Mobile Lösungen:Betriebssysteme

Der Trend geht zum Smartphone

08.11.2005
Von Schulze/Miedl 
Zentrales Kriterium bei den Handy/PDA-Zwittern ist das Betriebssystem. Im professionellen Umfeld ist Windows Mobile die wichtigste Plattform.

Mit der wachsenden Leistungsfähigkeit von Handheld-Computern und Smartphones verbreitern sich auch die geschäftlichen Einsatzmöglichkeiten der Minicomputer. Zwar dominiert bisher nach wie vor der Bereich Messaging - also E-Mail, Kontakt- und Adressverwaltung - , doch allein die vielen Innovationen im Bereich Hardware wie Datenfunk, schnellere Prozessoren und größere Displays führen zu ständig neuen Nutzungsmöglichkeiten. Ein nach wie vor zentrales Kriterium ist die Softwareplattform, und nach dem Abstieg des einstigen Marktführers Palm gibt es auf diesem Sektor derzeit viel Bewegung.

„Es gibt kaum noch PDA-Projekte auf Palm-Basis.“ Thomas Tuttenuj Geschäftsführer, Gutura
„Es gibt kaum noch PDA-Projekte auf Palm-Basis.“ Thomas Tuttenuj Geschäftsführer, Gutura

Laut den Marktforschern von IDC wurden 2004 erstmals mehr PDAs mit Windows Mobile verkauft als mit Palm OS. Allerdings befindet sich diese klassische Kategorie der stiftbedienten Handhelds auf dem absteigenden Ast: Die Zahl der verkauften "datenzentrischen PDAs" - wie die Analysten sie nennen - ist zwischen 2004 und 2005 um 25 Prozent gesunken. Gleichzeitig wächst der Markt der Smartphones überdurchschnittlich, wodurch über alle Kategorien hinweg betrachtet der weltweite Absatz mobiler Endgeräte um 105 Prozent gestiegen ist.

Symbian vor Microsoft

Quo vadis, Palm?

Im Kampf um die Kundengunst hat Palm, der Pionier des Handheld-Computings, mit Problemen zu kämpfen. Obwohl Palm noch immer der Marktführer unter den PDA-Herstellern ist, musste das Unternehmen laut den Marktforschern von IDC jüngst deutliche Einbußen beim Marktanteil in Kauf nehmen: Während der Gesamtmarkt für PDAs im zweiten Quartal 2005 im Vergleich zum Vorjahr um fast 21 Prozent zurückging, schrumpfte Palms Marktanteil im gleichen Zeitraum um über 41 Prozent. Dazu kommen Klagen der Anwender in den USA wegen Qualitätsmängeln beim Palm-Smartphone "Treo" sowie der jüngst angekündigte Verkauf der Betriebssystemsparte "Palm Source" an das japanische Unternehmen Access. Zudem setzt Palm auf die Version 5 des Betriebssystems PalmOS. Dieses ist bereits drei Jahre alt, der Nachfolger Palm OS 6 - seit 2003 fertig - wurde bislang von keinem Hersteller vermarktet. Stattdessen hat Palm nun ein erstes Gerät auf Basis der Windows-Plattform von Microsoft vorgestellt.

Damit sind die Voraussetzungen für die Palm-Plattform alles andere als günstig, um weiterhin eine große Rolle spielen zu können. Das scheinen auch die Anwender und die Palm-Partner zu merken: "Es gibt kaum noch PDA-Projekte auf Palm-Basis", meint Thomas Tuttenuj, Geschäftsführer der auf PDA-Anwendungen spezialisierten Gutura GmbH aus Waiblingen. "Palm war früher im Projektgeschäft stark nachgefragt, weil die Plattform stabiler und die Hardware günstiger war als die Windows-Geräte." Das habe sich inzwischen geändert. Im Projektgeschäft sei eine Verschiebung hin zu Windows-basierenden Geräten zu beobachten, die aus Tuttenujs Sicht auch sinnvoll ist: "Ich würde heute bei den meisten neuen Projekten zu Windows-PDAs raten."

Symbian stellt mit einer Steigerung von 215 Prozent mittlerweile alle Mitbewerber in den Schatten und liegt laut dieser Studie mit 62,8 Prozent Marktanteil deutlich vor Microsoft mit 15,9 und Palm mit 9,5 Prozent.

Trotz des steilen Aufstiegs von Symbian OS ist Windows Mobile im geschäftlichen Umfeld derzeit die wichtigste Plattform. Zu den Hauptgründen zählt, dass Microsoft hier den bekannten Kurs einer umfassenden Integration fährt. Das fängt bereits bei der Anwendungsentwicklung mit Visual Studio an; außerdem fällt den Anwendern die Integration in bestehende Windows-Infrastrukturen leichter als mit anderen mobilen Plattformen. Aus Sicht des Softwaremarkts spricht für Microsoft die strikte Vereinheitlichung der Plattform. Bisher hatten die Redmonder zwei Systemvarianten auf Basis des Windows-CE-Kerns im Programm: Windows Mobile für Pocket PC und Windows Smartphone. Mit der aktuellen Systemversion Windows Mobile 5.0 wurden beide Schienen zu einem Einheitssystem zusammengeführt, was Entwicklern bei der Vermarktung ihrer Software hilft.

Symbian bietet seinen Kunden gleich mehrere Derivate an - derzeit sind es Serie 60, 80, 90 und UIQ. Im Wesentlichen unterscheiden sie sich im Displayformat, in der Auflösung und der Eingabemethode (Tastatur oder Stift). Der Vorteil dieser Strategie ist: Lizenznehmer haben eine gewisse Auswahl und können sich über die Software von der Konkurrenz differenzieren. Für Kunden heißt das allerdings, dass sie beim Kauf von Software für die Symbian-Plattform genau hinsehen müssen, ob für das jeweilige Derivat die gewünschte Anwendung verfügbar ist.

Jan Schulze und Wolfgang Miedl sind freie Journalisten in Erding bei München.