Kritik am internationalen Auftreten der Telekom

- der TK-Achse Bonn-Paris deuten sich Unstimmigkeiten an

19.09.1997

Wie vergangene Woche bekanntwurde, gibt der französische Staat nun doch rund ein Drittel seines Kapitals an France Télécom ab. 20 Prozent sind für private und institutionelle Anleger reserviert, die vom 22. September an zeichnen können. In einer zweiten Etappe sollen, wie eine französische Expertenkommission Premierminister Jospin vorgeschlagen hat, Deutsche Telekom und France Télécom zwischen sieben und acht Prozent ihres Kapitals austauschen, die restlichen drei bis vier Prozent der Anteile des noch-staatlichen französischen Carriers bleiben für Mitarbeiter reserviert.

Keine Beteiligung der Telekom "am Spaß"

Sowohl in Paris als auch in Bonn stößt indes die schon zu Zeiten der früheren Chefs beider Gesellschaften, Marcel Roulet und Helmut Ricke, immer wieder angedachte Kapitalverflechtung auf ungewohnte Zurückhaltung.

Telekom-Vorstandsvorsitzender Ron Sommer sprach gegenüber dem Wirtschafts-Informationsdienst "vwd" lediglich von einer Grundlage, auf der man über eine "Beschleunigung der Synergieeffekte in der Partnerschaft" reden könne. Das Going Public von France Télécom "erlaube" auch eine gegenseitige Beteiligung, "aus Spaß" werde ein solcher Schritt aber nicht erfolgen.

Kritische Äußerungen gibt es aber auch von der Gegenseite. So ist laut "Handelsblatt" in dem Premierminister Jospin vorliegenden Bericht der Expertenkommission unter anderem von einem Klärungsbedarf hinsichtlich des internationalen Geschäfts beider Partner die Rede. Stein des Anstoßes sind offenbar die in Paris als "geschütztes Jagdgebiet" der Telekom angesehenen Länder Mittel- und Osteuropas. Darüber hinaus wird den Bonnern der Hang zum "Einzelkämpfer" vorgeworfen, was sich etwa an der gescheiterten gemeinsamen Bewerbung um die spanische Telefongesellschaft Retevison gezeigt hätte. Auch in Italien wäre man mit den ursprünglich gemeinsamen Plänen für einen Einstieg bei Olivetti gescheitert, heißt es. Insider vermuten, daß man in der Telekom-Chefetage verärgert über die Verzögerungen bei der Privatisierung von France Télécom ist. Das Linksbündnis um Premierminister Jospin hatte bekanntlich nach seinem Wahlsieg im Mai den für Juni vorgesehenen Börsengang kurzerhand gestoppt und sich erst vor kurzem doch noch zu einer Kapitalöffnung durchgerungen. Gleichzeitig wird der Telekom aber Konzeptionslosigkeit bei ihrer Internationalisierungsstrategie vorgeworfen. "Wenn sie international auftreten wollen, müssen sie für neue Märkte entsprechende Produkte oder Geld für Beteiligungen an lokalen Unternehmen haben. Die Telekom hat beides nicht", zitiert "vwd" einen externen Berater des Bonner Carriers. Wiederholt habe der Konzern bei Verhandlungen "im letzten Moment gekniffen", etwa in Spanien und Südafrika. Entscheide man sich dann doch für einen Einstieg, werde - wie in Malaysia - aufgrund ungeschickter Verhandlungen viel zuviel gezahlt.