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Der Virenpapst

13.02.2003
Von Klaus Brunnstein
Nicht nur in Lehre und Forschung, sondern auch in Zusammenarbeit mit der Wirtschaft setzt Professor Klaus Brunnstein seit vielen Jahren Akzente.

Der 1937 geborene diplomierte Physiker nahm bereits früh Einfluss auf die Informatikszene in Deutschland: Als Mitglied der Gründungskommission des Studiengangs Informatik trug der Rheinländer ab 1969 dazu bei, diese Fachrichtung an der Universität Hamburg zu etablieren. Von dort erhielt der Wahlhanseat 1973 dann auch den Ruf auf den Lehrstuhl für Anwendungen der Informatik.

In den folgenden Jahren konzentrierte sich seine Arbeit auf den Einsatz von Informations- und Expertensystemen in Wirtschaft, Staat, Wissenschaft und Medizin. Brunnstein war dabei nie ein unkritischer Befürworter der IT, sondern warnte frühzeitig vor möglichen negativen Auswirkungen, die der Einsatz von Computersystemen für die Gesellschaft bedeuten könnte.

Seit Mitte der 80er Jahre konzentriert sich die Arbeit des Experten verstärkt auf Sicherheitsthemen: Datenschutz, Risikoanalyse und Notfallvorsorge, aber auch die Aufkärung von Rechnerunfällen sowie Computerkriminalität stehen dabei im Vordergrund. Im Sommer 1988 gründete Brunnstein das „Virus Test Center“ (VTC) in Hamburg, das er auch leitet.

Weniger bekannt ist, dass Brunn-stein selbst schon auf hoher Ebene Politik-Luft geschnuppert hat. Von Januar bis April 1983 wurde er im Zuge des Nachrückverfahrens zeitweiliges Mitglied des Deutschen Bundestages: Der Hochschullehrer saß damals in den Reihen der FDP-Fraktion im Parlament.

Brunnstein denkt noch nicht ans Aufhören: Wie der Fachbereich Informatik der Uni Hamburg auf seinen Internet-Seiten meldet, wird der vielfache Buchautor trotz des Erreichens der Al-tersgrenze seinen Studenten „noch ein paar Jahre aktiv erhalten bleiben“. Im September 2002 wählte ihn die Generalversammlung der International Federation for Information Processing (IFIP) mit deutlicher Mehrheit für die nächsten zwei Jahre zu ihrem Präsidenten.

In der Freizeit lässt sich der passionierte Segler und zweifache Vater gern gemeinsam mit seiner Frau Gunda bei Törns auf der eigenen Schoner-Yacht „Arethusa“ den Wind um die Nase wehen. Gelegentlich musiziert der Wahl-Hanseat auch auf seinem Synthesizer.