Platz 2 - Patrick Naef, Emirates

Der Überflieger

26.11.2009
Von 
Horst Ellermann ist Herausgeber des CIO-Magazins und Ambassador für CIOmove in Deutschland.

Nötiger Wandel

Als Naef im Februar 2006 nach Dubai kam, war schnell klar, dass hier ein grundsätzliches Change-Management gebraucht wurde. "Wir haben dann ein Projektteam mit 20 unserer besten Leute zusammengestellt, und sie für die dreimonatige Designphase dem Projekt zu hundert Prozent zugewiesen", erklärt Naef. Dieses Team arbeitete physisch getrennt vom Tagesgeschäft in einem separaten Projekthaus und wurde von einer Handvoll externer Moderatoren unterstützt, darunter jener Berater, den Naef mittlerweise duzt und herzt. Besonders zeichnete sich das Team dadurch aus, dass ihm keines der Mitglieder der Führungsebene angehört hat. "Radikales Umdenken und Loslassen von bisher gewachsenen Strukturen erreichen Sie nicht mit dem mittleren Management", sagt Naef: "Die Leute dort haben einfach zu viel zu verlieren."

In den drei Monaten Designphase hatte das Team den Auftrag, Vision und Strategie für die IT, die neuen Kernprozesse und daraus abgeleitet, eine neue Organisationsstruktur zu erarbeiten. "Intensive Kommunikation und regelmäßige Workshops mit dem Rest der Organisationen waren in dieser Phase entscheidend", sagt Naef. Danach erst wurde das Führungsteam für die neue Organisation ausgewählt. Die Implementierung dauerte weitere sechs Monate, in denen externe Berater die neuen Manager zusammen mit ihren Teams schulten.

Kann sein, dass Emirates sich einen so fundamentalen Umbau mit den entsprechenden Beratungskosten heute nicht mehr leisten würde. Alle Airlines klagen im Augenblick. Auch bei Emirates steigt der IT-Kostenanteil am Umsatz wieder Richtung 1,8 Prozent beziehungsweise womöglich darüber hinaus. Naef hatte ihn 2008 auf 1,4 Prozent drücken können. Die IT sei auch gar nicht teurer geworden. Aber der Umsatz ist gesunken, während Volumen und Komplexität des Flugverkehrs weiter wachsen. Emirates wird im Geschäftsjahr 2009/10 die Flugkapazität um 22 Prozent ausbauen. Nicht unbedingt, weil es im Luftraum gerade so viel zu verdienen gäbe, sondern weil dort in längeren Zyklen geplant wird. "Wir bekommen dieses Jahr 18 neue Flugzeuge", sagt Naef. "So etwas lässt sich nicht so schnell rückgängig machen."

Während Airbus also weitere A380 für Emirates zusammenlötet, bleibt dem CIO nur die Möglichkeit, weiter zu sparen oder neue Projekte mit neuem Wachstumspotenzial für die Gesamtfirma anzustoßen (siehe Interview). Beim Sparen gelingt das mit der neuen Struktur schon mal ganz gut: "Die IT-Kosten pro Anzahl der angebotenen Sitzkilometer sind mittlerweile auf 0,56 Cent gesunken", sagt der Airline-CIO. Letztes Jahr waren das noch 0,6 Cent, also gut acht Prozent mehr. Und um noch eine Kennzahl aus der Fliegerei zu nennen: Die durch die IT verursachten Flugverspätungen sind 2008 auf 0,38 Prozent gefallen und betragen im laufenden Geschäftsjahr gerade noch 0,14 Prozent. "Ich bin da immer noch nicht zufrieden", sagt Naef, "aber ich denke, wir sind jetzt schon unter dem Industrieschnitt."