WLANs/Hotspots/Always online ohne Kabel

Der unaufhaltsame Erfolg von WLANs

28.03.2003
Wireless LANs entwickeln sich zum Massenartikel. Firmen vernetzen preiswert und ohne aufwändige Umbauten ihre Büros mit WLANs, und Universitäten, Hotels sowie Flughäfen bieten die Funktechnik als Service an. Was verbirgt sich hinter dem Verfahren, und warum ist es so beliebt? Von Karl Eigler*

Die Zahl der Hotspots, also der öffentlichen Zugangspunkte zu WLANs, erhöhte sich in Europa nach Berechnungen von Marktforschern im letzten Jahr um 327 Prozent, Tendenz steigend. Bis zum Jahr 2006 sollen 20 Millionen Europäer WLANs nutzen - tausend Mal mehr als heute. Der künftige Umsatz der Anbieter wird auf gut drei Milliarden Euro im Jahr geschätzt.

Installation

Wireless LAN wurde ursprünglich entwickelt, um den Kabelsalat in Büros zu vermeiden. Technisch gesehen ist ein WLAN nichts anderes als die drahtlose Erweiterung eines Computernetzes. Die Installation ist einfach und schnell erledigt, denn das Verlegen von Kabeln entfällt, und es müssen keine Wände durchbohrt oder Anschlussdosen montiert werden. Deshalb erlauben WLANs eine Vernetzung auch dort, wo konventionelle Netzwerktechnik an räumlichen Gegebenheiten scheitert wie in denkmalgeschützten Gebäuden oder großen Messehallen. Ebenso ist der nachträgliche Einbau von Internet-Anschlüssen beispielsweise in Krankenhäusern oder Hotels deutlich preiswerter.

Die technischen Anforderungen an die Endgeräte halten sich in Grenzen: Eine handelsübliche Steckkarte macht aus nahezu jedem Laptop und inzwischen auch aus so manchem Handheld ein Highspeed-Endgerät. Die sonst so fehlerträchtige und langwierige Installation des Netzes entfällt. Auch zum Einbuchen benötigt der Kunde keine Spezialkenntnisse. Einfach den Rechner einschalten, Browser aufrufen, und schon ist man online.

Derzeit unschlagbar sind auch die hohen Übertragungsraten. Selbst verwöhnte Breitbandnutzer kommen mit ihren Standleitungen meist nicht über 2 Mbit/s hinaus - da fängt WLAN erst an, Spaß zu machen. Das heute am weitesten verbreitete Übertragungsprotokoll 802.11b erlaubt Bandbreiten von 11 Mbit/s. Mit der Weiterentwicklung 802.11a ist man sogar bis zu 54 Mbit/s schnell. Erste Geräte mit dem schnelleren Standard sind bereits auf dem Markt. Konkurrenzlos niedrig sind auch die Kosten für die Betreiber der Funknetzwerke. Weil die verwendeten Frequenzen (2,4-Gigahertz-Band für 802.11b und das fünf Gigahertz-Band für 802.11a) frei verfügbar sind, muss für deren Nutzung keine Gebühr bezahlt werden.

Während die einfache Installation und Einrichtung die Funktechnik für die Bürovernetzung in jedem Unternehmen attraktiv machen, eröffnet die Mobilität der Nutzer weitere Einsatzmöglichkeiten. Überall dort, wo Daten mobil erfasst werden müssen oder rasche Zugriffe auf aktuelle Daten erforderlich sind, können WLANs die Arbeit erleichtern und Kosten senken. So muss ein Mitarbeiter nicht unbedingt an seinem Arbeitsplatz sitzen, um an bestimmte Informationen zu kommen. Egal wo er sich befindet, ob in einem anderen Büro, in einem Konferenzraum oder auf dem Werksgelände - mit seinem Laptop ist er stets online. Interessant sind die Systeme auch für Krankenhäuser: Aktuelle Ergebnisse einer Visite können unmittelbar am Krankenbett eingegeben und mit älteren Daten verglichen werden. Ohne großen Aufwand stehen dieselben Daten dann auch im Operationssaal oder in der Verwaltung zur Verfügung. Im Gegensatz zu herkömmlichen GSM-Handys, deren Nutzung in Krankenhäusern wegen möglicher Störungen empfindlicher Geräte strikt verboten ist, gibt es dort gegen WLANs keine Einwände, da sie eine geringere Sendeleistung verwenden.

Neben den privaten drahtlosen Netzwerken in Firmen und Behörden existieren auch öffentliche Hotspots. Sie sind vor allem an Universitäten, in Hotels oder auf Flughäfen zu finden und erlauben den drahtlosen Highspeed-Zugang zum Internet oder zu einem Firmennetzwerk, um etwa E-Mails abzurufen. Waren diese Zugänge bislang meist kostenlos, so versuchen die Anbieter, zunehmend ein Geschäft daraus zu machen.

Konkurrenz für UMTS

Währen die einen das neue Geschäftspotenzial begrüßen, bereiten die WLANs der Mobilfunkbranche große Sorgen. Schließlich haben Vodafone und andere Mobilfunker vor gut zwei Jahren Milliardensummen für Lizenzen bezahlt, mit denen UMTS zum breitbandigen Funkkanal gemacht werden sollte. Die dritte Mobilfunkgeneration sieht sich nun mit einer leistungsfähigen und preiswerten Konkurrenz konfrontiert. Zumal die drahtlosen Netze verfügbar sind, während der breite Start von UMTS nicht vor Jahresende erfolgen dürfte. Erschwerend kommt hinzu, dass die reale Übertragungsgeschwindigkeit in den UMTS-Netzen anfangs kaum über 100 Kbit/s liegen wird. Im Vergleich dazu sind WLANs schon heute fast hundert Mal schneller und rund 80 Prozent billiger.

Die Konkurrenz dürfte sich dennoch nicht allzu scharf werden, denn die WLANs haben ein Manko: ihre sehr geringe Reichweite. Deshalb ist es wahrscheinlicher, dass sich WLAN und UMTS gegenseitig ergänzen. Wo die Abdeckung der Funk-LANs nicht ausreicht, greift man dann auf UMTS zurück. Umgekehrt könnte bei UMTS auf so manchen Funkmast verzichtet werden, wenn man die beiden Übertragungstechniken intelligent miteinander verbindet. Innenstädte und Ballungszentren ließen sich per WLAN vernetzen, während GPRS und UMTS dafür sorgen, dass die Highspeed-Verbindung auf dem Land funktioniert.

Ein weiterer Nachteil der Funknetze ist heute noch ihre mangelnde Mobilität über große Entfernungen hinweg. Die Nutzer sind nämlich an einen Hotspot gebunden, der nur eine begrenzte Reichweite besitzt In Gebäuden sind das oft weniger als 25 Meter. Sobald man sich aus der Funkzelle entfernt, bricht die Verbindung ab, und der Benutzer muss sich neu einwählen. Das ist deshalb erforderlich, weil WLANs nicht das in den Mobilfunknetzen übliche Roaming kennen. Dieses regelt die automatische Übergabe einer Verbindung beim Wechsel der Zelle. An der Lösung des Problems arbeiten etliche Firmen.

Abrechnung im WLAN

So entwickelte das Consulting-Unternehmen Detecon für Mitsubishi ein Verfahren, bei dem jedes WLAN-taugliche Gerät nicht nur als Endgerät, sondern gleichzeitig auch als Teil des Netzes fungiert. Damit sind die Funknetze beliebig erweiterbar, denn je mehr Geräte senden, desto größer wird das Netzwerk. Ein weiterer Vorteil des "Moteran" genannten Systems ist seine Roaming-Fähigkeit, das heißt, Verbindungen brechen bei einem Ortswechsel nicht ab.

Nahezu ungelöst ist bislang auch die Frage der Abrechnung von WLAN-Verbindungen. Die Bezahlung per Kreditkarte schreckt potenzielle Kunden eher ab, zumal man ja stets nur für ein bestimmtes Netzwerk bezahlt. Das Login für den Flughafen München gilt nicht für das Hotel in Hamburg. Deshalb versuchen die vier deutschen Mobilfunkbetreiber zunehmend, eigene Hotspots zu errichten. Dort identifizieren sich die User beim Einloggen als Kunden des jeweiligen Netzbetreibers.

Moteran verschlüsselt WLANs

Die Abrechnung der WLAN-Zeit erfolgt dann über die Handy-Rechnung. Die beiden großen deutschen Mobilfunker T-Mobile und Vodafone wollen noch in diesem Jahr jeweils 200 eigene WLANs in Hotels und auf Flughäfen errichten. Branchenexperten vermuten, dass die zahllosen kleinen WLAN-Anbieter im Lauf der Zeit von den GSM-Netzbetreibern übernommen werden. Wohl auch deshalb hält die Telekom-Regulierungsbehörde WLAN nicht für eine Konkurrenz, sondern für eine Ergänzung von UMTS.

Neben den angesprochenen Handicaps ist die fehlende beziehungsweise fragwürdige Sicherheit der größte Schwachpunkt der Funknetze. Häufig können Daten problemlos mitgelesen werden, da die Verschlüsselung fehlt oder unzuverlässig ist. Datendiebe müssen sich nur in der Nähe eines WLAN bewegen, um sich einzuloggen. Dabei ist das Eindringen in ungeschützte Systeme in Deutschland nach aktueller Rechtslage nicht einmal strafbar. (hi)

*Karl Eigler ist Managing-Consultant bei der Detecon International GmbH in Bonn.

Angeklickt

- Vorteile der WLANs.

- UMTS und WLAN, Konkurrenz oder Ergänzung?

- Roaming für WLANs.

WLAN-Historie

Kabellose Funknetze gibt es seit 1992. Die ersten Verbindungen begnügten sich allerdings mit Datenraten von weniger als einem Mbit/s. Zudem gab es keine einheitlichen Standards, weswegen anfangs nur die Geräte ein und desselben Herstellers miteinander kommunizieren konnten. 1997 verabschiedete das in den USA ansässige Normungsgremium IEEE (Institute of Electrical and Electronics Engineers) unter der Bezeichnung 802.11 eine Spezifikation, die die Interoperabilität zwischen Geräten verschiedener Hersteller gewährleistet. Je nach Qualität des Funkkanals sind Bruttodatenraten von bis zu 2 Mbit/s möglich. 1999 kam der heute am weitesten verbreitete Standard 802.11b auf den Markt, mit einer Bruttodatenrate von bis zu 11 Mbit/s bei Verwendung des 2,4-Gigahertz-Bandes. Ebenfalls 1999 wurde der Standard 802.11a verabschiedet, der im Fünf-Gigahertz-Bereich Daten mit bis zu 54 Mbit/s transferiert. Seit dem vierten Quartal 2002 ist dieser Standard auch in Deutschland mit Einschränkungen von der Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation zugelassen. Bis zu 54 Mbit/s Datenrate bietet ebenso die IEEE-Norm 802.11g. Allerdings funkt sie auf 2.4 Gigahertz und ist somit abwärtskompatibel zu 802.11b. Obwohl der Standard noch nicht endgültig verabschiedet ist, werden erste Geräte hierzulande zur Jahresmitte auf den Markt kommen.