So gelingt das Redesign

Desktop-Umgebung 2.0 bei Brita

18.07.2012
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Tipps zur Desktop-Umgebung

6. Standard, wo immer es geht

Es lohnt sich, von Anfang an auf Standardisierung zu achten. Aufgrund der restriktiven IT-Governance bestand die Softwarelandschaft bei Brita hauptsächlich aus Microsoft und SAP - im ERP- wie im CRM-Bereich. "Wenn jemand zu uns mit einer Anforderung kommt, dann prüfen wir erst einmal, ob das nicht auch in SAP geht", sagt CIO Nittka, "aber wenn nicht, dann widerstehen wir der Versuchung, das System zu modifizieren."

7. Testen, Testen, Testen!

Es klingt trivial, ist es aber nicht: Vor allem die Nicht-Microsoft-Anwendungen müssen sorgfältig auf die reibungslose Zusammenarbeit in der neuen Umgebung geprüft und gegebenenfalls angepasst werden. Ansonsten erlebt man im Betrieb leicht sein blaues Wunder.

8. Spezielles bleibt speziell

Es gibt immer Anwendungen, die nicht in die Landschaft passen. Brita beispielsweise nutzt etwa zehn wichtige Applikationen, die nicht Citrix-kompatibel sind. Dazu gehören die Zoll- und Außenhandels-Applikationen mit teilweise speziellen Anforderungen an Kartenlesegeräte. Der Nutzerkreis dieser Anwendungen ist im Vergleich zu den sonstigen Anwendungen eher klein. Diese Anwendungen müssen aber auf anderen Wegen (VDI oder PC) zur Verfügung gestellt werden.

9. Fachbereiche testen ihre selbsterstellten Daten

Und dann gibt es noch die Daten, meist in Excel oder Access erstellt, die von den Fachbereichen selbst gepflegt werden und über die die IT in der Regel gar keinen vollständigen Überblick hat. Trotzdem muss sie sich um deren Kompatibilität mit der Infrastruktur kümmern. Wie Infrastruktur-Manager Fischer erläutert, bietet Microsoft ein Tool an, mit dem sich feststellen lässt, ob eine Datei softwarekompatibel ist oder nicht (Office Migration Planning Manager für Office 2010, kurz OMPM): "Damit können wir Listen erstellen, die alle Dateien nach dem Ampelsystem bewerten. Diese Listen geben wir an die Fachbereiche, damit sie sich um ihre kritischen Dateien kümmern können."

10. Ran ans Großreinemachen

Ein Update lässt sich auch für den Frühjahrsputz nutzen. Dabei hilft das besagte Tool, indem es verzeichnet, wann eine Datei zuletzt bearbeitet beziehungsweise überhaupt aufgerufen wurde. "Die Fachbereiche pflegen ihre Dateien ja mit unterschiedlicher Sorgfalt", so Dirk Fischer: "Manche haben sie seit Jahren nicht mehr upgedatet." Sollte eine Datei jahrelang nicht genutzt worden sein, könne man sie bei der Migration eventuell vernachlässigen: "Oft ist ja der Urheber gar nicht mehr im Haus - oder weiß selbst nicht mehr, was er damit eigentlich wollte."

11. Sicherheitspuffer einbauen

Wie in jedem IT-Projekt empfiehlt es sich, zeitliche und finanzielle Puffer einzubauen. Schließlich findet kein IT-Projekt im stillen Kämmerlein statt. Die Fachbereiche sind ja auch eingebunden. Wenn man gleichzeitig Citrix und Microsoft Office modernisiert, geschieht unter Garantie etwas Unvorhergesehenes, sagt Fischer.

12. Training ist essenziell

Fundierte Einweisungen und Schulungen für Anwender und IT-Administratoren sind keine Nebensache. Die Unterschiede zwischen dem alten und dem neuen System seien erheblich, beteuert Fischer. Da könne man die Leute nicht einfach losschicken und machen lassen. Die Brita-IT hat drei unterschiedliche Trainingsprogramme angeboten.

Die Power-Anwender, die als Multiplikatoren fungieren sollten, wurden zweimal sechs Stunden geschult. Routinierte Anwender, die zu Hause schon Microsoft Office 2010 nutzen, kommen mit insgesamt vier Stunden aus. Die "Standard-User", für die das neue Release noch unbekannt ist, machen vertiefende Übungen und sind deshalb sechs Stunden mit der Einführung beschäftigt. Jeder Anwender durfte selbst bestimmen, wo er sich einordnete und welches Training er buchte.

13. Erfolgsfaktor Kommunikation

Jeder muss verstehen, wie weitreichend die Umstellung für die Organisation ist. Deshalb hat die Brita-IT von Anfang an den Bereich Unternehmenskommunikation direkt eingebunden sowie eine rollenbasierende Kommunikationsstrategie ausgearbeitet - und konsequent umgesetzt.