Erfahrungsbericht eines CIOs

Der Weg aus dem Burnout

25.04.2012
Von Nicolas Zeitler

Spontane Aufträge abgeblockt

Als Sofortmaßnahme nach der Diagnose reduzierte Hannes Wöhren außerdem seine Arbeitszeit: "drastisch", wie er sagt - auf acht Stunden täglich. Um das einzuhalten, verordnete er sich einen strikteren Umgang mit Rechner und Blackberry. Das Smartphone schaltet der IT-Chef morgens nun frühestens im Aufzug zum Büro ein. Nach Feierabend liest er zu Hause in der Regel keine beruflichen E-Mails mehr. Bei Pannen werde Kollegen dennoch weiterhin geholfen. Hannes Wöhren hat die IT in Bereiche aufgeteilt. Jedem seiner IT-Kollegen sind jetzt Zuständigkeiten für bestimmte Systeme fest zugeteilt, "mit voller Verantwortung", wie Wöhren sagt. Kommt es dort abends oder am Wochenende zu Problemen, wird der zuständige Mitarbeiter angerufen - und nicht der IT-Chef.

Kein Blackberry mehr zum Frühstück. Das Smartphone schaltet der IT-Chef erst im Aufzug ein.
Kein Blackberry mehr zum Frühstück. Das Smartphone schaltet der IT-Chef erst im Aufzug ein.
Foto: RIM

Und Anfragen auf Zuruf beugt Wöhren mit einem neuen Antragsformular vor. Wer Software braucht, muss sie auf diesem Weg bestellen. "Wenn die Leute ein Formular ausfüllen müssen, erledigen sich viele spontane Anfragen wieder von selbst", sagt Wöhren.

Seine Maßnahmen wirken unspektakulär. Ihre Auswirkungen aber seien deutlich spürbar, sagt er. Nach der letzten Therapiesitzung im Dezember teilte ihm seine Ärztin mit, dass sie keine Anzeichen von dauerhaftem Stress oder Erschöpfung mehr bei ihm feststelle. Die in der Therapie eingeübten Verhaltensmuster habe er so verinnerlicht, dass er sie auch in Stresssituationen umsetze, sagt Wöhren. "Stressig ist meine Arbeit weiterhin, aber ich kann jetzt anders damit umgehen."

Und die Leistung der IT-Abteilung sei trotz seiner nun geregelten Arbeitszeit nicht schlechter geworden. Die Anwender hätten auch seine veränderte Haltung gegenüber eiligsten Wünschen und das Bestellformular mit wenig Murren geschluckt. Gezeigt habe das die jüngste Mitarbeiterbefragung.

Gegen Stress - Hannes Wöhrens Fünf-Punkte-Plan

  1. Spontanaufträge an die IT abblocken: Wer zur Bestellung einer Software ein Formular ausfüllen muss, denkt zwei Mal über seinen Wunsch nach.

  2. Sich nicht von jeder Anforderung "auf den letzten Drücker" aus dem Konzept bringen lassen: Wer die IT aus eigenem Verschulden zu spät beauftragt, muss damit rechnen, dass er auf die Lösung seines Problems länger wartet.

  3. Konzentrationsphasen sicherstellen: Fehlender Blickkontakt mit Eintretenden erhöht die Hemmschwelle für Störungen; sich selbst dazu anhalten, Störer abzuweisen.

  4. IT-Mitarbeitern Verantwortung für klar umrissene Bereiche zuteilen: Bei Zwischenfällen am Wochenende wird dann nicht immer gleich der Chef angerufen.

  5. Offline-Zeiten festlegen: Firmen-Smartphone nicht vor dem Frühstück einschalten, abends zu Hause keine beruflichen E-Mails mehr bearbeiten.

Der Artikel beruht auf einen Beitrag unserer Schwesterpublikation CIO.de.

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