Berufsbild Facilitator

Der weiche Berater

16.12.2011
Er kennt die Prozesse, verfügt über IT-Know-how und hat vor allem psychologisches Wissen - die Rede ist vom Facilitator.

Seit kurzem leitet Bernd Janke den neuen Bereich Prozess- und Projekt-Management Telekommunikation sowie Energie beim Hamburger IT-Dienstleister Akra. Er selbst bezeichnet sich als Facilitator - zwar ein Optimierer von Geschäftsprozessen, der aber auf Konsensbildung setzt und weniger auf die Verordnung von Konzepten, wie es klassische Unternehmensberatungen tun.

Bernd Janke, Akra: "Ein Facilitator ist ein mit IT vertrauter Bewusstseinsbildner."
Bernd Janke, Akra: "Ein Facilitator ist ein mit IT vertrauter Bewusstseinsbildner."
Foto: Akra

Ein Facilitator ist laut Janke "im strengen Sinne kein Berater, sondern eher ein Begleiter und Moderator oder viel mehr noch ein Mediator und Bewusstseinsbildner". Er diktiere nicht von "oben herab", so Janke, einen fest vorgegebenen Lösungsweg, sondern wolle eine Art Hilfe zur Selbsthilfe leisten, indem er "beteiligungsorientierte Veränderungs- und Entscheidungsprozesse" ermögliche. Der Hamburger Manager macht deutlich, worauf es ankommt und welche Voraussetzungen man mitbringen sollte, wenn man sich für Facilitation interessiert: "Der Facilitator muss die Kernprozesse der Branchen, in denen er tätig ist, sehr genau kennen."

Zudem sollte er mit IT vertraut sein. Und am wesentlichsten seien Empathie und psychologisches Verständnis, Interesse an Menschen zu haben - und auch "Fragen zu stellen, die zunächst einmal unbequem erscheinen mögen". Denn der Facilitator müsse starre Verhaltens- und Denkmuster erkennen und typische Verhinderungsstrategien sowie individuelle Veränderungsdynamiken aufdecken.

Überschaubare Kosten

Janke glaubt, dass gerade jetzt, in den Zeiten von Finanz- und Wirtschaftskrisen, in denen Unternehmen ihre Budgets reduzieren und nicht bereit sind, in neue Projekte oder große Strukturveränderungen zu investieren, sein Ansatz erfolgreich sein wird. Firmen brauchten damit keine kostspieligen Ausgaben zu tätigen, sondern könnten mit dem arbeiten, was da ist. Manager und Mitarbeiter müssten an einem Tisch sitzen und ein kollegialeres und kommunikativeres Umfeld schaffen.

Der Facilitation-Ansatz ...

... geht auf die Quäker zurück, die vor mehr als 300 Jahren einen Konsensprozess entwickelten. Für das heutige Selbstverständnis des Facilitators gelten vor allem auch Gestalt- und Sozialpsychologen wie Salomon Asch (1907-1996) als Wegbereiter.

Dieser Consulting-Ansatz führt in Deutschland noch ein stiefmütterliches Dasein. Das liegt vor allem daran, davon ist Facilitator Bernd Janke überzeugt, dass "hierzulande in vielen Unternehmungen noch eine Herr-im-Haus-Mentalität vorherrscht, die im deutlichen Gegensatz steht zur Idee des Facilitation, über Gefühle zu reden, Schwächen offen zu kommunizieren und Probleme partizipativ, gemeinschaftlich und nicht hier-archisch anzugehen".

In den USA soll es anders aussehen. Selbst große Konzerne wie General Motors hätten in schweren Krisen auf die Hilfe und Unterstützung von Facilitatoren gesetzt. "Doch auch in Deutschland bewegt sich was", freut sich Janke.

Die Berufsbezeichnung ist nicht geschützt, jeder darf sich Facilitator nennen. Die Freie Universität Berlin bietet aber für angehende Facilitatoren eine berufsbegleitende Ausbildung an. (hk)