Intels CEO Andy Grove will dem NC-Lager Paroli bieten

Der "verwaltbare PC" soll die Desktop-Kosten senken

07.02.1997

Der Anchorman der Intel Corp. aus Santa Clara, Kalifornien, machte sich bei seinem Plädoyer für die Netz-PCs zunächst die Argumente der lange belächelten NC-Protagonisten zu eigen: Nicht die Anschaffungspreise, sondern Verwaltung und Support der PCs stellten heute die entscheidenden Kostenfaktoren dar. In einer Zukunft, in der jedwede Art der Computerbenutzung im Netzumfeld stattfinde, komme es darauf an, ein breites Spektrum von PCs effizienter als bisher zu verwalten. Diese Rechner müßten hinsichtlich Leistung und Flexibilität den unterschiedlichen Anforderungen an den Arbeitsplätzen angepaßt sein.

Den Begriff Netzwerk-Computer meidet der Intel-Chef mit verbissener Konsequenz. In seinem im Herbst 1996 erschienenen Buch "Only the Paranoid Sur- vive" spricht er von billigen Internet-Zugangsgeräten ("Internet-appliances"). Das Vordringen derartiger Systeme würde einen Rückfall in die Zeiten zentralisierter Intelligenz bedeuten, schreibt der Manager. Trotzdem müsse Intel bereit sein, auf derartige Entwicklungen zu reagieren. In der Publikation regt Grove deshalb die Bildung einer Firmengruppe an, die "das beste billige Internet-Zugangsgerät", basierend auf einer Intel-CPU, entwerfen solle. Dieser inzwischen als "Net-PC"-Initiative bekannt gewordene Zusammenschluß vereint eine Reihe von Branchenschwergewichten aus dem PC-Lager, darunter Compaq, Hewlett-Packard, Dell und Gateway 2000.

Bis zum März dieses Jahres wollen die PC-Verfechter, allen voran Intel und Microsoft, eine erweiterte Version der kürzlich bekanntgegebenen Net-PC-Spezifikationen veröffentlichen (siehe CW Nr. 5 vom 31. Januar 1997, Seite 27: "Der Net PC soll..."). Erklärtes Ziel ist es, die Gesamtkosten der PCs (Total Cost of Ownership = TCO) zu senken, ohne die Vorteile der Architektur hinsichtlich Leistung und Flexibilität aufzugeben.

Die Erarbeitung der Net-PC-Spezifikationen ist für den Intel-Chef aber nur eine Etappe auf dem Weg zum sogenannten verwaltbaren PC. Mit der Initiative "Wired for Management" werde der Konzern dazu beitragen, die Verwaltung von PCs wesentlich zu vereinfachen. Bestandteil dieses Konzepts ist unter anderem das Standard Desktop Management Interface (DMI). Die von der 1992 gegründeten Desktop Management Task Force (DMTF) definierten Spezifikationen legen fest, auf welche Weise Hardware- und Softwarekomponenten miteinander kommunizieren. Damit soll die Interoperabilität und Verwaltbarkeit von unterschiedlich konfigurierten PCs in heterogenen Netzumgebungen ermöglicht werden.

Das Wired-for-Management-Konzept beinhaltet darüber hinaus Intel-Motherboards und -Chipsätze, die Systeminformationen automatisch an den Administrator liefern. Intel unterstütze die Systemverwalter ferner durch eine Reihe von Management- und Networking-Produkten, so Grove. Dazu gehörten etwa die Management- und Diagnosesoftware "LAN Desk Client Manager".

Die Bemühungen, die Betriebskosten der PCs im Unternehmen zu senken, mündeten allerdings keineswegs in den vielzitierten Thin Client, betonte der Intel-CEO. Dieser Rechner sei ohne das Netzwerk nicht funktionsfähig und lasse sich nicht dem Net PC gleichsetzen. Grove: "Thin Client ist ein Begriff, der in Zusammenhang mit unterdimensionierten Computern verwendet wird."