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Der Telekom laufen die Ortsnetzkunden weg

28.08.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Öffnung des Ortsnetzgeschäfts für die Konkurrenz hat für die Deutsche Telekom dramatische Folgen. Wie das Vorstandsmitglied Josef Brauner im Vorfeld der IFA bekannt gab, fürchtet die Festnetzsparte T-Com, bis Jahresende knapp 20 Prozent Marktanteil im Ortsnetz zu verlieren. Vor zwei Wochen hatte Konzernchef Kai-Uwe Ricke auf der Halbjahrespressekonferenz bereits mitgeteilt, dass sein Unternehmen bis Ende Juni zehn Prozent seiner Gesprächsminuten an den Wettbewerb abgeben musste. Ende 2002 hatte der Telekom-Anteil noch bei 95 Prozent gelegen.

Seit Jahresbeginn muss der ehemalige Staatsmonopolist auch im Ortsnetz Konkurrenz zulassen. Seit April können Kunden überdies ihre lokalen Telefonate über Wettbewerber abwickeln, ohne dazu ihren Telekom-Anschluss kündigen zu müssen. Brauner zufolge nutzen inzwischen über 700.000 der insgesamt rund 40 Millionen Festnetzkunden dazu eine feste Voreinstellung am Telefon (Preselection). Der T-Com-Chef befürchtet im Gesamtjahr Umsatzeinbußen von rund 200 Millionen Euro durch die Konkurrenz im Ortsnetz. Das endgültige Ausmaß hänge indes von der künftigen Tarifgestaltung der Telekom und ihrer Wettbewerber ab, so Brauner. Zudem werde ein Teil der verlorenen Einnahmen durch den Anfang September beginnenden Anstieg der monatlichen Grundgebühr für analoge Telefonanschlüsse um 1,94 auf 15,66 Euro kompensiert.

Das Geschäft mit breitbandigen Internet-Zugängen erweist sich dagegen als Wachstumstreiber für die Telekom. Brauner erwartet nun, dass sein Unternehmen bis Jahresende insgesamt 4,2 Millionen DSL-Anschlüsse verkauft haben wird. Bislang war der Bonner Konzern nur von vier Millionen ausgegangen, mit aktuell 3,9 Millionen Breitbandzugängen sei dieses Ziel jedoch fast schon erreicht. Bis 2010 will der TK-Riese die Zahl der DSL-Verträge auf 15 Millionen steigern. (mb)