anderem besonderes Augenmerk auf die neuen Möglichkeiten legen, die mit der zunehmenden Verschmelzung von IT und Gebäudeautomatisierung einhergehen, sowie die Entwicklung von neuartigen Rechenzentrums- und Energiemanagementstrategien. (jm)