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Thema des Tages

Der Tag der Telcos

05.10.1999
Thema des Tages

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die größte Übernahme der Geschichte ist perfekt: MCI Worldcom übernimmt laut "Wall Street Journal" für rund 129 Milliarden Dollar (davon 115 Miliarden in Aktien, der Rest durch Übernahme von Verbindlichkeiten) den Konkurrenten Sprint. Der Deal, der heute in New York offiziell bekanntgegeben wird, vereinigt den zweit- und drittgrößten US-Anbieter von Ferngesprächen zu einem Global Player mit geschätzten Jahreseinnahmen von mehr als 65 Milliarden Dollar und einem Anteil von 30 Prozent im amerikanischen Long-Distance-Markt. Die Börsenbewertung von MCI Worldcom-Sprint dürfte (inklusive des Mobilfunkbereichs) bei über 200 Milliarden Dollar liegen und die Company damit zum größten Carrier der Welt machen. Dem Vernehmen nach wird MCI-Worldcom-Chef Bernard

Ebbers CEO (Chief Executive Officer) des neuen Riesen, Sprint-Boß William Esrey nimmt auf dem Chairman-Sessel Platz. Aus dem Rennen um den Zuschlag für Sprint sind damit Bell South, deren 100-Milliarden-Gebot MCI-Worldcom noch einmal kräftig überboten hat, sowie die Deutsche Telekom, der ebenfalls großes Interesse nachgesagt worden war.

Statt dessen steigt der Bonner Carrier für 850 Millionen Dollar mit 35 Prozent bei der im Staatsbesitz befindlichen Kroatischen Telecom (HT) ein. Dabei setzte sich die Telekom gegen die skandinavische Allianz aus Telia (Schweden) und Telenor (Norwegen) durch, deren Gebot mit 641 Millionen Dollar deutlich niedriger gelegen hatte. Die kroatische Regierung hatte das eigentlich schon geschlossene Verfahren daraufhin erneut geöffnet und dem Unternehmen von Ron Sommer damit den Weg geebnet. Die beratenden Analysten waren sich offensichtlich ausgesprochen uneins über den Wert des mitteleuropäischen TK-Unternehmens. "Telia und Telenor sind mit unterschiedlichen Modellen zu einer sehr ähnlichen Bewertung gelangt", erklärte Lars Lindborg von Telia gegenüber der "Financial Times". "Die Deutschen haben anscheinend einen Wert entdeckt, der uns verborgen geblieben ist. Erklären kann uns das niemand." Andrea Salvato, Vice-President beim Telekom-Berater Chase

Manhattan, kontert: "Wir sind uns unserer Bewertung ganz sicher. Uns ist es ein Rätsel, warum die Schweden so niedrig geboten haben."

Last but not least hat France Télécom von Vodafone Airtouch Plc. deren 17,24prozentigen Anteil am deutschen Mobilfunkanbieter E-Plus übernommen und dafür 1,82 Milliarden Dollar hingeblättert. Dieser Preis liegt deutlich am oberen Ende der Marktbewertung für E-Plus und unterstreicht damit die Ambitionen des französischen Carriers für eine europäische Expansion. Die Pläne von France Télécom gehen nämlich noch deutlich weiter: Falls die übrigen E-Plus-Eigner Bell South und Otelo sich von ihren Anteilen trennen möchten, wollen die Franzosen den kleinsten der deutschen Mobilfunkanbieter sogar komplett übernehmen.