Anmerkungen zum Thema System 7

Der Systemordner wurde völlig neu gestaltet

12.06.1992

Lange hat es ja schon gedauert, bis es endlich soweit war. Aber das Warten auf das neue Betriebssystem hat sich gelohnt. Zumindest für die Anwender der Mittelklasse und Top-end-Macs, denn hier sorgt das neue System 7.0 für spürbare Arbeitserleichtungen. Besonders Besitzer älterer Macs und der Classic-Rechner bleiben oft lieber bei ihrem gewohnten System der 6er Serie, obwohl auch diese Rechner auf System 7 aufgerüstet werden können. Hier spielt nämlich noch ein anderer Umstand eine Rolle.

Jetzt rächt es sich, daß einige Hersteller von Mac-Anwendungsprogrammen sich nicht an die strengen Vorgaben seitens Apple, was die Programmierung betrifft, gehalten haben. Was mit kleinen Tricks unter System 6.0x noch funktioniert hat, läuft dann unter System 7 nicht mehr. Anwender, die nun unbedingt mit so einem Programm arbeiten müssen, sollten also erst dann auf System 7 aufrüsten, wenn ihre Software in einer System-7-sicheren Version angeboten wird. Die andere große Gruppe, die auf System 7 vorläufig verzichten muß, sind jene, deren Macs über zuwenig Speicher und Plattenkapazität verfügen. Man sollte schon mindestens 4 MB Arbeitsspeicher sein eigen nennen, wenn man die neue Oberfläche installieren will.

System 7.0 und die erweiterte Version 7.1 zeichnen sich zunächst durch eine neue Gestaltung der Desktop-Oberfläche aus. Am rechten Rand der Menüleiste erscheint ein kleines Mac-Symbol unter dem die Programme aufgerufen werden können, die gerade geladen sind.

Damit ist eines klar: System 7 befähigt den Mac automatisch zum Multitasking.

Vollkommen urngestaltet wurde der Systemordner. Während bei den alten Systemen sämtliche Dateien, die irgend etwas mit dem System zu tun hatten, in den Systemordner gelegt worden sind, ist System 7 mit einer ganzen Reihe von Unterordnern ausgestattet, was eine wesentlich übersichtlichere Verwaltung der Systemdateien ermöglicht. "Startobjekte", "Apfel-Menü", "Kontrollfelder" und viele andere haben jetzt ihren Platz im Systemordner.

Ein weiteres erfreuliches Feature hieran ist, daß die entsprechenden Dateien beim Kopieren in den Systemordner in der Regel automatisch in den richtigen Unterordner weitergeleitet werden.

Zum alten Eisen gehört bei System 7 eine weitere Utility, die jeder Mac-Anwender kannte und die ihm viel Zeit raubte - der "Font D/A-Mover". Schriften und Desk-Accessories können jetzt ohne dieses Hilfsprogramm ins System oder in den Ordner Apfel-Menü kopiert werden. Bei den Schriften ist die wesentliche Neuerung die Abkehr von den bislang üblichen Bitmap-Fonts und die Hinwendung zum neuen Standard Truetype, der seit Windows 3.1 auch in der PC-Welt Einzug gehalten hat. Während man bei den Bitmap-Fonts eine eigene Definitionsdatei für jede Schriftgröße brauchte, genügt bei Truetype eine einzige Definition. Truetype kann über eine spezielle Software auch bei Macs, die unter einem 6er System laufen, nachgerüstet werden.

Mehr Komfort für die Mittel- und Oberklasse

Neben diesen Leistungen, die auch den Low-end-Macs zugute kommen, sorgt System 7 bei den Mittelklasse- und Top-end-Systemen für noch mehr Komfort. Anwender, die über Graustufenoer Farbmonitore verfügen, können das Erscheinungsbild auf ihren Bildschirm jetzt farbiger und individueller gestalten. Für den Einsatz im Netzwerk gibt es unter System 7 eine neue Filesharing-Software, mit deren Hilfe man auch anderen Teilnehmern im Netz den Zugriff auf die eigene Festplatte oder einzelne Ordner erlauben kann. Und in Sachen Speicherverwaltung können jetzt auch mehr als 8 MB verwaltet werden, im Extremfall bis zu 128 MB.

Und schließlich hat Apple das Feature der "Interapplication Communication" (IAC) ins System 7 integriert. Diese Neuerung, die allerdings von den Anwendungsprogrammen auch unterstützt werden muß, soll den Tausch von Befehlen und Daten von einem Programm zum anderen ermöglichen. Eine einfache Anwendung der IAC trägt bei Apple die Bezeichnung "Herausgeben und Abonnieren". Ähnlich wie unter Windows 3.1 lassen sich damit Daten definieren, die, sobald sie in einem Programm geändert werden, automatisch auch für die entsprechenden Modifikationen in anderen Programmen sorgen.

Mit System 7 verfügt die Mac-Welt zweifellos über ein Betriebssystem, das den entsprechenden PC-Systemen Windows 3.1 und OS/2 weit überlegen ist. Selbst die Mac-Anwender, die weiter unter den 6er Systemen arbeiten, sind gegenüber den DOS-PCs im Vorteil, was die Benutzerführung betrifft. Klar ist aber auch, daß man allein mit Schönheit im DV-Umfeld keine Preise Gewinnen kann. Die Frage, ob System 6.x oder System 7 stellt sich letztlich nur denjenigen, die ohnehin bereits Macintosh-Rechner in ihr DV-Umfeld integriert haben.