Acer, HP und SNI bekommen gute Noten vom BUND

Der umweltfreundlichste PC ist der, der nicht gebaut wird

05.09.1997

Die grünen Tester konnten elf Hersteller (Acer, Actebis, Apple, Dell, Fujitsu/ICL, Hewlett-Packard, IBM, Olivetti, Packard Bell/NEC, Siemens-Nixdorf und Vobis) in ihre Bewertung aufnehmen.

Der BUND testete nach den sechs Kriterien Verwendung von Problemstoffen, Einhaltung von Energiesparstandards, Art der Gerätekonstruktion, Garantieservice, Informationsbereitschaft bezüglich Ökofragen und der allgemeinen Haltung zu Ökostandards. Bei diesen Bewertungen schnitt SNI am besten, Acer und HP in der Gesamtwertung ebenfalls noch mit der Note "gut" ab.

Allerdings verweigerten neun Anbieter die Auskünfte, darunter Direktanbieter Gateway 2000, Tulip, PC Spezialist sowie PC-Schwergewicht Compaq Computer. Andreas Fußer, Geschäftsführer Kommunikation des BUND, vermutet Angst vor schlechtem Abschneiden: "Compaq und die anderen Schweiger wollen sich bei ihrem Umweltverhalten nicht auf die Finger gucken lassen. Da die BUND-Kriterien nach vier Jahren Umweltliste bekannt sind, rechneten sie sich wohl eine schlechte Note aus."

Thomas Hollex, Marketing-Manager des holländischen PC-Herstellers Tulip, macht die Post mitverantwortlich für das Fehlen seines Unternehmens in der diesjährigen BUND-Liste. Der ausgefüllte Fragebogen sei beim Empfänger nicht angekommen.

Einen einfachen Grund für das Nichtauftauchen im Test nannte, Angaben der Umweltschützer zufolge, der Direktanbieter Gateway 2000: Der Direktvertreiber bietet nach eigenen Aussagen zur Zeit noch keine umweltfreundlichen Computer an. Wie Karola Bode, Geschäftsführerin der deutschen Niederlassung von Gateway 2000, erklärte, muß diese Aussage allerdings relativiert werden, da die derzeitigen Geräte "die Grundvoraussetzungen wie CE-Siegel voll, darüber hinausgehende Eigenschaften nur teilweise erfüllen". Derzeit bemüht sich die Managerin allerdings darum, das Umweltbewußtsein in der US-Zentrale zu schärfen. Zudem "warten wir alle auf die Elektronikschrottverordnung", so Bode, die im übrigen die BUND-Bemühungen für begrüßenswert erachtet.

Ärgerlicher erscheint die Haltung von PC-Krösus Compaq, der in seiner Absage an den BUND "nach reiflicher Überlegung" erklärte, daß "die Auswertung Ihres Fragebogens ... nicht die erforderliche Differenzierung zuläßt".

Gegenüber der CW erklärte Pressesprecherin Beate Keller zudem, daß man mit den Testverfahren des BUNDs nicht einverstanden war und deshalb auf die Teilnahme verzichtete.

Warum Compaq auf Fragen wie: "Verwenden Sie Flammschutzmittel in Rechnergehäusen?" nicht differenziert antworten kann, bleibt unklar. Auch gegenüber den BUND-Mitarbeitern konnten oder wollten sich die Münchner nicht erklären.

Statt dessen gibt es im Haus Compaq zahlreiche Mitteilungen über das Umweltengagement. So finden sich in Compaqs Total Quality Management und im Leitfaden zum Produktdesign Umweltgesichtspunkte, die auf eine lange Lebenszeit der Rechner, auf geringen Energieverbrauch, einfache Zerlegung und Wiederverwertung abzielen. Die Texaner gehörten außerdem zu den Gründungsmitgliedern der amerikanischen Environment Protection Agency (EPA), verzichten vollständig auf den Einsatz von Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) und polybromierte Biphenyle (PBBs) und fertigen die Gehäuse aus Polymeren oder Polymergemischen, die entsprechend VDI 2243 als verträglich eingestuft werden. Angaben darüber, ob Flammschutzmittel Verwendung finden und wenn ja, in welchen Systemen, fehlen allerdings.

Die BUND-Tester unterteilten den Fragebogen in Produkt- und Unternehmenskriterien. Wichtig war dem BUND insbesondere die Verwendung von Problemstoffen bei Gehäusen, weshalb die Frage nach Flammschutzmitteln und PVC mit 30 Prozent in die Gesamtbewertung (100 Prozent) einging. "Solche Flammschutzmittel enthalten Chlor und Brom, reichern sich in der Umwelt an und müssen als Sondermüll entsorgt werden", erklärt Thomas Lenius, Chemie-Experte beim BUND die Wichtigkeit der PC-Werkstoffe.

Die Einhaltung von Standards (Energiesparmechanismen und Umweltzertifikate) bewerteten die Tester mit zehn Prozent, ebenso die Art der Gerätekonstruktion für späteres Recycling. Die Unternehmenskriterien umfaßten die drei Punkte Management (20 Prozent), Service (zehn Prozent) und Information (20 Prozent).

Auffällig sei, so der BUND, daß viele Hersteller sehr wohl wüßten, wie umweltgerechte PCs herzustellen sind. Dieses Know-how würde auch für den Bau von Rechnern für die Unternehmens-DV genutzt. Bei Consumer-PCs würden viele Öko-Standards einfach fallengelassen. Ein Grund dafür könnte die Beschaffungspolitik der Unternehmen sein, die seit Dezember 1996 DV-Arbeitsplätze gemäß der Bildschirmarbeitsplatz-Verordnung ergonomisch gestalten müssen und deshalb generell auf Umweltkriterien Wert legen.

Bemerkenswert ist auch, daß sich bei der Frage nach dem Einsatz von Problemstoffen die IBM vom BUND ein "ungenügend" einhandelte und zusammen mit Olivetti und Dell das Schlußlicht bildet. Halogenierte Flammschutzmittel und PVC in Rechner- und Monitorgehäusen bei Teilen des Sortiments gaben den Ausschlag dafür. Allerdings hat sich Big Blue im Vergleich zu den Vorjahren gebessert und verwendet nun wenigstens in den Tastaturgehäusen standardmäßig kein PVC mehr - ganz auf den umstrittenen Werkstoff verzichten will der Hersteller (noch) nicht.

Die durchschnittliche Gesamtnote für IBM erklärt sich daraus, daß die Gerätekonstruktion und damit die Fähigkeit zum Recycling mit ausgezeichnet bewertet wurde. Die Kunststoffkennzeichnung nach ISO 11.469 sowie die Kriterien für den "Blauen Engel" seien bei Rechnern, Monitoren und Tastaturen erfüllt, so die Umweltschützer.

Wie wichtig die Frage nach einer langen Nutzungsdauer und Wiederverwendbarkeit von Werkstoffen ist, machen ein paar Zahlen deutlich: "1996 sind in Deutschland rund 8,5 Millionen PCs allein im Business-Bereich ausgemustert worden", schätzt der BUND. Pro Jahr fallen zirka 1,5 Millionen Tonnen Elektronikschrott an - rund ein Zehntel davon betreffen nach Berechnungen der Umweltschützer ausgemusterte Rechner, Drucker, Faxgeräte und ähnliches. "Der umweltfreundlichste Computer ist der, der gar nicht erst gebaut wird", so das Fazit der Naturschützer.

Neben IBM wurden die PC-Bauer Actebis (mit den Targa-Modellen), Apple, Fujitsu/ICL, Packard Bell/NEC und Vobis als durchschnittlich bewertet. Letzterer gehörte im vergangenen Jahr noch zu den Schlußlichtern im Öko-Test, verzichtet aber nun in den Rechnergehäusen auf gefährliche Flammschutzmittel sowie auf Schwermetalle in Gehäusen und Batterien.

Begrüßenswert ist auch die Tatsache, daß der Billiganbieter firmeneigene Altgeräte kostenlos zurücknimmt, was von den getesteten Unternehmen sonst nur Packard Bell/NEC und Apple in vollem Umfang offerieren. Die Apfel-Company geht sogar noch einen Schritt weiter und vergütet über ihre Händler den Kunden beim Neukauf eines Mac-Rechners einen festen Betrag für das Altgerät, das auch ein IBM-kompatibler PC sein darf.

Dell Computer widerspricht dem BUND

Im Test schnitt neben Dell nur noch Olivetti mit mangelhaft ab. Bis Redaktionsschluß war von den Italienern keine Stellungnahme dazu zu erhalten. US-Anbieter Dell als zweiter "Fünfer-Kandidat", der sich durch den Einsatz gefährlicher Rohstoffe schlechte Noten einhandelte, weist die Behauptung, "umweltschädliche Halogenflammschutzmittel und PVC für all unsere Systeme und Tastaturen zu verwenden", aufs Schärfste zurück. Hintergrund der Diskrepanz ist die Tatsache, daß die US-Zentrale von Dell nur Angaben über die "Optiplex"-Rechner gemacht hatte und die Werte für die "Dimension"-Serie, die von der deutschen Niederlassung bearbeitet wurden, unvollständig waren. "Bei Vorliegen aller Angaben hätte das Ergebnis auch anders ausfallen können", kommentiert der BUND in einer Fußnote das Testergebnis.