Virtualisierung des Arbeitsplatzes

Der zentralisierte Desktop kommt scheibchenweise

24.06.2008
Von 
Wolfgang Sommergut ist Betreiber der Online-Publikation WindowsPro.

Jeden Tag ein frisches Windows

Die Windows-Installation enthält nach diesem Ansatz keine Benutzeranpassungen und wird jedes Mal frisch eingespielt. Auf diese Weise lassen sich die typischen Alterungserscheinungen von Windows vermeiden. Benutzerspezifische Konfigurationen müssen separat vorgehalten werden, entweder über Microsofts Server-gestützte Profile oder den "User Profile Manager" von Citrix, den es kürzlich von der Kölner Sepago GmbH zugekauft hat.

Der von Ardence zugekaufte Citrix Provisioning Server spielt in diesem <a href="http://www.youtube.com/watch?v=B8reDlSqxuY" title="provisioning Server">Video</a> gleichzeitig auf 150 Dell-Rechnern Windows ein.
Der von Ardence zugekaufte Citrix Provisioning Server spielt in diesem <a href="http://www.youtube.com/watch?v=B8reDlSqxuY" title="provisioning Server">Video</a> gleichzeitig auf 150 Dell-Rechnern Windows ein.
Foto: Citrix

Die Anwendungen schließlich kommen bei dem Konzept von Citrix typischerweise nicht über das Installationsprogramm in den virtuellen Desktop, sondern via Xenapp. In der neuen Version 4.5 beherrscht die Software weiterhin den klassischen Modus des Presentation Server, bei dem die Anwendungen auf dem Backend ablaufen und nur Bildschirmausgaben beziehungsweise Benutzereingaben über das Netz gehen. Zusätzlich kennt die aktuelle Ausführung noch einen Streaming-Modus, bei dem die Bits der Anwendung an den Client gesendet und dort ausgeführt werden. Bei diesem Feature handelt es sich um die Citrix-Variante der Applikations-Virtualisierung. Es erlaubt bei physischen PCs auch das Offline-Arbeiten, weil die übertragenen Daten lokal zwischengespeichert werden können.

Vorzüge des dynamischen Desktops

Eine konsequente Trennung aller Desktop-Schichten verspricht eine Reihe von Vorteilen. Dazu zählt vor allem eine wesentlich größere Flexibilität, beispielsweise dann, wenn eine Komponente verändert wird. Das Update des Betriebssystems hat keine Auswirkungen auf die Anwendungen, weil der Citrix-Client als Ablaufumgebung fungiert, die zwischen Windows und den Applikationen sitzt. Ähnliches gilt für die anderen Komponenten des Desktops. Durch die Entkoppelung von der PC-Hardware ergeben sich zudem neue Zugriffsmöglichkeiten, so dass Benutzer auch von zu Hause oder anderen Standorten aus auf ihre Arbeitsumgebung zugreifen können. Diese muss keineswegs heruntergefahren werden, wenn sich der Benutzer abmeldet, so dass dieser beim Wiederanmelden von einem anderen Ort dort fortfahren kann, wo er aufgehört hat.

Aus der Sicht der zahlreichen Citrix-Anwender kommt hinzu, dass sie für Xendesktop die bestehende Infrastruktur und ihre Kenntnisse weiternutzen können. Für den Zugriff von außen eignet sich ebenfalls "Secure Gateway", der Broker ("Desktop Delivery Controller") ist ein abgewandeltes Xenapp und daher ähnlich zu verwalten. Da der virtuelle Desktop per ICA an die Endgeräte gelangt, kann die Datenübertragung wie beim Presentation Server mit Hilfe von NetScaler und WANScaler verbessert werden. Außerdem können Anwender mit dem gleichen Citrix-Client auf Xendesktop und den Terminal Server zugreifen. Dieser erhält im Herbst dieses Jahres unter der neuen Bezeichnung "App Receiver" eine Plug-in-Architektur, in die Komponenten für die Kommunikation mit allen Citrix-Server-Produkten eingeklinkt werden können.

Längerfristig könnte einer der größten Vorteile eines solchen modularen Konzepts darin bestehen, dass sich Unternehmen bestimmte Aspekte des Desktops als Service verschaffen. So wäre es etwa denkbar, dass virtuelle PCs inklusive eines blanken Windows inklusive Office von einem Hoster bezogen werden, während die IT-Abteilung bestimmte interne Anwendungen zur Laufzeit in dieses System einspielt.